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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufmerksam und wachsam sein, mußte über möglichst alles Bescheid wissen, was in seiner Umgebung vorging.
    Leonardo deMontagne, einstmals Mensch, jetzt Dämon und gar Fürst der Finsternis, war einer jener, die kaum jemals wachsam genug sein konnten, denn nur zu viele andere Dämonen neideten dem Emporkömmling seine Stellung. Nur daß Magnus Friedensreich Eysenbeiß, Leonardos einstiger Berater, nun der Stellvertreter des höllischen Kaiser LUZIFER geworden war, verschaffte Leonardo etwas Ruhe und vielleicht sogar zeitweise fast Anerkennung. Denn er intrigierte kaum weniger stark gegen den noch größeren Emporkömmling, als die anderen es taten. Doch offen konnte niemand gegen Eysenbeiß Vorgehen, um ihn zu stürzen. Denn LUZIFER hatte zu Eysenbeißens Thronbesteigung geschwiegen.
    So sammelte Fürst Leonardo, wie viele andere Dämonenherrscher, Informationen wie Mosaiksteine. Irgendwann mochte sich aus zehntausend kleinen Bruchstücken ein großes Bild ergeben, das dazu dienen konnte, Eysenbeiß zu stürzen.
    Natürlich sammelten andere auch Informationen über das, was Leonardo heimlich tat. Er mußte vorsichtig sein.
    Seiner Vorsicht verdankte er es, frühzeitig von einem Dämon zu erfahren, dessen Namen er niemals gehört hatte. Dieser Dämon sollte sich auf der Erde befinden, fest an einen Ort gebunden, der Ghet-Scheng hieß. Und dieser Dämon wollte etwas wissen. Er beschrieb einen Mann, den er hatte beobachten lassen, als er gerufen wurde.
    Wer ist der Parapsychologe Zamorra, und was sind seine Fähigkeiten und Kräfte? hatte der Dämon von Ghet-Scheng seine Frage an Eysenbeiß gerichtet.
    Was Eysenbeiß antwortete, interessierte Leonardo nicht. Ihn wunderte nur, daß ein Dämon den Namen Zamorra nicht zu kennen schien.
    »Wer ist dieser Dämon, und wo befindet sich Ghet-Scheng?« murmelte Leonardo vor sich hin.
    Er befand sich in seinen ganz privaten Kavernen, die er gegen alle Spione abgeschirmt hatte. Hier hatte nur einer Zutritt - sein Leibwächter und Vasall Wang Lee Chan. Leonardo hatte ihn einst aus der Vergangenheit geholt und zu sich genommen, den einstigen mongolischen Stadtfürsten. Wang Lee hatte sich rasch in der Gegenwart eingelebt, aber als Leonardo Fürst der Finsternis wurde, war Wang Lee ihm in die Schwefelklüfte gefolgt.
    Jetzt aber ruckte Wang Lees Kopf hoch. Der Name Ghet-Scheng elektrisierte ihn. Der für einen Mongolen ungewöhnlich hochgewachsene, muskelbepackte Mann mit dem kahlen, tätowierten Schädel sah seinen Herrn an.
    »Ihr sprecht von Ghet-Scheng, Herr? Ihr habt den Namen dieser Stadt erwähnt?«
    Leonardo richtet sich halb von seinem Lager auf, auf dem er vor sich hin brütete. »Du kennst Ghet-Scheng?« fragte er verwundert.
    »Ob ich es kenne«, stöhnte Wang Lee auf. Er preßte die Hände gegen die Schläfen. »Herr, ich war lange Jahre meines Lebens in Ghet-Scheng…«
    »Dann sprich!« verlangte Leonardo. »Du weißt, welch enge Grenzen meine Geduld hat.«
    »Ihr wißt, Herr, daß ich einst der Fürst einer Stadt war«, sagte er.
    »Ja. Wobei mich der Ausdruck ›Stadt‹ wundert«, sagte Leonardo. »Ihr Mongolen seid ein Nomaden- und Reitervolk! Ihr habt nie Städte gebaut.«
    »Und doch irrt Ihr Euch, Herr«, sagte Wang Lee. »Ich muß es besser wissen, denn ich ließ diese Stadt errichten und von Mauern umgeben, um sie vor räuberischen Horden zu schützen. Aber der Schutz war nicht gut genug. Denn der verhaßte Temudschin überrannte die Mauern und ließ die Befestigungen schleifen. Ihr wißt es. Ich schwor ihm Rache, doch ich erreichte ihn nie. Denn der Zeit-Dämon holte mich aus meiner Welt.«
    Leonardo sah ihn an. Selbstverständlich kannte er diesen Teil der Geschichte.
    »Du sprichst selten davon«, sagte er. »Aber ich entnehme deinen Worten, daß Ghet-Scheng jene Stadt war? Doch wenn sie geschleift wurde, wie kann dann jetzt dort ein Dämon hausen? Noch dazu einer, der Zamorra nicht kennt?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Wang Lee. »Ich weiß nur, daß Ghet-Scheng vielleicht die einzige Stadt war, die Mongolen in jener Zeit selbst errichteten. Aber sie war eben nicht stark genug. Viele starben damals, erschlagen von den Horden des Temudschin, dem ich Rache schwor. Meine Familie starb, und die Frau, die ich liebte. Oh, hätte mein Haß den Dschinghis Chan doch erreichen können. Ich hätte ihn zertreten wie eine Wanze. Hätte ihm die Haut abgezogen…«
    »Erspare mir die Schilderungen deiner Pläne«, fauchte Leonardo. »Ich liebe die Tat, nicht die

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