0366 - Das Todeslied der Testpiloten
fort.
»Ja.«
»Wir waren vorhin bei Nina Corbett«, sagte ich.
»Ich weiß davon«, sagte er, »Nina hat angerufen und mich verständigt.« Ich staunte. Warum gab er das so offen zu? War das Harmlosigkeit oder Raffinesse?
Er gab mir sofort die Antwort auf meine stummen Fragen.
»Warum sollte ich das vor Ihnen verheimlichen, Mr. Cotton? Wie ich Sie und Ihren Freund kenne, wären Sie doch darauf gekommen!«
»Auf der Spur waren wir schon«, meinte Phil.
»Es ist hier auf dem Flugplatz leicht festzustellen, wer wen angerufen hat.«
»Da wir gerade beim Anrufen sind, Brett«, mischte ich mich wieder ein. »Sie haben mit Nina ein Rendezvous am Zuckerhut ausgemacht.«
»Ja. Nina hat Ihnen bereits alles über ihr Verhältnis zu mir gesagt. Gentlemen, Sie suchen Elefanten, wo es nur harmlose Mädchen gibt.«
Er zog am selben Strick wie Nina Corbett.
»Bisher haben wir ein einziges Motiv in dem Fall Jim Corbett. Dieses Motiv haben Sie, Brett.«
»Wollen Sie etwa behaupten«, sagte er heftig, »daß ich die Bombe in Jims Flugzeug gebracht habe?«
»Sie sind eine wichtige Person in diesem Fall, Brett. Sie hatten ein Verhältnis mit Nina. Ihnen war es möglich, an die Maschine heranzukommen. Sie haben die nötigen technischen Kenntnisse, um die Bombe zu placieren. Und noch etwas Wichtiges — die Nerven dazu! Sehen Sie, Brett, es gibt Verdachtsmomente genug.«
Er drückte seine Zigarette schnell im Aschenbecher aus. »Das ist eine Beleidigung«, zischte er. Seine schwarzen Augen funkelten wie die der Klapperschlangen im Steinhaus am Berg.
»Es liegt nicht in unserer Absicht, jemand zu beleidigen, Brett. Doch wir sind verpflichtet, dem Fall nachzugehen und ihn aufzuklären. Etwas Licht haben wir bereits in das Dunkel gebracht. Jetzt müssen wir Sie unter die Lupe nehmen.«
Er wippte in seinem Stuhl aufgeregt hin und her.
»Wollen Sie mich etwa verhaften?« fragte er. Es sollte höhnisch klingen.
»Wenn Sie wirklich unschuldig sind, Brett, dann helfen Sie uns, damit jeglicher Verdacht von Ihnen abgewälzt wird.«
»Und wie soll ich Ihnen helfen?«, fragte er.
»Indem Sie uns die Wahrheit sagen.«
»Die wissen Sie. Von Nina und auch von mir.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir Ihr Haus durchsuchten, Brett?«
Er schreckte hoch wie ein Kaninchen, das einen Fuchs sieht. »Wozu?«
»Bei Verdächtigungen wird meistens eine Durchsuchung der Wohnung durchgeführt«, meinte ich ruhig. Meine Bitte schien ihn wirklich nicht zu begeistern.
»Haben Sie einen Haussuchungsbefehl?« wehrte er sich.
»Nein.«
»Dann haben Sie auch kein Recht, hier herumzuschnüffeln.«
»Bei dieser Sachlage ist es eine Kleinigkeit, einen richterlichen Befehl zu bekommen. Und ich habe Ihnen eben Gründe aufgezählt, die ausreichen, Sie und Nina Corbett zu verhaften.«
Brett Hart riß eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Uns vergaß er.
»Mein Gott«, stöhnte er plötzlich auf. »Es ging doch um Nina.«
Ich erkannte meine Chance.
»Wieso ging es um Nina?«
Brett Hart gab keine Antwort mehr. Undeutlich sah ich für einen kurzen Moment die Gestalt eines Mannes durch das Fenster, vor dem Brett saß. Dann zuckten auch schon zwei Blitze mit schwachem Knall, bevor ich reagieren konnte. Ich hatte nur noch gesehen, daß der Mann eine Maske trug.
Brett Hart riß die Augen auf. Der Schaukelstuhl wippte plötzlich heftig, Brett stöhnte, dann sackte er in sich zusammen. Mit einer Schaukelbewegung wurde er aus dem Stuhl geschleudert und klatschte auf den Boden auf.
Phil ging hinter dem Sessel in Deckung.
Ich sprang zur Seite.
»Bleib hier«, rief ich Phil zu.
Ich zog meine 38er aus der Halfter und lief durch das Haus. Ich eilte an der Kopfseite des weißen Bungalows entlang und spähte vorsichtig um die Ecke. Der Busch lag still da. Hinter dem dicken Stamm einer Palme ging ich in Deckung.
Dann setzte ich alles auf eine Karte.
Gebückt lief ich auf den Busch zu.
Der Schütze war verschwunden.
Ich lief zur Straße und wieder zurück.
Ich suchte die Gegend systematisch ab.
Nirgendwo entdeckte ich den Mann mit der Schalldämpferwaffe.
Ein Jeep rollte langsam auf mich zu. Ich hielt ihn an. Zwei Monteure schauten mich fragend an. Einen Mann mit Nylonmaske hatten sie nicht gesehen.
Ich machte mich nochmals auf die Suche, um eine Spur zu entdecken.
Doch ich fand nichts.
Enttäuscht kehrte ich zu dem weißen Bungalow zurück.
Die Tür stand auf.
Von der Diele zweigte eine Tür in den Keller ab. Auch sie war
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