0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren
Schlitten aus?«
Ich gestand, daß der Jaguar mein Privatvergnügen sei.
Er lachte. »Ich war stolz, als wir den ersten Wagen bekamen, der mehr als achtzig Meilen pro Stunde fuhr. Na ja, lange hatte ich keinen Spaß mehr daran. Sie versetzten mich in den Innendienst. Deswegen!« Er zeigte auf sein Bein, das er beim Gehen deutlich nachzog. »Kugel ins Knie. Zuerst schien es ’ne läppische Verletzung zu sein, aber dann blieb das Knie steif, und es war vorbei mit dem Außendienst.«
Erst als wir Mrs. Rides Kaffee und Kuchen probiert hatten, rückten wir mit unserem Anliegen heraus.
Ride, der mächtige Dampfwolken aus der Zigarre paffte, nickte.
»Erinnere mich genau an die Sache Es war zwar eine fette Beute, aber es wurde keine Zeitungssensation. Das ging alles in den Kriegsnachrichten unter. Nun, ich kann nicht behaupten, daß die State Police für die Klärung der Sache einen Orden verdient hätte. Wir tappten im dunklen, bis wir Carlyle fanden.«
»Wir stehen vor der Aufgabe, ihn zum zweiten Male zu finden. Erinnern Sie sich, ob er Freunde besaß, die vielleicht heute noch leben könnten?«
»Hm, ich kann Ihnen nur einen Namen nennen«, erklärte er schließlich. »Carlyle wurde nach seiner Verwundung zu einem gewissen Dr. Sower gebracht. Sower hatte keine Bedenken, einen Gangster zusammenzuflicken, wenn dieser es nur bezahlen konnte, aber Carlyle konnte nicht zahlen. Außerdem hatte Sower Angst, daß der Gangster sterben könnte, denn seine Verwundung war schwer, und der Arzt zog es daher vor, den braven Bürger zu spielen und uns Carlyle zu übergeben. Doktor Sower ist längst tot, aber er hat immer darüber geschwiegen, wer Carlyle zu ihm gebracht hat. Er behaüptete damals, er hätte ihn vor seiner Tür gefunden. Vielleicht sagte der Doc sogar die Wahrheit, aber ich habe auf eigene Kaust nachgeforscht und bin auf einen gewissen Jack Rogan gestoßen. Damals wohnte er in der östlichen 150. Straße und zwar…« Er kniff die Augen zusammen und ergänzte nach einer kleinen Pause, »… Nr. 640«.
»Ich bewundere Ihr Gedächtnis, Mr. Ride. Können Sie uns mehr über Jack Rogan erzählen?«
»Er war kein unbeschriebenes Blatt. Ungefähr ein Jahr später konnten ihm Hehlergeschäfte in Connecticut nachgewiesen werden. Er wurde dort zu einer schweren Gefängnisstrafe verurteilt. Ich konnte ihm allerdings nie nachweisen, daß er Carlyle zu dem Arzt gebracht hatte. Er war ein gerissener Bursche und hielt sich aus allem, was nach Mord roch, heraus. Ich glaube auch nicht, daß er jemals für eine Bande arbeitete.«
Es war nicht einfach, den Besuch bei Mr. Ride zu beenden. Er bestand darauf, uns zum Abendessen dazubehalten, aber wir bedauerten, nicht bleiben zu können.
»Sehen wir nach, ob Jack Rogan in der 150. Straße wohnt!« meinte Phil auf der Rückfahrt.
Wir stoppten kurz am Hauptquartier, um nachzusehen, ob irgendwelche Nachrichten für uns Vorlagen. Ich fand eine Notiz der Zentrale auf dem Schreibtisch.
»Direktor State Jail Suffolk erbittet Anruf.«
Ich ließ mich mit dem Gefängnis verbinden und erfuhr, daß der Direktor schon nach Hause gegangen war. Aber man nannte mir seine private Telefonnummer, und ich rief ihn dort an.
»Ah, Mr. Cotton«, sagte er, »ich wollte Ihnen nur sagen, daß wir in den Unterlagen des Gefängnis-Hospitals festgestellt haben, daß Stock und Carlyle tatsächlich zur fraglichen Zeit im gleichen Zimmer gelegen haben.«
»Danke, Direktor. Damit ist alles klar. Wir brauchen Sie in dieser Sache nicht mehr zu belästigen.«
»Da ist noch etwas, Cotton. Ich habe das Gespräch zwar nicht selbst geführt, aber der Beamte des Entlassungsbüros meldete mir heute nachmittag, ein Unbekannter habe bei ihm angerufen und gefragt, wann Sidney Carlyle entlassen würde. Als unser Beamter sagte, Carlyle sei bereits vor mehr als einer Woche entlassen worden, reagierte der Anrufer mit einem ,Verdammt', und hängte ein.«
***
»Hast du eine Vorstellung, wer der Anrufer gewesen sein kann?« fragte Phil. Wirfuhren vom Hauptquartier in Richtung 150. Straße.
»Nicht die geringste!«
Phil überlegte laut.
»Daß Herbert Stock wußte, wann Sidney Carlyle entlassen worden ist, steht fest. Also müssen es auch die Leute wissen, die Stock umbrachten, denn ich glaube nicht, daß Stock bis zu seinem Tod eisern geschwiegen hat. Der Anrufer kann also nicht aus dem Kreis von Stocks Mördern kommen.«
»Vielleicht kommt er aus dem Kreis von Carlyles alten Freunden«, antwortete ich vage. Wir hatten
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