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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ja.«
    »Könnten Sie mir eine Vollmacht geben, die mich berechtigt, auch im Bereich von Ansi Ermittlungen anzustellen?«
    Wu verneinte. Zamorra hatte es bereits vermutet. Wus Einfluß endete an den Grenzen Pekings.
    »Ich kann Ihnen wohl bescheinigen, daß Sie für mein Amt tätig werden«, sagte Wu. »Aber das ist lediglich eine Bestätigung, keine Handlungsvollmacht. Ihr Vorgehen müssen Sie vor Ort mit den zuständigen Ämtern absprechen.«
    »Gut«, nickte Zamorra. »Ich werde nach Ansi fahren.«
    Wu zeigte Unmut. »Ich kann es Ihnen nicht verbieten, Monsieur. Aber ich halte es nicht für gut, die Zeit so zu verschwenden. Wenn ich nicht mein Wort gegeben hätte, Ihr Hiersein für diese drei Tage zu befürworten, würde ich Sie jetzt schon fortschicken. Sie haben sich in etwas unmögliches verrannt.«
    Zamorra war dennoch sicher. Er nickte Wu zu.
    »Auf Wiedersehen, Kommissar Wu.«
    »Leben Sie wohl - und viel Erfolg«, erwiderte der Kommissar. Aber er sagte es recht gleichgültig.
    ***
    Wenn man mit Chinesen verhandeln will, braucht man Zeit. Die Söhne und Töchter des Reiches der Mitte machen es dem Geschäftsmann nicht leicht. Das Für und Wider wird sorgfältig abgewogen, über die letzte Reisernte und die Gesundheit der Familie gesprochen, und erst wenn der Chinese sich seiner Sache völlig sicher ist und weiß, daß sein Verhandlungspartner es ehrlich meint, stimmt er zu.
    Am Abend hatte Tendyke den Hubschrauber.
    »Schneller ging es wirklich nicht«, gestand er, »aber es wird immer noch schneller sein als eine Fahrt mit der Eisenbahn. Außerdem sind wir vor Ort beweglicher.«
    Nachdem Zamorra mit der Nachricht gekommen war, man müsse mit der Bahn fahren, hatte es Tendyke keine Ruhe gelassen. Gut - wenn die Behörden keine Maschine zur Verfügung stellen konnten, war es vielleicht auf privater Basis möglich. Tendyke hatte also wieder Kontakt mit jenen Geschäftsleuten und Firmeninhabern aufgenommen, mit denen er vor Tagen bereits erfolgreich verhandelt hatte. Somit hatte er bereits eine solide Basis. Dennoch dauerte es lange, einen der Direktoren zu überzeugen, daß ein Firmenhubschrauber herhalten müsse. Tendyke hatte sich auf Verhandlungen mit der Ölverwertungsfirma eingelassen, die er bereits vorher im Auftrag Van Clanes kontaktiert hatte. Das war am nächstliegenden, weil Ansi eben Ölregion war. Tendyke hatte nicht von geheimnisvollen Mordanschlägen und verschwindenden herzlosen Leichen gesprochen, sondern davon, daß er sich im Umfeld von Ansi umsehen wolle, ob dort nicht noch mehr geschäftliche Möglichkeiten offen waren - im Rahmen einer chinesisch-amerikanischen Zusammenarbeit.
    Schließlich hatte man ihm den Hubschrauber gewährt - nebst Piloten. Tendykes Hinweis, nicht nur er selbst könne einen Helikopter fliegen, sondern er habe selbst einen Piloten in seiner Begleitung, wurde lächelnd übergangen. Es war verständlich, daß Herr Lai Zhin die teure Firmenmaschine nicht einem Fremden einfach so überlassen wollte.
    Also brauchte weder Tendyke noch Zamorra selbst zur Hubschraubersteuerung zu greifen. Sie brauchten jetzt nur den Piloten zu überreden, daß er sie dorthin flog, wohin sie wollten.
    Es zeigte sich dann, daß der Pilot eine Frau war, ein etwa vierzigjähriges, zierliches Persönchen, nach chinesischen Maßstäben durchaus modisch gekleidet. Aber Ti-Lai Mikou weigerte sich standhaft, noch am Abend zu einem Nachtflug zu starten. Sie beharrte auf einem Abflug im Morgengrauen als frühesten Termin.
    Notgedrungen mußten sie sich darauf einlassen. Denn wenn sie jetzt noch auf die Eisenbahn auswichen, würden sie noch viel mehr Zeit verlieren. Und ein Auto wäre in diesem Land bei diesen Straßenverhältnissen möglicherweise noch langsamer unterwegs - abgesehen davon, daß es kein Auto gab. Die wenigen Mietwagen, die man für sündhaft viel Geld ausleihen konnte, verließen die Umgebung von Peking nicht über einen bestimmten Radius hinaus, und Taxifahrern war eine Gewalttour bis zur Grenze der Mongolei nicht zuzumuten.
    »Warten wir also bis zum Morgengrauen. Um fünf Uhr sind wir am Startplatz«, kündigte Zamorra an, was ihm einen strafenden Blick Nicoles eintrug.
    »Schon wieder früh aufstehen?« protestierte sie. »Noch dazu so früh?«
    »Wir können ja entsprechend eher zu Bett gehen«, schlug Zamorra vor.
    »Bei unseren getrennten Zimmern macht das auch keinen Spaß«, maulte Nicole.
    »Der Kopter ist morgen früh um fünf Uhr startbereit. Ich erwarte Sie«, sagte Ti-Lai

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