0360 - Mörder-Magie
trat zu ihr.
»Wir wurden alarmiert, wie hier ein Fahrzeug explodiert ist«, sagte er.
»Wir fanden den Mann direkt neben dem Wagen, fast in den Flammen. Er war bewußtlos. Was mit ihm ist, wird man Ihnen im Krankenhaus sagen können. Ich weiß nicht, ob und wie schwer er verletzt ist. Vielleicht hat er auch nur eine Rauchvergiftung.«
»Wie ist der Wagen explodiert?«
Das konnte Nicole niemand sagen.
»Lassen Sie das Fahrzeug sicherstellen, diesen Schrotthaufen. Ich bin sicher, daß sich Scotland Yard dafür interessiert. Das ist der Wagen, mit dem eine Entführung durchgeführt wurde.«
»Wollen Sie uns etwa vorschreiben, was wir zu tun haben?« wurde sie von einem anderen Polizisten scharf gefragt.
»Ich habe eine Empfehlung ausgesprochen«, sagte Nicole kühl. »Sie können sie befolgen oder auch nicht. Wenn nicht, werde ich mich über Sie beschweren.«
»Das steht Ihnen frei«, wurde ihr gesagt. »Trotzdem hätten wir erst einmal gern Ihre Personalien.«
Nicole explodierte fast, bis sie erkannte, daß das tatsächlich vorschriftsgerecht war. Sie hatte selbst angedeutet, mit der Sache zu tun zu haben. Also wollte man wissen, wer sie war. Allein schon fürs Protokoll und die ordnungsgemäße Bearbeitung des Falles. Aber in iher Sorge nicht nur um Zamorra, sondern auch um Babs und Gryf war sie ungeduldig und nervös. Sie versuchte sich zusammenzureißen. Die Polizisten taten hier nur ihre Pflicht und waren im Recht. Es hatte keinen Sinn, einen Streit vom Zaun zu brechen.
Sie machte ihre Angaben, direkt auch zu Zamorras Person. »Zamorra war den Entführern auf der Spur, zusammen mit Mister Llandrysgryf«, fügte sie schließlich hinzu. »Die Entführte muß sich irgendwo in der Nähe befinden, dessen bin ich sicher.«
»Es wäre des Professors und auch Ihre Pflicht gewesen, die Polizei zu unterrichten. Wir hätten uns schon darum gekümmert, oder eben der Yard.«
Nicole seufzte. Es hatte keinen Sinn, dem Mann etwas von Zeitverlust und den weiteren bedrohlichen Umständen zu erzählen. Er hätte ihr doch nicht geglaubt, sie höchstens ausgelacht.
»Es muß hier in der Nähe Hinweise geben«, beharrte sie. »Ich werde sie finden.«
»Das ist Sache der Spurensicherungsabteilung«, sagte der Beamte. »Wir werden auf die Spezialisten warten.«
Inzwischen war die Straße wieder einigermaßen befahrbar; das ausgebrannte, noch heiße Wrack stand ziemlich am Rand. Die Feuerwehrfahrzeuge rückten wieder ab, nur die Polizei blieb, um erstens das Wrack vor Unbefugten zu sichern, bis ein Bergungsfahrzeug eintraf, und zweitens den beginnenden morgendlichen Verkehr um das Hindernis herumzuleiten. Zugegebenermaßen hielt sich der Verkehr in diesem Außenbereich Londons in überschaubaren Grenzen. Chaotisch wurde es erst in der City.
Nicole schüttelte den Kopf. Die Leute hatten ihre Vorschriften, von denen sie nicht einmal abweichen durften, wenn sie Nicole die fantastische Geschichte hätten glauben dürfen. Also mußte sie die Sache selbst in die Hand nehmen und nach Spuren ganz besonderer Art lauschen, bevor das Spurensicherungskommando sie zertrampelte.
Magische Spuren…
Zu Zamorra konnte das Amulett sie nun nicht weiter leiten. Den hatte sie gefunden, und nun war er fortgebracht worden. Sie wußte nicht, wie es ihm ging, und die Ungewißheit verstärkte ihre Nervosität und Gereiztheit noch. Das Amulett hatte sie aus dem Wagen mitgenommen und in der Innentasche ihrer Lederjacke verborgen. Jetzt holte sie es hervor. Worauf sollte sie es einstimmen? Würde es Gryf finden können? Sie zweifelte daran.
Langsam schritt sie über den Gehweg. Wenn sie Pech hatte, waren Babs und Gryf meilenweit entfernt, und nur ein Teil des Kampfes hatte sich hier abgespielt.
Aber dann sah sie die schwarzen Reifenspuren auf der Straße.
Hier war ein Wagen entweder im Superkavalierstart losgedüst oder es hatte eine Vollbremsung gegeben.
Direkt vor einer offenstehenden Zaunpforte.
Etwas in Nicole schlug Alarm. War das die Spur, die sie suchte?
Sie durchschritt die Zaunpforte. Von den Polizisten achtete niemand so recht auf sie. Man registrierte zwar, daß sie auf das Haus zuging, maß dem aber keine Beachtung bei. Ihr konnte es nur recht sein.
Sie wußte, daß sie sich vielleicht in die Höhle des Löwen begab. Aber sie wußte auch, daß sie es tun mußte.
Die Haustür war halb geöffnet, dahinter brannte Licht. Erstaunlich, dabei war es schon hell geworden. Und die Helligkeit des Morgens zeigte Nicole, daß die Stufen der
Weitere Kostenlose Bücher