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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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helfen.«
    ***
    Das Schild mußte erst vor kurzem gestrichen worden sein, denn seine Farben leuchteten frisch und grell. Es war zweisprachig und verhieß in Italienisch und Englisch:
    Gute Küche auf italienische Art. Sehr gesund! Sehr bekömmlich. Sehr preiswert.
    Durch einen Vorhang atis farbigen Kunststoffstreifen betrat man ein kleines Lokal, in dem nur sechs Tische standen.
    Immer roch es in der kleinen Kneipe nach heißem Olivenöl und nicht selten nach ein wenig Knoblauch und merkwürdigen Gewürzen, mit denen Guiseppe, Besitzer, Koch und Kellner, in einer Person, seinen Gerichten Geschmack gab.
    An fünf Tischen saßen jeweils drei oder vier Leute.
    Am sechsten Tisch saß nur ein Mann. Er war alt, und die meiste Zeit starrte er vor sich hin, aber jedesmal, wenn der Vorhang sich bewegte, blickte er auf. Als Sidney Carlyle kam, sah er den Mann nicht sofort. Gewöhnlich nahm Carlyle den ersten Tisch am Eingang, aber dieser Tisch war voll besetzt. Also ging Carlyle weiter in das Lokal hinein, und als er aufblickte, sah er die Augen des Mannes am sechsten Tisch auf sich gerichtet:
    Der Mann zog die Lippen von den Zähnen. Sie zeigten die unnatürliche Weiße eines künstlichen Gebisses.
    Carlyle machte eine Bewegung, als wolle er sich umwenden und das Lokal verlassen. Der andere stand rasch auf.
    »Hier ist noch Platz, Sid!« sagte er. Seine Stimme klang rauh und heiser. Sidney Carlyle trat an den Tisch. Der andere streckte ihm die Hand hin. Carlyle übersah es und setzte sich.
    Immer noch zeigte der andere grinsend seine falschen Zähne. Langsam ließ er sich auf seinen Platz nieder.
    »Du hast dich wenig verändert, Sid. Ich glaube, ich habe mich mehr verändert als du.«
    »Du siehst aus wie ein Geier«, brummte Carlyle, »und genau das bist du immer gewesen.«
    Es schien, als sträubten sich dem »Geiergesicht« die Haarbüschel über den Ohren wie die Federn eines wütenden Raubvogels.
    »Du hast schon einmal eine Partie gegen mich verloren.«
    »Du hast sie nicht gewonnen«, knurrte Carlyle.
    Der andere stieß ein krächzendes Lachen aus.
    »Okay, Sid, wir haben uns beide damals idiotisch benommen, und wir haben nichts dabei verdient. Laß uns dieses Mal vernünftig sein.«
    »Geh zur Hölle!« .zischte der Exzuchthäusler. »Wenn das Wetter umschlägt, spüre ich die Narben, die ich dir verdanke.«
    »Du hast sie dir selbst zuzuschreiben«, antwortete sein Gegenüber wütend. »Wenn du nicht…« Er brach mitten im Satz ab und stieß wieder sein krächzendes Lachen aus. »Laß uns den alten Streit begraben und keinen neuen anfangen. Ich habe lange genug auf die Minute gewartet, in der ich dir wieder begegnen würde.«
    'Carlyle starrte ihn über den Tisch hinweg an.
    »Verdammt sei die Minute«, knurrte er.
    Der »Geier« grinste noch breiter als vorher.
    »Beinahe hättest du Glück gehabt, Sid. Ich war immer entschlossen, am Tor des Zuchthauses zu stehen und der erste zu sein, der dich begrüßte, aber ich hatte ein paar Schwierigkeiten, die es mit sich brachten, daß ich zu spät kam. Du warst schon in New York untergetaucht. Ich suchte dich bei Rogan. Du warst zwar bei ihm gewesen, aber Rogan wollte nicht mehr mitmachen. Der alte Jack war gerade dabei, zwei Bullen alles über dich zu erzählen.«
    Er beugte sich über den Tisch.
    »Sie suchen dich, Sid, und Jack gab ihnen einen Tip, wo sie dich finden könnten.«
    »Warum sollten sie mich suchen?« fragte Carlyle beunruhigt. »Ich habe meine Strafe abgesessen. Ich habe nichts mehr mit ihnen zu schaffen.« .
    »Ich weiß; daß sie dich suchen. Rogan nannte ihnen die Hot-Water-Inn, und sie gingen hin.«.
    »Dieser verdammte Lump«, knirschte der ehemalige Zuchthäusler, »aber sie können nichts wissen.«
    Er faßte sein Gegenüber ins Auge.
    »Nur du und ich wissen, daß…«
    Der andere winkte ab.
    »Vielleicht hast du geredet, Sid? Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Wahrscheinlich hast du es nicht lassen können, irgendwann einmal darüber zu sprechen und damit anzugeben, wie du mich und die Polizei ’reingelegt hast.«
    »Ich habe nicht gesprochen«, antwortete Carlyle finster.
    Guiseppe kam an den Tisch.
    »Die Speisekarten, Signori«, sprudelte er hervor. »Empfehle heute Tagliatelle alla Bolognese.«
    »Einen Whisky«, knurrte der Zuchthäusler.
    »Kein Essen?« fragte Guiseppe.
    »Später!«
    Der »Geiergesichtige« lehnte sich zurück.
    Er sah sich in der kleinen Kneipe um, als sähe er sie seit langer Zeit zum ersten Male wieder.
    »Hier hat

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