0368 - Samarans Todeswasser
Angreifen oder…«
»Nein, Sie Bestie!« mischte sich mein Vater ein. »Er wollte Sie nicht töten. Er hat sich nur bewegt.«
»Genau, alter Mann, genau. Aber er hat sich falsch bewegt. Und was mischt du dich überhaupt ein!« Der Mann hob seinen Revolver.
Er zielte auf meinen Vater. »Willst du auch eine Kugel?«
»Reiß dich zusammen, Hackett!« fuhr Samaran seinen Helfer an.
»Dieser Sinclair soll erleben, wie sich sein Sohn auflöst. Danach kannst du machen, was du willst.«
»Ha, das werde ich.«
Samaran hob den Arm. Er wollte mich bereits in die genaue Richtung bringen.
Ich lag dabei auf dem Rücken, hatte den Kopf gedreht und konnte einen Blick meines Vaters auffangen.
Horace F. Sinclair starrte mich aus brennenden Augen an. Um seinen Mundwinkel zuckte es. Er wäre mir so gern zu Hilfe geeilt, doch eine Revolvermündung, die ihn wie ein dunkles drohendes Auge anstarrte, hinderte ihn daran.
»Dad, bleib da!« rief ich. »Mach keinen Unsinn. Du… du wirst es schaffen. Davon bin ich überzeugt …«
Mein Vater schüttelte den Kopf. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich. So hatte er mich auch angeschaut, als mir Samaran die Henkersmahlzeit serviert hatte. Er wollte mir noch etwas sagen und öffnete auch den Mund. Die Kehle aber war zu. Kein vernünftiges Wort kam mehr über seine Lippen, nur ein Krächzen.
»Es gibt keine Chance mehr, Sinclair! Schau ihn dir genau an. Nur der Kopf ist von ihm geblieben. Wie ich es dir schon sagte. Und ich halte meine Versprechen…«
In der Tat schwamm der Schädel auch weiterhin auf der Oberfläche. Der Mund stand noch immer offen. Er kam mir vor wie das Maul eines Fisches, der nach Luft ringt.
So würde es auch mir ergehen.
Und Samaran bewegte seinen rechten Arm. Er besaß noch die Nerven, dies langsam zu tun, denn er wollte meine Qualen noch vergrößern. Auch behielt er mich zwischen beiden Fingern, und schon sehr bald schwebte ich über dem ersten Gefäß, so daß ich direkt in das Gesicht des Mannes namens Guy schauen konnte.
Er hatte die Augen weit geöffnet. Sein Blick mußte mich ebenfalls treffen. Ob er mich allerdings erkannte, wußte ich nicht, und die Hand führte mich auch weiter.
»Verdammt!«
Es war Hacketts Stimme, die die Stille unterbrach. Und sie hatte sich gehetzt angehört.
»Was ist los?« Sofort reagierte Samaran. Seine rechte Hand kam zwischen den beiden Gefäßen zur Ruhe.
»Ich glaube, da war etwas!«
»Wo?«
»Draußen…«
Die beiden unterhielten sich weiter. Ich achtete nicht auf sie, sondern überlegte, wie ich freikam. Ich klemmte zwar zwischen den Fingern, aber ich besaß trotzdem eine gewisse Bewegungsfreiheit, da ich den rechten Arm anwinkeln und unter meine Jacke schieben konnte, wo auch die Beretta steckte.
Sie zog ich hervor.
Samaran merkte nichts.
Okay, das Messer hatte ihn nur leicht anritzen können. Mit der Kugel würde das gleiche geschehen. Da er zudem kein reinblütiger Dämon war, konnte ihn das Silber auch nicht vernichten. Möglicherweise gelang es mir, ihn zu irritieren.
Ich schoß.
Und ich traf. Dabei hatte ich die Waffe so gedreht, daß die Kugel in seinen Handballen dringen mußte.
Ein feiner, stechender Schmerz mußte ihn durchzucken, denn er schrie wütend, und in einem Reflex öffnete er den Griff.
Ich fiel!
Und plötzlich hatte ich schreckliche Angst, genau in das Reagenzglas zu fallen…
***
Die drei Freunde hatten die Straße erreicht und damit auch den abgestellten Polizeiwagen. Sie schauten ihn sich an, blickten hinein, sahen ihn verlassen und wußten Bescheid.
Suko deutete auf den Beginn des Hohlwegs. »Da müssen sie verschwunden sein!«
Obwohl sie es eilig hatten, bewegten sie sich sehr vorsichtig.
Nichts sollte sie zu früh verraten. Der Eiserne hatte sein mächtiges Schwert gezogen. Wenn er damit aufzuräumen begann, blieb kein Auge trocken, wie Bill zuvor gesagt hatte.
Suko verließ sich auf die Dämonenpeitsche und die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta. Bill nur auf seine Waffe.
Der Eiserne ging vor. Seine Blicke durchforschten den ziemlich engen Hohlweg. Er sah an den beiden Seiten die Spalten und Risse, die Einkerbungen und Vorsprünge, so daß sich schon kleine Nischen bilden konnten, die aber leer oder höchstens durch Schatten gefüllt waren.
Es dauerte nicht lange, da entdeckten sie den Wagen. Ein Wohnmobil, es stand auf einer kleinen freien Insel am Ende des Hohlwegs.
»Ein Wohnmobil!« flüsterte Bill.
»Und sogar bewohnt«, gab Suko seinen Senf leise hinzu,
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