0360 - Mörder-Magie
fehlt wirklich nichts«, behauptete er. »Die paar Kratzer bringen mich nicht um. Hat der Wagen Funk?«
»Natürlich hat der Wagen Funk«, versicherte ihm der Arzt. »Aber nun legen Sie sich wieder hin und…«
»Funken Sie die Polizei an«, verlangte Zamorra rauh und nannte den Namen und das Revier des Leutnants, mit dem sie zu tun gehabt hatten. »Es geht um eine Entführung und Mordversuche! Und wenn der Lieutenant im Bett liegt, soll er geweckt werden… es ist wichtig.«
»Ja, sicher, Sir. Aber Sie müssen sich jetzt trotzdem wieder hinlegen, auch wenn Sie glauben, unverletzt zu sein, was ich sehr bezweifele. Die Vorschrift…«
»Zum Teufel mit Ihrer Vorschrift«, knurrte Zamorra, legte sich aber wieder hin. Solange der Wagen fuhr, konnte er ohnehin nichts tun. Der Arzt allerdings tat auch nichts, zumindest sorgte er nicht dafür, daß die Polizei angefunkt wurde. »Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen«, empfahl er. »Es geht alles seinen geregelten Gang.«
»Die Aufregung verschaffen nur Sie mir, Doc«, knurrte Zamorra, »wenn Sie nicht tun, worum ich Sie bitte…«
Als Patient mit Ärzten zu diskutieren, hatte noch nie viel Zweck gehabt. Dabei taten die Samariter auch nur, was sie tun mußten, weil sie in gutem Glauben handelten. Daß dieser Arzt bei Zamorra falsch lag, war nicht mal seine Schuld.
Endlich stoppte der Wagen an der Notaufnahme des Krankenhauses. Die Tür wurde von außen aufgerissen, die Trage herausgezogen. Noch schneller war Zamorra aufgesprungen und stand schon aufrecht neben dem Ding.
Er war selbst gespannt darauf, wie er das verkraftete.
Er verkraftete es recht leicht. Kein Schwindelgefühl, keine Schmerzen, keine Kopfschmerzen. Da war nur die leichte Schwäche, aber die kam von der Anstrengung der Nacht her, ebenso wie die Müdigkeit. Aber er hatte ja immerhin auch schon einiges hinter sich und war geraume Zeit auf den Beinen. Da war das völlig normal.
»Aber, Sir, Sie dürfen nicht…«, keuchte der Arzt entsetzt.
»Und ob«, versicherte Zamorra ihm. »Ich entlasse mich auf eigene Verantwortung aus Ihrer Obhut. Ich habe nämlich noch einiges zu tun. Können Sie mir ein Taxi besorgen?«
Er rechnete damit, daß die Sanitäter ihn wieder auf die Trage drücken würden. Aber sie faßten ihn nicht an. Kluge Leute, dachte Zamorra zufrieden. Ob ihre Klugheit nun aus der Überlegung resultierte, daß er sich wehren könnte, oder ob sie einfach annahmen, daß ein Mann seines Auftretens gesund sein mußte, blieb dahingestellt.
»Ich kann das nicht zulassen…«
Zamorra hatte unten an der Straße vor dem Krankenhaus den Taxistand entdeckt. Zu frühmorgendlicher Stunde waren keine Besuchszeiten, deshalb stand auch nur ein einziger Wagen da, und der Fahrer schlief den Schlaf der Gerechten. Zamorra verzichtete auf einen formellen Abschied vom Krankenhauspersonal und spurtete die Zufahrtsrampe hinunter zum Taxi. Er riß die Tür auf und warf sich auf den Beifahrersitz.
»Guten Morgen, Sir. Morgenstund hat Gold im Mund. Fahren Sie los.«
Der Fahrer brauchte ein paar Sekunden, um wach zu werden. Eine Fünfzig-Pfund-Note beschleunigte den Vorgang ungemein. Zamorra war im allgemeinen nicht so großzügig, aber für ihn ging’s um Sekunden. Da waren Gryf und Babs in dem Kellerraum. Und Zamorra wollte es nicht riskieren, andere Leute in diese Hölle zu schicken, um die beiden herauszuholen. Das konnte nur er machen, wenn er sich dazu das Amulett zurückholte, was mit einem Gedankenbefehl zu erledigen war. Außerdem lag da unten im Keller sein Dhyarra-Kristall, der nicht unbedingt als »Beweisstück Nummer soundso« im Polizeiarchiv verstauben sollte.
»Wohin, Sir?« Der Fahrer sah Zamorra fragend an, während er bereits den Motor des Taxis startete.
»Weiß ich nicht«, gestand der Professor. »Aber Ihre Kollegen werden’s wahrscheinlich wissen, wenn Sie über Funk nachfragen. Irgendwo in der Nähe ist ein Bentley explodiert und ausgebrannt. Zumindest ein Krankenwagen war da, folglich wohl auch Polizei und Feuerwehr. So etwas spricht sich doch herum. Und genau zu dem ausgebrannten Blentley muß ich, und zwar schneller als James Bond zu reisen pflegt.«
»Moment, ich frage mal nach.«
Eine Minuten später war das Ziel bekannt.
***
Alpha brauchte Ted Ewigk nicht lange zu suchen. Der Machtkristall verriet ihn. Alpha brauchte nur der Ausstrahlung zu folgen. Aus dem Nichts heraus materialisierte er neben dem Mercedes.
Ted Ewigk lag zusammengesunken halb über dem Beifahrersitz und
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