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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anrollen ließ.
    Winkend sprang ihm Sonia Parker in den Weg.
    Der Fahrer stoppte und versenkte mit leichtem Knopfdruck die Fensterscheibe der Beifahrertür. »Wohin möchten Sie, Lady?«
    »Sie müssen mir helfen«, stieß Sonia aufgeregt hervor. »Meine Freundin… da drüben… sie ist einfach umgekippt. Sie muß sofort in ein Krankenhaus!«
    »Ich funke einen Krankenwagen her«, versprach der Taxifahrer.
    »Das dauert so lange… schnell, bitte!« Sonia mimte tiefste Verzweiflung. »Es ist… bitte, kommen Sie! Sie müssen sich das ansehen!«
    »Wo?« seufzte der Fahrer. Ein hysterisches Mädchen in der Nacht hatte ihm gerade noch gefehlt.
    »Da… kommen Sie!« Sie lief schon voran, in die Seitengasse zurück auf den schmalen Durchgang zu. Verärgert lenkte der Fahrer den Wagen in die Nebenstraße. Sonia hörte durch das Rollgeräusch und das leise Summen des Wagens, wie er in das Funkmikrofon sprach. »Wainstin an Zentrale. Ich bin am ›West Coast Star‹. Da ist ein komisches Mädchen, Mary-Lou. Sie faselt was von einer Freundin, die umgekippt ist und ins Krankenhaus muß… ich schau mir das mal an.«
    »Paß auf, Serge«, antwortete eine Frauenstimme. »Vielleicht will dich einer um die Einnahmen erleichtern.«
    »Ich nehm die Kanone mit raus«, sagte Wainstein. »Soviel Zeit muß sein.«
    Sonia winkte heftig und schlüpfte in den Durchgang.
    Das Fenster surrte hoch, die Zentralverriegelung klickte, als Wainstein den Wagen abschloß. Er kam vorsichtig heran, zögernd und sich umschauend, ob ihn nicht jemand angriff.
    Er folgte Sonia in den Durchgang und in den Hinterhof. Und da sah er Su Ling am Boden liegen.
    »Himmel, das ist ja wahr! Was ist mit ihr?« stieß er hervor. »Ist sie von der Feuerleiter gefallen oder was?«
    Sonia trat neben ihn.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie weinerlich. »Sie fiel einfach um. Vielleicht ist sie tot…«
    Wainstein bückte sich, um Su Ling in die stabile Seitenlage zu bringen und nach ihrem Puls zu fühlen.
    Sonia schlug zu.
    Der Taxifahrer kippte bewußtlos um.
    Sonia erleichterte ihn um seine Pistole und den Autoschlüssel, dann zerrte sie die Chinesin zum Taxi und lud sie auf die Rückbank. Sie startete den Wagen und fuhr los. Irgendwann, vielleicht in einer Viertelstunde oder etwas länger, würde der Taxifahrer erwachen, aber dann war schon alles vorbei. Er würde sich vielleicht an Sonias Gesicht erinnern. Aber in wenigen Stunden schon würde das Aufnahmeritual vorbei sein, und dann war sie eine Hexe. Dann konnte ihr niemand mehr etwas anhaben. Nicht einmal eine steckbriefliche Fahndung konnte sie dann noch schrecken. Außerdem: was sollte man ihr vorwerfen? Doch nur, daß sie einen Taxifahrer niedergeschlagen hatte. Sie war eigentlich froh darüber, ihn nicht getötet zu haben. Allenfalls eine Geldstrafe, das wäre alles. Und mit der Hexenkraft, die sie dann besaß, konnte sie sich leicht aus der Affäre ziehen.
    Daß der Taxifahrer auch Su Lings Gesicht gesehen hatte und wiedererkennen würde, daran dachte sie nicht…
    Sie fuhr in Richtung Süden. Dort begannen die Santa-Cruz-Berge. Irgendwo abseits der Straße wartete das Ziel auf sie. Der Ort, an dem das Ritual stattfinden würde. Noch in dieser Nacht.
    Sie war ja schnell genug gewesen.
    Und wenn das Ritual sofort nach ihrem Eintreffen begann, würde sie eben nicht einmal das Problem haben, Su Ling einen Tag lang verstecken zu müssen. Hoffentlich warten die Hexen alle rechtzeitig da.
    Sonia Parker fieberte der Aufnahme in den Hexenkreis entgegen…
    ***
    Nicole ließ sich in die Nähe von Sybil Ranix’ Wohnung fahren. Dort entließ sie den Taxifahrer wieder, nachdem sie festgestellt hatte, daß es in der Nähe eine Telefonzelle gab.
    Sie wollte den Fahrer nicht in die Sache verwickeln, und sie wollte ihn auch nicht eine Ewigkeit hier draußen warten lassen. Nicht nur, daß es eine Menge Geld kosten würde - sie wußte ja nicht, was sie in der Hexenwohnung erwartete. Vielleicht würde sie gar nicht mehr hierher zurückkommen…… was nicht einmal bedeuten mußte, daß die Hexe siegte. Aber es gab eine ganze Menge von Möglichkeiten.
    Das Amulett war in Bereitschaft. Nicole näherte sich dem Haus, in dem die Hexe lebte. Kurz sah sie auf die Uhr. Tiefste Nacht. Eigentlich eine ungünstige Zeit, um einer Schwarzzauberin einen Besuch abzustatten. Die Dunkelheit ist die Domäne der Dämonen und ihrer Helfer. In der Nacht wächst ihre Kraft ins Ungeheuerliche.
    Aber je eher Nicole zupackte, um so besser würde es

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