Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen

0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen

Titel: 0369 - Wer »Drachen jagt«, muß bar bezahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: muß bar bezahlen Wer »Drachen jagt«
Vom Netzwerk:
Silberhaar.
    Er trug es sehr lang. Er sah aus wie ein Pianist.
    Der Mann ging über den Flur. Er bemühte sich, leise zu sein. Wenige Sekunden später knarrte die Tür zum Bad.
    Die Schwester wartete auf das Rauschen des in die Badewanne strömenden Wassers.
    Es blieb still. Der Mann hatte anscheinend die Brause angestellt und die Handbrause in die Wanne gelegt. Nur schwach war ein leises Rauschen in den Leitungsrohren zu hören.
    Die Schwester stand auf und legte das Buch auf den Stuhl, auf dem sie gesessen hatte. Sie stellte sich neben die Tür. Ein Kunststoffvorhang reichte von der Decke bis zum Boden. Er war weiß.
    Hinter dem Vorhang stand ein wandhohes Regal, vollgestopft mit medizinischen Hilfsgeräten und Kästen voller Krankenberichte.
    Die Schwester lehnte sich gegen die Türfüllung und legte das Ohr an das Holz. Nun war das leise Rauschen deutlicher zu hören. Plötzlich war ein Geräusch da, wie die ferne Fehlzündung eines Autos. Damit brach das Rauschen ab.
    Die Schwester wartete, bis ein Plätschern zu hören war. Jetzt war sie sicher, daß der Mann in die Wanne ge-, stiegen war.
    Die Frau bewegte sich so rasch und zielsicher, als hätte sie jede Bewegung schon oft ausgeführt. Vor dem Badezimmer blieb sie einen winzigen Augenblick stehen und lauschte auf die gedämpften Geräusche, die herausdrangen.
    Als sie an der Vase mit den gelben Teerosen vorbeikam, bewegten sich die langstieligen Blumen wie in einem lauen Sommerwind.
    Die Schwester öffnete die Tür zu dem Krankenzimmer und schlüpfte rasch hinein. Die Tür ließ sie offen. Nach genau einer Minute war sie wieder auf dem Flur.
    Sie hielt ein kleines Heft in der Linken und preßte es fest gegen ihre gestärkte Schwesterntracht.
    Vorsichtig schloß sie die Tür hinter sich und huschte ins Schwesternzimmer zurück.
    Es war ein Scheckheft der Manhattan Bank.
    Die Schwester legte es auf den Schreibtisch und setzte sich.
    Das Scheckheft war noch fast unbenutzt.
    Die Schwester überlegte einen Augenblick und trennte dann den vorletzten Scheck aus dem Formularheft.
    Dann klappte sie es weit auf und zupfte mit einer Pinzette den perforierten Rest aus dem Block.
    Die Klammern, die die Scheckformulare zusammenhielten, waren jetzt etwas locker.
    Mit dem Griffende der Pinzette drückte die Frau die Klammern zusammen und betrachtete das Ergebnis kritisch.
    Wenn der Besitzer des Heftes die fortlaufenden Nummern der Schecks nicht prüfte, würde er sicherlich nicht so bald dahintergekommen, daß ein Formular fehlte. Die ältliche Schwester lächelte zufrieden.
    Rasch stand sie auf und huschte zur Tür.
    Das Scheckbuch hatte sie in die Tasche ihrer Tracht gesteckt.
    An der Tür lauschte sie ein paar Sekunden. Lautlos glitt sie dann auf den Gang.
    Aus dem Badezimmer drang noch immer das Plätschern von Wasser.
    Diesmal blieb sie etwas länger im Zimmer des Patienten.
    Sie war sicher, daß der Mann so schnell nicht auftauchen würde.
    Ebenso lautlos, wie sie gekommen war, schlich sie wieder zurück in das Schwesternzimmer.
    Bei ihrem Eintritt blähte sich der hohe, weiße Vorhang auf.
    Die Schwester ging zum Schreibtisch.
    Den Schlüssel zur mittleren Schublade hatte sie an einem langen Kettchen, das sie um ihren dürren Hals trug.
    Sie mußte sich tief bücken, um den Schlüssel in das Schloß zu bekommen, ohne die Kette abzulegen.
    Aus der Schublade holte sie einen flachen Karton.
    Sie hob den Deckel ab, auf den eine Schale mit dunkelroten Piemont-Kirschen neben einem überdimensionalen Schwenker mit Brandy gemalt war.
    Statt der Weinbrandkirschen befanden sich eine Reihe Papiere und ein Block Schreibpapier in der Schachtel.
    Auf dem obersten Blatt waren Proben einer schwungvollen Unterschrift.
    Die Schwester nahm den Kugelschreiber und übte die Unterschrift noch einige Male.
    Dann kramte sie unter den anderen Papieren die blaue Einlieferungsmeldung heraus. Eine Lupe befand sich ebenfalls in der mittleren Schublade.
    Die Frau klemmte das Vergrößerungsglas vors Auge und verglich die Unterschrift auf dem blauen Papier mit den Proben, die sie gemacht hatte.
    Mißmutig legte sie die Lupe zurück.
    Ihre Hand mit dem Kugelschreiber probierte den Schwung des Anfangsbuchstabens erst ein paarmal in der Luft.
    Dann machte sie den Schnörkel auf dem Papier. Immer wieder. Und nur den Anfang der Unterschrift.
    Sie hörte das Scharren, mit dem der Stuhl im Badezimmer zur Seite geschoben wurde.
    Rasch fegte sie alle Unterlagen in den Karton. Auch den Scheck, den sie aus

Weitere Kostenlose Bücher