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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich überraschen.«
    Kuchen und Kaffee kamen sehr schnell. Shao bedankte sich, probierte den Kuchen und verdrehte die Augen, weil er so gut schmeckte.
    »Na, habe ich zu viel versprochen?«
    »Nein, das haben Sie nicht.«
    »Ich wusste es doch. Er ist einmalig. Leider verrät mir der Konditor nicht das Rezept.«
    »Das würde ich an seiner Stelle auch nicht.«
    »Aber Shao, so kenne ich Sie nicht«, sagte Mary Sinclair bewusst vorwurfsvoll.
    Sie schauten durch die große Scheibe. In der Nähe stand ein niedriger Heizkörper, der eine schon bullige Wärme verbreitete. Ihr Blick fiel auf den Marktplatz, wo ein reger Betrieb eingesetzt hatte.
    Hier verstand man sich noch, man traf sich und redete miteinander.
    Wie auch die Lockheads.
    Hin und wieder fingen die beiden Frauen Gesprächsfetzen auf.
    Eigentlich banale Worte, die sich um Familienahngelegenheiten drehten. Bis Shao plötzlich einen Satz hörte, der sie aufmerksam werden ließ.
    »Und wann besuchen wir die Gruft?«
    »Heute noch.«
    Die Chinesin runzelte die Stirn. Sie drehte sich um, damit sie auf die Gruppe schauen konnte. Überschlägig kam sie auf ein Dutzend Personen. Männer und Frauen hielten sich in der Anzahl die Waage.
    »Aber ich will nicht in diese Totengruft«, sagte eine Blondine ziemlich laut. »Was soll ich da?«
    »Hat man dir nicht Bescheid gegeben?« fragte eine ältere Person.
    »Ja.«
    »Und du bist gekommen.«
    »Sonst säße ich nicht hier, Thelma.«
    »Dann wirst du auch mit uns gehen. Das ist ganz einfach. Wir haben es beschlossen, du wirst dich fügen müssen.«
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Hüte dich…«
    Die letzte Antwort war zwar leise ausgesprochen worden, sie hatte aber sehr drohend geklungen, sodass in Shao das Misstrauen wuchs. Sie wunderte sich immer mehr über diese Versammlung. Da war eine Familie zusammengekommen, um eine Gruft zu besuchen.
    Wieso? Was hatte das überhaupt für einen Sinn?
    »Haben Sie das auch gehört, Mrs. Sinclair?« fragte die Chinesin.
    »Sie meinen diese Gespräche?«
    »Davon rede ich.«
    Mary Sinclair winkte ab. »Halb so schlimm, meine Liebe. Die haben sich getroffen, um Tote zu ehren.«
    »Kennen Sie die Familie?«
    »Nicht mehr. Sie haben früher hier gewohnt. Das heißt, vor mehr als ein- oder zweihundert Jahren.«
    »Und?«
    »Was man heute hört, hat man damals nicht gerade gut über sie gesprochen. Die Familie war auch nicht sehr beliebt. Es hat da einige Unstimmigkeiten gegeben.«
    »Mit wem?«
    »Untereinander sollen sie sich nicht grün gewesen sein.«
    »Und was hat das mit der Gruft zu tun?«
    Mary Sinclair runzelte die Stirn. »Es ist bestimmt nichts Schlimmes. Die Lockheads besitzen nahe des alten Friedhofs eine alte Familiengruft. Über ihr steht ein Totenhaus. Das müssen sie erst betreten, um in die Gruft hineinzukommen.«
    »Und wer liegt dort begraben?«
    »Eine gewisse Dorothy Lockhead. Sie ist schon lange tot. Ich weiß auch nicht genau, wann sie starb…«
    »Für eine Person eine solche Gruft?«
    Mary Sinclair lachte. »Man merkt Ihnen an, Shao, mit wem Sie zusammenleben. Aus Ihren Worten spricht die Polizei. Aber Sie haben Recht. In der Tat ist es ungewöhnlich, was hier gebaut wurde. Aber die Lockheads waren auch eine außergewöhnliche Familie. Sie lebten oft genug im Streit miteinander. Gerüchte besagen, dass sie sich gegenseitig umgebracht haben sollen, aber das ist nie nachgeprüft worden. Jedenfalls hat man Dorothy Lockhead dort begraben. In den Chroniken steht zu lesen, dass sie dem Irrsinn verfallen gewesen sein soll. Sie war ein noch schwärzeres Schaf als die übrigen Lockheads.«
    Shao schüttelte den Kopf und nippte an dem Kaffee, der schon kalt geworden war.
    »Was haben Sie denn?«
    »Ich wundere mich, dass plötzlich dieser gesamte Clan erscheint und eine dem Wahnsinn verfallene Person besuchen will. Das ist mir einfach ein Rätsel.«
    »Mir ebenfalls. Nur, können wir es ändern?«
    »Bestimmt nicht.« Shao lächelte fein. »Mich würde es trotzdem interessieren, aus welchem Grunde die Leute ein so plötzliches Interesse an ihren Ahnen zeigen.«
    »Fragen Sie die Lockheads!«
    Shao lachte auf. »Ich werde mich hüten.«
    »Wieso?«
    »Nein, nein, in diese Dinge mische ich mich nicht ein.« Sie nahm die fast leere Tasse und drehte sie ein wenig. »Obwohl«, fuhr sie mit nachdenklicher Stimme fort, »mir die ganze Sache schon ein wenig suspekt ist, wenn Sie verstehen.«
    Mary Sinclair nahm Shao scharf ins Auge. »Werden Sie den beiden Männern Bescheid

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