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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schleier über die Fahrbahn und zwischen den Häusern trieben.
    Auf dem Grundstück meines Vaters wendete ich sofort, ließ die beiden aussteigen und fuhr wieder ab, denn meine Mutter wollte wieder zu großen Ermahnungen ansetzen.
    »Das kann sie wohl nie lassen, wie?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Welche Mutter kann das schon…?«
    ***
    Thelma Lockhead hatte neben dem Mann vorn im Bus ihren Platz gefunden, der den Wagen lenkte und sie auch als Einzelperson in das Totenhaus und damit in die Falle der Gruft geführt hatte.
    Sie hegte keinerlei Groll mehr gegen ihn und hatte auch inzwischen seinen Namen erfahren.
    Er hieß James und war einmal der Butler einer gewissen Dorothy Lockhead gewesen.
    »Dann müssten Sie längst tot sein«, hatte sie gesagt und zur Antwort bekommen: »Vielleicht bin ich das auch.«
    Mehr wollte James über seine Person nicht sagen. Zudem musste er sich auf das Fahren konzentrieren.
    Die übrigen Mitglieder des Clans verhielten sich ruhig. Zu ruhig für eine Reisegesellschaft. Sie hockten auf ihren Sitzen, starrten nach vorn und schwiegen. Niemand erzählte mehr von Familiengeschichten, keiner sprach von der nahen Zukunft, bei ihnen schien in allen Dingen eine nahtlose Übereinstimmung zu bestehen.
    Natürlich war das nicht so.
    Den Grund kannten die Fahrgäste nicht, der war nur zwei Menschen bekannt. James und natürlich Thelma Lockhead, die für das unnatürliche Schweigen der Menschen die Verantwortung trug.
    Eigentlich lag der wahre Grund an den beiden Gebeinen. Wenn Thelma mit ihnen klapperte und sie in einem bestimmten Rhythmus gegeneinander schlug, ertönte eine Musik, die durchaus eine Macht besaß, um andere Menschen in ihren Bann zu schlagen.
    So war es mit der Familie geschehen. Seit dem makabren Knochenklappern hatte keiner von ihnen mehr den Wunsch verspürt, wieder zu verschwinden. Im Gegenteil, jetzt waren sie begierig darauf, endlich an das Ziel zu gelangen.
    Nur musste James sehr genau Acht geben. Auf der Straße hatte er noch normal fahren können, später wurde es schwieriger, denn der Wagen rollte über kleine Bergpfade, die für Spaziergänger geeignet waren, nicht aber für Autos oder Busse.
    Zu viele Steine lagen auf dem Weg, es gab Querrillen, über die das Fahrzeug hüpfte. Auch Traktorreifen hatten im Erdreich ihre Spuren hinterlassen. Es kam noch etwas hinzu, womit alle wohl nicht gerechnet hatten.
    Der Nebel!
    Als grauweißes, dickes Gespinst schien er von den Berghängen in die Täler zu fließen, als würde jemand hinter ihm stehen und ihn ständig antreiben.
    Längst hatte er den Bus erreicht und ihn mit seinen langen, milchigen Schlieren eingehüllt.
    James saß konzentriert am Steuer. Er war ein hagerer Mensch mit einem spitzen Kinn und einer ebenso spitzen Nase. Hin und wieder zuckten die blassen Lippen, und Thelma, die ihn genau beobachtete, hörte sogar auf, mit den Gebeinen zu klappern.
    »Was hast du?«
    »Es ist schwer, den Weg zu finden.«
    »Du kennst ihn doch.«
    »Sicher, nur nicht im Nebel.«
    »Dann streng dich an!« Thelma sprach hart. Ein Zeichen, dass sich die Fronten verschoben hatten. Und zwar zu ihren Gunsten. Hatte bei ihrem ersten Besuch James noch das Kommando gehabt, tat er nun, was sie sagte. Auch von ihrer Verwirrtheit war nichts mehr zu spüren. Sie stand voll und ganz unter dem Bann ihrer Ahnherrin und war ihr eine getreue Dienerin.
    Selbst markante Zeichen und Orientierungspunkte innerhalb der Landschaft waren verschwunden. Oder nur mehr schemenhaft zu erkennen, wenn man dicht heranfuhr.
    Irgendwann war auch für den Bus Schluss. Das erklärte James, als er stoppte.
    »Hier geht es nicht mehr weiter.«
    »Und wie weit ist es bis zum Friedhof?«
    »Nur ein paar Schritte. Die werdet ihr schaffen. Geht nach rechts rüber, ich bleibe hier oder auf dem Gelände.«
    »Weshalb?«
    »Wenn jemand kommt, bereite ich ihm einen richtigen Empfang. Ich lege mich wieder in mein Grab.«
    Er sagte es mit einer so großen Selbstverständlichkeit, dass Thelma es ohne Gegenfrage akzeptierte.
    Die anderen zwölf waren sitzen geblieben. Sie ließen Thelma den Vortritt, und sie stand auch auf.
    »Es ist alles vorbereitet«, flüsterte James noch. »Die Fackeln brennen. Dorothy kann ihre Rache genießen.«
    »Das wird sie auch.« Thelma hob die Arme bis in Brusthöhe und begann wieder mit dem Knochengeklapper. Ein scharfer, beinahe hektischer Rhythmus erfüllte den Bus, der von den Fahrgästen sofort aufgenommen wurde und sie zu einer Reaktion

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