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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geringer die Möglichkeit, daß der Nachtportier sie als nicht dem Haus zugehörig erkannte.
    Sonia überlegte, wie sie die Chinesin in ihre Gewalt bringen sollte. Sie betäuben und dann verschleppen?
    Letzteres war problematisch. Auch wenn es schon lange nach Mitternacht war, würde es noch Aufsehen erregen, wenn sie mit der Gekidnappten die Hotelhalle durchquerte. Sie mußte sich etwas anderes einfallen lassen.
    Überhaupt - wie sollte sie den Abtransport bewerkstelligen? Sie ärgerte sich, daß sie nicht am Abend doch noch versucht hatte, ihren Wagen auszulösen. Aber nun war es dafür zu spät. Ob diese Su Ling mit einem eigenen Auto hier war? Unwahrscheinlich. Möglicherweise besaß sie nicht einmal einen fahrbaren Untersatz. Überhaupt - warum war sie hier im Hotel, wenn sie doch in der Stadt wohnte? Da stimmte etwas nicht.
    Eine Falle?
    Sonia schlenderte zum Hotel und nahm es von außen in Augenschein. Es gab neben dem Gebäude eine schmale Zufahrt, die in die hoteleigene Tiefgarage führte. Dort hinein kam man aber nur mit einem Schlüssel. Diese Möglichkeit schied also aus.
    Sonia straffte sich.
    Sollte Sybil sich ruhig wundern - es würde zugleich eine Erfolgsmeldung sein, wenn Sonia die Chinesin in ihrem Hotelzimmer überwältigte und die Hexe von dort aus anrief! Sie wußte jetzt, wo Sybil Ranix wohnte, und es würde einfach sein, ihre Telefonnummer zu erfahren. Sonia betrat eine Telefonzelle in der Nähe des Hotels, blätterte im Verzeichnis nach und fand den Anschluß der Hexe tatsächlich. Sie riß die Seite aus dem Verzeichnis, steckte sie zusammengefaltet ein und kehrte zum Hotel zurück.
    Es kostete sie noch ein wenig Überwindung, dummdreist einzutreten, dem Mann hinter der Rezeption zuzunicken und direkt zur großen Treppe zu gehen. Den Lift abrufen und eine wenn auch kurze Wartezeit in Kauf nehmen wollte sie nicht. Sie fürchtete, von dem Nachtportier angesprochen zu werden, der möglicherweise nur jemanden brauchte, mit dem er in seiner Einsamkeit ein paar Worte wechseln konnte. Aber Sonia wollte ihm so wenig Gelegenheit wie möglich bieten, sie im Falle eines Falles wiederzuerkennen. Sie dachte daran, daß es vielleicht besser gewesen wäre, erst nach Hause zu fahren und das Haar ein wenig umzufrisieren und vielleicht sogar eine Sonnenbrille aufzusetzen -auch wenn es Nacht war.
    Nun war sie aber hier und stieg die Treppe hinauf. Und die nächste… und weiter… bis zur sechsten Etage. Dort lag Zimmer 645.
    Sie fand es schnell.
    Ein Druck auf die Klinke verriet ihr, daß die Tür abgeschlossen war. Natürlich! Aber Sonia wußte sich zu helfen. Sie klopfte einfach laut an.
    Von drinnen kam ein protestierendes Murmeln. Dann näherten sich Schritte.
    »Wer ist da?«
    »Der Zimmerservice«, sagte Sonia schnell. »Sie hatten eine Bestellung…«
    »Das kann nicht sein«, kam es von drinnen. »Sie müssen sich irren, Miß.«
    »Aber nein«, protestierte Sonia draußen. »Zimmer 645, Miß Su! Das ist doch richtig, nicht wahr?«
    »Ja, aber ich habe doch nichts mehr bestellt… vorhin erst…«
    »Ich habe ausdrückliche Anweisung«, sagte Sonia. »Bitte…«
    Der Schlüssel wurde herumgedreht. Su Ling war neugierig geworden, und sie wollte auch vermeiden, daß durch den lautstarken Disput durch die verschlossene Tür hindurch das halbe Hotel erwachte. Sie öffnete die Tür.
    Sonias Hand mit den gestreckten Fingern schnellte vor. Su Ling taumelte zurück. Sonia schlüpfte ins Zimmer, ließ die Tür hinter sich ins Schloß schnappen und drehte ihrerseits den Schlüssel wieder herum.
    In der Zwischenzeit hatte Su Ling sich von dem blitzschnell geführten Karatehieb halbwegs erholt. Sie begann sich zu wehren und wollte laut schreien. Sonia Parker betäubte sie mit zwei gut dosierten Hieben und fing die Zusammenbrechende auf, um sie zu ihrem Bett zu schleppen.
    So weit, so gut… wie ging’s nun weiter?
    Su Ling hatte das Brett wohl noch nicht benutzt. Auf dem Tisch standen Wein und Glas. An den Wänden, am Fenster und an der Innenseite der Tür waren magische Zeichen angebracht. Das überraschte Sonia. War Su Ling etwa auf einen Überfall vorbereitet gewesen? War sie gar selbst eine Hexe? Auf welches Spiel hatte Sonia sich hier eingelassen?
    Eine Frau, die in Chinatown eine Wohnung hat, siedelt in ein Hotelzimmer der gleichen Stadt um… ja, sie mußte etwas geahnt haben und war ausgewichen! Möglicherweise war dabei ihre Wohnung zu einer Falle geworden!
    Aber diese Überlegungen lösten nicht das

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