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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Suko hob nur die Schultern, als er trocken bemerkte: »That’s life.«
    Ja, so war das Leben. Mal gerade, mal hügelig, wie die Strecke, die wir fuhren.
    Ich hatte den alten Friedhof selbst noch nicht besucht, nicht mal gesehen, doch ich wusste, wie ich ihn erreichen konnte. Das war schon einiges wert.
    Der Rover schaffte die Strecke prima. Auch wenn seine Federung und die Stoßdämpfer über Gebühr strapaziert wurden und die Reifen über manch spitzen Stein rumpelten, den ich wegen des dicken Nebels überhaupt nicht sah.
    Mit gefrorenen Pfützen mussten wir auch rechnen, da hier oben nur an bestimmten Stellen Tauwetter eingetreten war. Manchmal rutschten wir über die Eisflächen hinweg, und als das Gelände noch unwegsamer wurde, hielt ich an.
    Suko stieg zuerst aus. »Hier ist der Weg auch zu Ende«, sagte er, als ich den Wagenschlag öffnete.
    »Sind wir am Friedhof?«
    »Ich kann noch nichts erkennen.«
    Wenige Yards später wussten wir genau, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Da tauchten, wie längst vergessene und versteinerte Dokumente einer früheren Zeit, die Grabsteine vor uns auf.
    Hin und wieder standen sie auf Erdhügeln, manchmal auch auf dem flachen Boden. Dabei bildeten sie Figuren. Kreuze sah ich nur wenige. Das meiste waren Platten.
    Auch standen die Steine nicht zu dicht beieinander. Zwischen ihnen befand sich stets genügend Platz. Dort wuchs dann das raue, kräftige Berggras. Oder es waren Schneeflecken zu sehen, die den Boden blassgrau bedeckten.
    Auch der Nebel fiel auf den Friedhof. Er kam von den Bergen, drang schräg nach unten, rollte weiter und fand auch genügend Platz, um sich auf dem alten Totenacker zu verteilen. Wenn die Schwaden meine Haut berührten, hatte ich das Gefühl, von feuchten Tüchern umwickelt zu werden, und auf meinem Gesicht sammelten sich die ersten Tropfen.
    »Das Totenhaus müsste ja zu sehen sein«, meinte Suko.
    »Ja, wenn wir nahe genug dran sind.«
    »Weißt du, in welche Richtung wir gehen müssen?«
    »Leider nein.«
    »Dann wäre es wohl am besten, wenn wir uns trennen«, schlug mein Freund vor.
    Damit war ich einverstanden.
    Wir sprachen noch einige Dinge ab, und Suko redete darüber, was ihn wunderte. »Ich habe den Bus noch nicht gesehen, auch keine der zwölf Personen.«
    Das sah ich gelassener. »Es gibt viele Wege, die nach Rom führen.«
    »Willst du Rom mit diesem Friedhof vergleichen?«
    »So ungefähr.« Ich schaute auf meine Uhr. »Außerdem sind die bestimmt schon am Ziel.«
    »Dann sollten wir uns beeilen.«
    »Ja.«
    Wir entschlossen uns dazu, einen großen Bogen zu schlagen. Irgendwann würden wir wieder zusammentreffen. Falls einer etwas von dem anderen entdeckte, sollte er sich durch einen Ruf bemerkbar machen. Der Totenackerwar nicht so groß, als dass ein Schrei nicht gehört werden konnte.
    Suko schlug die rechte Richtung ein, ich nahm die entgegengesetzte. Schon nach wenigen Schritten war von meinem Partner nichts mehr zu sehen. Uns beide hatte die graue Suppe verschluckt wie ein wallendes Meer.
    Es ist auch für mich kein erhebendes Gefühl, mich auf einem Friedhof zu bewegen. Ich mochte diese Totenäcker auch am Tage und bei Sonnenschein nicht, in der Nacht oder bei Nebel noch weniger.
    Man sieht nichts. Man fühlt sich eingekesselt und von zahlreichen Gegnern umlauert. Da wird jeder Nebelstreifen zu einem würgenden Arm oder einer gefährlichen Schlinge, wenn sie so dicht am Körper oder am Gesicht vorbeistreicht.
    Da der Friedhof am Hang lag, war das Gelände dementsprechend. Ich musste ebenfalls schräg laufen und mich der Hanglage anpassen, um nicht abzurutschen oder umzukippen. Hin und wieder hielt ich mich auch an einem Grabstein fest.
    Trotz des Nebels bekam ich allmählich einen besseren Überblick.
    Ich wusste jetzt, wo ich mich befand. Und zwar bewegte ich mich am äußeren Rand des Totenackers entlang. Rechts von mir lagen die alten Gräber. Links stieg das Gelände in die Höhe.
    Zu weit wollte ich auch nicht abkommen. Aus diesem Grunde änderte ich die Richtung und näherte mich wieder dem eigentlichen Friedhof. Eine besonders markante Stelle fiel mir auf, da ich einen sehr großen Grabstein entdeckte.
    Er stand auf einer Platte und sah aus wie ein in die Höhe gereckter dunkler Arm.
    Vor dem Grabstein blieb ich stehen. Nicht weil die Form mich so fasziniert hätte, etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch genommen.
    Es war die aufgewühlte Erde dicht vor meinen Füßen. Sie befand sich im

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