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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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die 150. Straße erreicht. Ich ließ den Jaguar langsam rollen.
    Es ist keine Straße, in der reiche Leute wohnen, aber man kann sie auch nicht als eine Slum-Straße bezeichnen.
    »Hallo! Dort ist es!« rief Phil.
    Im Parterre des Blocks, vor dem ich stoppte, waren eine Reihe von kleinen Läden untergebracht. Über einem dieser Läden, dem kleinsten und schäbigsten, hing ein Schild:
    JACK ROGAN
    ANKAUF — VERKAUF
    Als wir die Tür öffneten, schepperte eine Klingel. Es roch intensiv nach Mottenpulver. Von der Decke und an Regalen schaukelten alte Kleider und getragene Anzüge.
    Aus dem Hinterzimmer schlurfte ein weißhaariger Mann mit spitzem Gesicht und großer gebogener Nase herein. Er mußte fast siebzig sein, aber seine flinken dunklen Mauseaugen verrieten, daß sein Gehirn noch ausgezeichnet funktionierte.
    Er bewies das sofort dadurch, daß er uns nicht fragte, was wir kaufen wollten, sondern im Ton einer Feststellung sagte:
    »Sie sind Polizeibeamte!«
    »Richtig! Heißen Sie Jack Rogan.«
    Er nickte. Dann fragte er zu unserer Überraschung.
    »Kommen Sie wegen Sidney Carlyle?«
    »Sie haben es genau getroffen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es Sid prophezeit, daß er es nicht schaffen wird. Er ist zu alt. Genau wie ich zu alt für solche Unternehmen bin.«
    »Carlyle war bei Ihnen?«
    »Er kam zwei Tage nach seiner Entlassung.«
    »Was wollte er?«
    Rogan lachte dünn.
    »Genau das, was er schon vor zwanzig Jahren von mir wollte: Geld.«
    »Sollten Sie es ihm schenken oder leihen?«
    Dieses Mal antwortete er nicht sofort, und ich entschloß mich, einen kleinen Biuff zu landen.
    »Wir wissen über Sie gut Bescheid, Rogan. Sie waren früher Hehler, und Sie sind deswegen bestraft worden. Carlyle überfiel einen Goldtransport, aber obwohl Gold die Grundlage jeder Währung ist-, kann man sich merkwürdigerweise nichts dafür kaufen, schon gar nicht, wenn die Barren mit dem Zeichen der staatlichen Münze gestempelt sind. Man braucht für Cold ebenso einen Hehler wie für jede andere Beute. Sie sollten damals der Hehler für Carlyles Beute sein.«
    Er zwinkerte unruhig mit den Augen.
    »Das ist zwanzig Jahre her«, antwortete er, und seine Stimme wurde schrill. »Das ist längst verjährt, und ich habe nie auch nur einen dieser sagenhaften Barren gesehen.«
    »Niemand denkt daran, Sie wegen dieser alten Geschichten vor ein Gericht zu stellen, aber Sie werden uns sagen müssen, ob Carlyle Ihnen den gleichen Vorschlag wie vor zwanzig Jahren machte.«
    »Ja, das tat er. Er kam herein und fragte mich, ob ich noch daran interessiert wäre, die Ware zu übernehmen.«
    »Welche Antwort gaben Sie ihm?«
    »Ich lachte ihn aus und erklärte ihn für verrückt. Ich sagte ihm, ich würde im nächsten Jahr meinen siebzigsten Geburtstag feiern, und ich hätte keine Lust, mir dazu vom Chor meiner Mitgefangenen ein Ständchen bringen zu lassen. Ich fragte ihn, ob er von zwanzig Jahren hinter Gittern noch nicht genug hätte. Mir jedenfalls hätten die sieben Jahre, die sie mir in Connecticut aufbrummten, gereicht.«
    »Carlyles Antwort?«
    »Er fände auch einen anderen Hehler.«
    »Ich nehme an, Rogan, Sie haben damals die Verhandlung gegen Carlyle verfolgt. Er hat immer behauptet, sein Kumpan William McCoun hätte ihn niedergeschossen und die ganze Beute geraubt. Haben Sie sich nicht darüber gewundert, daß Carlyle plötzlich bei Ihnen erschien und behauptete, er besäße das Gold noch?«
    »Selbstverständlich! Danach habe ich ihn sofort gefragt, aber er gab keine direkte Antwort, sondern schüttelte nur immer wieder den Kopf und sagte: Ich habe es! Das muß dir genügen.« Er tippte mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Meiner Meinung nach haben sich bei Sidney in den zwanzig Jahren einige Schrauben gelockert.«
    »Als Sie sich weigerten, ihm zu helfen, war die Unterhaltung damit zu Ende?«
    Der Alte schlug die Augen nieder.
    »Er fragte mich, ob ich einen jungen Burschen für ihn wüßte, der ihm helfen könnte, aber der Junge dürfte keine Verbindung zu irgendeiner Gang haben. Ich antwortete ihm, ich hätte es endgültig aufgegeben, mich mit schrägen Sachen zu beschäftigen, aber er sollte in die Hot-Water-Inn gehen. Dort triebe sich genügend Gesindel herum.«
    »Hot-Water-Inn! Wo ist der Laden?«
    »127. Straße. Die Nummer ist, glaube ich, 312.«
    »Also mitten in Harlem!«
    Er zuckte die schmalen Schultern.
    »Sidney hat nicht nach der Hautfarbe gefragt. Außerdem werden Sie in der Hot-Water-Inn nicht nur

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