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037 - Das Geheimnis der Knochengruft

037 - Das Geheimnis der Knochengruft

Titel: 037 - Das Geheimnis der Knochengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ihrem Zimmer. Der Diener hatte ihre
Utensilien aus der Stadt geholt. Während sie auspackte und die Kleider und
Wäschestücke in den Schrank räumte, unternahm sie einen neuen Versuch, Larry
über die Funksprechanlage zu erreichen.
    Es war vergebens.
    Sie hörte, dass draußen vor dem Schloss ein Wagen hielt, stellte sich neben
das Fenster, öffnete die Vorhänge einen Spalt breit und blickte auf den
Parkweg.
    Der alte Citroen stand vor dem Haupteingang. Morna sah den untersetzten
Diener, der sie vormittags in der Rue Gabriel abgeholt hatte. Er öffnete die
Tür, um den Mann herauszulassen, der im Fond des Wagens saß. Es handelte sich
um einen jungen Mann mit schmalen Hüften, gekleidet in einen maßgeschneiderten
grauen Anzug. Er stieg aus und eilte mit langen Schritten auf den breiten
Treppenaufgang zu.
    Morna Ulbrandson öffnete die Tür ihres Zimmers und vernahm die Frage einer
hellen, etwas zu unartikulierten Männerstimme.
    »Wo ist mein Vater? In der Bibliothek? Im Salon?«
    Marie, die alte Hausdame, stand auf der nach oben führenden Treppen und
sagte etwas mit ihrer krächzenden Stimme, was Morna nicht verstand.
    Hastige Schritte erklangen, die sich auf der anderen Seite des Traktes
entfernten. Eine Tür klappte irgendwo ins Schloss.
    »Mein Sohn?« Der Vicomte legte das Buch zur Seite, als Armande de Moulliere
eintrat.
    »Ich muss dich sprechen Vater, es ist dringend!« Die Stimme von Armande de
Moulliere klang nervös und gereizt. Der Vicomte erhob sich und zog seine
buschigen Augenbrauen hoch. »Dann erzähle mir alles«, forderte er seinen Sohn
auf, griff nach seinem Stock und erhob sich.
    In der Nähe des Fensters blieb er stehen, während er seinem Sohn lauschte.
Im Gesicht des Alten regte sich kein Muskel. Als Armande geendet hatte, meinte
der Vicomte: »Es braut sich irgendetwas über unseren Köpfen zusammen. Seit
damals, als ...« Er stieß seinen Stock heftig auf den Fußboden. Seine dunklen
Augen glühten unter einem alles verzehrendem Feuer. »Das Schicksal ist uns
nicht gut gesonnen, doch mit ein wenig Überlegung müssten wir die
Schwierigkeiten meistern können, die sich uns nähern – ich erwarte von dir,
dass du während der nächsten zwölf Stunden das Haus nicht verlässt.«
    »Natürlich nicht, Vater. Aber was hast du vor?« Der Vicomte humpelte aus
dem Zimmer. »Du wirst sehen«, murmelte er noch. Armande de Moulliere blieb
zurück. Seine feingliedrigen Hände öffneten und schlossen sich in heftiger
Erregung. Das Gespräch zwischen Vater und Sohn hatte unter vier Augen
stattgefunden.
    Niemand im Schloss wusste, worum es gegangen war.
    Doch dass etwas Entscheidendes geschehen sein musste, das bemerkte die
aufmerksame Morna Ulbrandson daran, dass knapp eine Viertelstunde später der
Diener noch einmal mit dem alten Citroen davonfuhr.
    Neben ihm erkannte sie die Gestalt des Gärtners.
     
    ●
     
      Morna sah sich während eines
günstigen Augenblicks noch einmal in der Nähe des Schlosses um. Ihr
Hauptinteresse lenkte sie dabei auf den fensterlosen Anbau, von dem Bertrand
Roussell behauptet hatte, er würde als Terrarium dienen. Wenn es wirklich eines
war, dann konnte man unter Umständen auch etwas hören.
    Ungesehen erreichte sie den Anbau, näherte sich der hohen vernagelten Tür
und legte lauschend das Ohr daran. Sekundenlang verharrte sie völlig still und
achtete auf die Geräusche hinter der Bretterwand und der Mauer.
    Einmal hörte sie eine piepsende Tierstimme, dann heftiges Flügelschlagen,
danach das Fauchen einer Raubkatze. Die Geräusche waren so nah, dass Morna das
Gefühl hatte, das Geschehen würde sich unmittelbar neben ihr abspielen.
    Schrilles Piepen, dann ein kräftiger Prankenschlag – Stille!
    Morna biss die Zähne zusammen. Es gab mehr als ein Geheimnis in diesem
Schloss.
    Ein Terrarium, in das niemand einen Blick werfen konnte, dessen Eingang
offenbar niemand anders kannte als der Vicomte selbst – und in dem Raubtiere
gehalten wurden?
    Morna musste Gewissheit haben.
    Ungesehen eilte sie in die Küche zurück und setzte ihre Arbeit fort.
    Gute zehn Minuten später kam die alte Marie. Sie trug ein altes
verschlissenes Kleid, darüber aber eine piekfein gebundene, weiße und gestärkte
Schürze. »Denken Sie bitte heute Abend daran, Mademoiselle«, krächzte sie. »Um
sechs Uhr ein Gedeck mehr! Der Sohn des Vicomte bleibt mindestens einen Tag
hier.«
    »In Ordnung, Marie«, erwiderte Morna freundlich. Aber sie war mit ihren Gedanken
woanders. Sie stellte sich

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