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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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Kopfbewegung warf sie die Haare nach hinten, blickte mich an und nickte mir blitzschnell zu.
    Ich glaubte, nicht richtig gesehen zu haben, aber sie wiederholte die Geste und hängte eine winzige Kopfbewegung in Richtung Ausgang daran. Dann lachte sie ihren dicklichen Partner an, der vergeblich bemüht war, ihrem Tempo zu folgen.
    Sie hatte es so geschickt angestellt, mir das Zeichen zu geben, daß niemand außer mir es bemerkt hatte, nicht einmal Trough, der unmittelbar hinter mir stand.
    Ich ließ mir Zeit, trank mein Glas leer, stellte es zurück und legte ein paar Münzen auf den Thekentisch.
    »Wollen Sie gehen, G.-man?« fragte Kenneth Trough.
    »Sagen Sie nicht, Sie wären traurig darüber.«
    »Mir ist es gleichgültig, wo Sie Ihre Abende verbringen. Gestern sah es so aus, als würden Sie meine Gäste verscheuchen, aber heute glaube ich, daß sich die Jungen an Sie gewöhnen wie an einen alten Stuhl.«
    Ich zuckte die Achseln, tippte an meinen Hüt und ging in Richtung Ausgang.
    Die Kleine twistete immer noch. Als ich an ihr vorbeikam, hob sie, ohne mich anzublicken, beide Hände mit gespreizten Fingern, so daß es aussah, als wolle sie den Rhythmus damit unterstreichen, aber dann bewegte sie schnell die linke Hand in drei kurzen Bewegungen. Die Geste war so eindeutig, daß ich begriff, ich solle dreimal fünf Minuten auf sie warten. By Jove, sie war ein kleines raffiniertes Biest.
    Aber wo sollte ich auf sie warten. Wie immer lungerten vor der Inn Jugendliche herum. Ich ging also ein Stück die Straße hinunter, überquerte sie dann und ging auf dem Bürgersteig der anderen Seite wieder hinauf. Zum Glück war die Beleuchung der 127. miserabel. Die einzige Lichtquelle war die Neonreklame der Hot-Water-Inn.
    Ich hoffte, daß die Halbstarken vor der Kneipe mich nicht bemerkt hatten, suchte mir der Inn gegenüber eine Türnische und wartete dort.
    Nach einer Viertelstunde kam das Mädchen aus dem Lokal. Es blieb stehen, warf die Haare in den Nacken, sah sich nach rechts und links um und antwortete einem Jungen, der es ansprach.
    Ich hatte mir überlegt, wie ich es anstellen kpnnte, ihr ein Erkennungszeichen zu geben. Ich pfiff die Melodie des Twistes, nach dem sie zuletzt getanzt hatte. Ich fürchte, ich bin nicht besonders musikalisch, und wahrscheinlich pfiff ich das meiste falsch, aber ich sah, wie sie den Kopf in den Nacken warf und herüberblickte.
    Sie war raffiniert. Sie ging auf der anderen Seite die Straße hinauf. Einer der Boys wollte sie begleiten, aber sie brachte es fertig, ihn abzuschütteln.
    Ich wartete, bis ich sie nicht mehr sah. Dann erst verließ ich die Türnische und ging schnell die 127. hinauf. In hundert Yard Abstand von der Inn überquerte ich die Straße.
    Sie hatte den gleichen Gedanken gehabt, und wir stießen auf der Fahrbahnmitte aufeinander.
    »Sind Sie es, Mr. G.-man?« fragte sie hastig. »Kommen Sie irgendwohin ins Dunkle. Es ist besser, wenn die Jungs uns nicht sehen.«
    Ich faßte ihren Arm, der so dünn war wie der eines Kindes, eilte mit ihr über die Straße und schob sie in die Dunkelheit einer Toreinfahrt.
    Ich hörte, daß sie ein wenig kicherte. »Fred würde toben, wenn er wüßte, daß ich mit Ihnen spreche.«
    »Haben Sie mir etwas zu sagen. Wie heißen Sie?«
    »Lil Harvest, Mr. G.-man!«
    »Schießen Sie los, Lil!«
    »Die Jungs und die Mädchen reden natürlich darüber, daß Sie einen von uns suchen, und daß er in eine ganz üble Sache hineingerutscht ist. Sie wollen Ihnen zwar nicht helfen, aber sie zerbrechen sich den Kopf darüber, wer es sein könnte, doch niemand kennt ihn.«
    »Ist das alles, was Sie mir zu sagen haben, Lil?«
    Wieder kicherte sie.
    »Die Boys kennen ihn nicht, aber wir Girls haben auch darüber gesprochen, und als ich Gigi Loft davon erzählte und ihr den Jungen beschrieb, so wie Sie ihn beschrieben haben, rothaarig und sommersprossig, da sagte sie, ein Bursche, der so aussähe, hätte einmal versucht, ’ne Verabredung mit ihr zustande zu bringen, aber sie hätte ihn natürlich abblitzen lassen, weil es ihr keinen Spaß machte, mit ’ner Vogelscheuche herumzulaufen.«
    »Wer ist Gigi Loft?«
    »’ne Freundin von mir. Sie haben sie bestimmt noch nicht gesehen, G.-man. Sie kommt in letzter Zeit nicht mehr in die Hot-Water-Inn, seit ihr Vater sie zweimal herausholte und sie vor allen verhaute. War ’ne schreckliche Blamage für sie.«
    »Wo hat diese Gigi Loft den Jungen kennengelernt?«
    »Bei ’ner Tanzveranstaltung in Mott Haven.

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