0364 - Mein Job in der Todeszelle
knirschte der Mann.
»Dann darf ich vielleicht hereinkommen.«
»Ich habe Anweisung, niemand einzulassen.«
»Das ist die Genehmigung, das Haus von Mr. Cumbers zu besuchen - auch gegen den Willen des Besitzers.«
Der Gorilla schwieg. Aus hasserfüllten Augen sah er mich an.
Kurz entschlossen trat ich einen Schritt vor, schob den Gorilla zur Seite und schlug die Tür zu.
»Sie werden mich auf dem Gang durchs Haus begleiten«, sagte ich in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Ich machte ihn auf die Folgen aufmerksam, falls er sich gegen die Durchsuchung zur Wehr setzte.
»Wer hält sich im Haus auf?«
»Außer mir niemand«, sagte er. Ich merkte genau, dass der Bursche log.
»Seit wann sind Sie so krank, dass Sie einen Arzt brauchen?«
»Ich brauche keinen Arzt«, antwortete er mürrisch.
»Und was wollte der Doc heute Morgen bei Ihnen?«
»Verdammter Schnüffler.«
Ich überhörte die Liebkosung.
»Wann kommt der Boss zurück?«
»Ich weiß es nicht.«
»Bringen Sie mich sofort zu dem Kranken, den der Doc heute Morgen besucht hat. Der Mann hat doch eine Schussverletzung, nicht wahr?«
Der Gorilla zuckte, wie von einem Peitschenhieb getroffen, zusammen.
»Besitzen Sie einen Waffenschein?«
»Ich, nein«, stotterte er.
»Dann nehmen Sie für einen Augenblick die Hände hoch und drehen Sie sich zur Wand.«
Der Gangster gehorchte. Ich griff in sein Schulterhalfter und fand eine großkalibrige Pistole. Mit einem Griff tastete ich seine Taschen ab, sie waren leer bis auf einen Zündschlüssel, den ich in meine Jacke gleiten ließ.
»Unbefugter Waffenbesitz ist streng verboten, das müssten Sie wissen. Marsch, zum Krankenzimmer.«
»Sie irren, Agent Cotton, es ist wirklich niemand im Hause«, brüllte der Gorilla plötzlich mit voller Lautstärke, »das FBI ist auf einer falschen Fährte.«
»Und warum schreien Sie so laut?«, flüsterte ich und stieß ihn voran.
Oben, neben dem Treppenaufgang, befand sich eine schmale Zimmertür. Ich steuerte kurz entschlossen darauf zu.
»Gehen Sie da nicht hinein«, raunte der Gorilla. Ich schob ihn zur Seite.
Die Tür war abgeschlossen, der Schlüssel steckte von innen.
Ich klopfte.
»Aufmachen! FBI!«, rief ich.
Bei dieser Lautstärke wären selbst Scheintote aus den Betten gepurzelt, aber hinter der Tür blieb alles still.
»Haben Sie einen zweiten Schlüssel?«, fragte ich den Gorilla.
Er schüttelte den Kopf.
Ich wiederholte mein Klopfen und rief: »Wenn Sie nicht aufmachen, sprenge ich das Schloss.«
Ein höhnisches Gelächter antwortete.
Ich nahm Anlauf und warf mich mit der Schulter gegen die Tür. Ich sah keine Wirkung und wiederholte diesen Rammstoß. Ohne den geringsten Erfolg.
»Vorsicht, ich schieße«, warnte ich.
Mit der 38er Smith & Wesson zielte ich sorgfältig auf die verwundbare Stelle des Schlosses.
Der Gorilla blieb mit respektvollem Abstand hinter mir. Mein Schuss hallte wie ein Kanonenschlag durch den großen Flur. Ich schoss dreimal, bis mir Holzsplitter um die Ohren flogen. Dann versetzte ich der Tür einen Tritt mit dem rechten Fuß. Krachend flog sie auf.
Ich sah einen umgekippten Tisch. Dahinter hockte ein Mann mit Kopfverband. Im gleichen Augenblick ratterte die Maschinenpistole los.
»Wo ist der Mord passiert?«, fragte Phil den Parkwächter.
»Im Kings Hotel , Agent Decker. Ich machte meine Runde durch den Park und sah zufällig zum Kings Hotel hinüber. Es waren nur vier oder fünf Zimmer beleuchtet. Plötzlich wurde ein Fenster aufgestoßen. Eine Frau stellte sich mit dem Rücken davor, sie schien vor irgendetwas zurückzuweichen. Dann warf sie sich nach vorn, und ich konnte sie nicht mehr sehen. Ich sah einen Mann einen Augenblick lang am Fenster.«
»Wissen Sie genau, dass es ein Mann war? Es ist doch sehr weit bis zum Hotel, und es war dunkel.«
»Ja, es war ein Mann. Ich erkannte es an der Kopfform und den kurz geschorenen Haaren. Dieser Kerl bückte sich, und dann sah ich, wie er die Frau über die Fensterbrüstung hob. Ich sah genau, wie der Körper an der Hauswand entlang fiel. Es war entsetzlich, in der Nähe zu sein und nicht helfen zu können.«
»Konnten Sie feststellen, was der Mann trug? Ich meine, einen Pyjama oder einen Hausmantel?«
»Nein, er trug einen Anzug, einen dunklen Anzug. Auf die Farbe kann ich mich allerdings nicht festlegen.«
Phil und der Wächter gingen mit schnellen Schritten über die Amsterdam Avenue. Vor dem Eingang des Kings Hotels standen mehrere Polizeiwagen. Auch der
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