0366 - Das Todeslied der Testpiloten
Sie kommen wollten.«
Sie zerdrückte nervös die Zigarette im schwarzen Aschenbecher.
»Wer ist dieser Brett, Mrs. Corbett? Und wo steht dieser Zuckerhut?«
»Das hat nichts mit Jims Tod zu tun«, versuchte sie auszuweichen.
»Brett — ist das der Testpilot?« Eine jähe Röte schoß in ihr Gesicht.
»Also, er ist es!« stellte ich fest. »Lassen Sie Brett aus dem Spiel. Er hat bestimmt nichts mit dem Anschlag auf Jim zu tun. Er war doch Jims Freund.«
»Und er befand sich bereits in der Luft, als Jim in die Maschine stieg und startete«, ergänzte Phil.
»Kommen wir zu Punkt zwei. Wo steht der Zuckerhut?«
»Südlich vom Platz. Eine halbe Meile hinter dem Meilenstein achtzig. Dort biegt ein sandiger Weg ab, der zu einem kleinen Buschwald führt. In dem Buschwald steht ein kegelförmiger Hügel. Er heißt Zuckerhut.«
»Und dort trafen Sie sich mit Brett Hart?« sondierte ich weiter.
»Es war doch alles ganz harmlos.«
»Daran zweifle ich nicht. Aber Ihre Bemerkung auf dem Kontrollturm hat mich stutzig gemacht. Ich habe Sie darauf schon einmal aufmerksam gemacht.«
»Dann werden Sie auch noch wissen, was ich Ihnen darauf erwiderte.«
»Ja, Sie konnten sich nicht mehr daran erinnern.«
»Sehr richtig.« Sie zündete eine neue Zigarette an.
»Hatte das etwas mit Brett Hart zu tun?« fragte ich.
»Nein«, blitzte sie mich an. »Lassen Sie Brett aus dem Spiel. Ich habe Ihnen doch schon erklärt, daß alles harmloser ist, als es aussieht.«
»So denken Sie«, sagte Phil jetzt. »Man kann auch zu einem anderen Schluß kommen.«
»Zu welchem?« wollte sie wissen. »Zwischen Ihnen und Brett Hart bestand ein Verhältnis, so daß Ihr Mann Ihnen und Brett im Wege stand. Merken Sie, Nina, daß Sie nichts damit erreichen, wenn Sie uns nicht ehrlich sagen, was wirklich war? Sie und Brett sind bis jetzt die einzigen Leute, die ein Motiv für die Tat gehabt hätten.«
***
Um die schneeweiße Raketenmaschine vor Halle vier wimmelte ein Heer von Technikern und Mechanikern. Benzin- und Ölwagen fuhren herum, unter den Tragflächen am Heck standen Löschgeräte bereit, Abdeckbleche von den Triebwerken waren gelöst.
Dr. Martin und Eddie Shore standen auf kleinen Leitern und bastelten in den Eingeweiden des Flugzeuges herum. Der kleine Eddie grinste und machte die Bewegung des Kartenmischens, als er Phil sah.
Wir schoben uns durch das Gewimmel und fragten nach Brett Hart, da wir ihn nicht entdecken konnten. Keiner wußte, wo er sich befand.
Am Hallentor stand ein mittelgroßer Mann mit schwarzen Augenbrauen und dem Gesicht einer Maus. Er zog gerade seinen gelben Pulli glatt, als wir an ihn herantraten. Greg Duff war Betreuer der Piloten.
»Brett Hart soll sich hier aufhalten,« sprach ich ihn an.
»Brett?« Die schwarzen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ach, der ist eben dort ins Büro gegangen. Es kam ein Anruf für ihn.«
Ich dankte. Phil und ich betraten das Büro. Ein spitzgesichtiger Mann mit Brille, der wie ein Buchhalter mit Magengeschwüren aussah, gab uns Auskunft. »Richtig, Brett wurde angerufen. Dann ist er weggefahren. Ich nehme an, in seine Wohnung.«
»Wer hat angerufen?« wollte ich wissen.
»Es war eine Frau. Einen Namen hat sie nicht genannt.«
»Kannst du dir denken, wer die Frau war?« fragte ich Phil. Wir gingen durch die Halle zurück.
Brett Hart wohnte im südlichen Teil der Kolonie. Dort befand sich die Barriere mit dem Wachhaus. Der Wohnwürfel sah genauso aus wie alle anderen.
Ich drückte auf den Klingelknopf. Innen brummte der Summer.
Es dauerte etwa zwei Minuten, dann öffnete der Testpilot. Er trug ein grünschwarzes Nylonhemd mit kurzen Ärmeln. Der große, schmale Mann mit den schwarzen Haaren war ein Typ, der den Frauen gefällt.
»Hallo«, sagte er.
Ich sah, wie sich der bräunliche Teint leicht verfärbte, als er uns erkannte. Doch er gab sich sehr gelassen.
»Bitte, kommen Sie herein«, forderte er uns auf.
Wir setzten uns in die Sessel an der Tür. Er nahm uns gegenüber in einem Schaukelstuhl Platz.
»Zigarette?«
Als sich der Rauch durch den kühlen Raum wölkte, sagte ich:
»Brett, es dreht sich um Jim Corbett, Nina und Sie.«
Der Schaukelstuhl wippte zurück. Brett Hart berührte mit dem Rücken fast die Fensterscheibe, die hinter ihm schräg gestellt war. Er antwortete nicht.
»Bekanntlich war Jim Corbett ein Freund von Ihnen.«
»Richtig.«
»Sie haben sich des öfteren mit Nina Corbett draußen am Zuckerhut getroffen«, fuhr ich
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