037 - Die Kamikaze-Monster
Glas und füllte es mit kaltem, klarem Wasser.
Er setzte es Lance Selby an die Lippen. »Trinken Sie, Selby.«
Automatisch begann der Parapsychologe zu schlucken, und mit jedem Schluck fühlte er sich besser. Seine Lebensgeister erwachten.
Das Wasser schwemmte die Müdigkeit aus seinen Gliedern.
Eben noch hatte er sich furchtbar schläfrig gefühlt, nun war er hellwach, und sein Denkapparat funktionierte wieder. Rückblenden setzten ein: Der Student mit den Kaugummis. Die rasenden Zahnschmerzen.
Der Weg zu Dr. Wim Wissney. Dann die Praxis von Dr. Clive Jordan. Die Lampe. Das Licht. Dieses seltsame, alles auslöschende Licht.
Und nun…
Wieder Licht. Aber ein anderes. Neonlicht. Kalt und hell. Ein Laboratorium. Zwei Männer, die Lance nicht kannte.
»Wo bin ich?« Diese Frage drängte sich ihm auf.
Professor Kull lächelte. »Bei Freunden.«
»Und wie heißen diese… Freunde?«
»Ich bin Professor Kull. Das ist Bill Carrenna. Er leitet hier in London den Stützpunkt meiner Organisation des Schreckens.«
Lance Selby sah den Wissenschaftler verwirrt an.
Professor Kull lachte. »Sie verstehen kein Wort, wie?«
»Allerdings nicht.«
»Sie haben noch nie von mir und meiner Organisation gehört.«
»Nein«, sagte Lance. »Was ist das für eine Organisation? Welche Ziele verfolgt sie?«
»Die Stützpunkte sind über die ganze Welt verstreut. Nun gibt es einen weiteren hier in London. Tja, welche Ziele verfolgt die Organisation des Schreckens? Das ist eine gute Frage, Selby. Die Organisation dient mir als Instrument. Sie hilft mir, meine Pläne zu verwirklichen.«
»Was sind das für Pläne?« bohrte Lance weiter.
»Nun, mein vordringlichstes Ziel ist es, eines Tages die Weltherrschaft zu übernehmen. Die Menschheit muß von einer starken Hand geführt werden. Von meiner Hand. Darauf arbeite ich hin. Irgendwann werde ich dieses Ziel erreichen… Die Herrschaft über die ganze Welt!« Professor Kulls Augen glänzten fanatisch. »Ich baue ein Imperium des Schreckens, des Grauens und des Verbrechens auf!« sprach der Professor weiter. »Fast täglich dehne ich meinen Einflußbereich aus. Wer sich mir in den Weg stellt, wird einfach niedergewalzt. Ich bin nicht aufzuhalten. Eines Tages werde ich die Menschheit beherrschen. Aber das werden Sie nicht erleben, Selby, denn Ihre Stunden sind gezählt.«
»Warum?« fragte der Parapsychologe. »Ich kann in Ihren Augen doch nur ein kleines, unbedeutendes Licht sein.«
»Das ist richtig. Sie sind unwichtig, Selby. Ein Nichts. Ein Niemand. Ich würde Ihnen nicht die geringste Beachtung schenken, wenn Sie nicht mit Tucker Peckinpah befreundet wären.«
»Ach, ich verstehe. Auf ihn haben Sie es abgesehen.«
»Genau. Ich werde alles, was Peckinpah gehört, übernehmen. Ich werde es mir nach seinem Tod aneignen.«
»Nach seinem Tod? Soviel ich weiß, erfreut er sich noch bester Gesundheit.«
»Das stimmt. Deshalb werden Sie dafür sorgen, daß das nicht so bleibt.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Sie mir befehlen können, ich solle Tucker Peckinpah etwas antun!« sagte Lance Selby spöttisch.
Professor Kull lachte. »Sie wissen nicht, mit wem Sie es zu tun haben, Selby.«
»Doch. Mit einem Verrückten.«
Das trug dem Parapsychologen einen Faustschlag ins Gesicht ein.
Er spürte den süßlichen Geschmack von Blut in seinem Mund. Ein gefährliches Glitzern befand sich in Professor Kulls Augen.
»Nennen Sie mich nie wieder einen Verrückten, Selby!« zischte er.
»Nie wieder!« Er kämpfte seine Wut nieder und rang sich ein hochnäsiges Lächeln ab. »Ich bin Wissenschaftler, Forscher, ein Genie. Ich, habe Dutzende von Erfindungen gemacht. Eine davon ist jene Lampe in Dr. Jordans Praxis, deren Licht Ihr Bewußtsein auslöschte. Mein Ideenreichtum ist unerschöpflich. Mir sind keine Grenzen gesetzt, nichts ist mir unmöglich…« So kann nur ein Verrückter reden, dachte Lance Selby, aber er sprach es aus verständlichen Gründen nicht laut aus.
Professor Kull starrte ihn durchdringend an. »Sie werden Tucker Peckinpah für mich töten. Zu Ihnen hat er vollstes Vertrauen. Sie kommen nahe genug an ihn heran.«
Lance Selby schüttelte heftig den Kopf. »Soweit kriegen Sie mich niemals!«
Professor Kull schmunzelte. »Mein lieber Selby, man sollte niemals nie sagen, wenn man die Möglichkeiten des Gegners nicht kennt. Stellen Sie sich einen Vater und seinen Sohn vor. Das Verhältnis zwischen den beiden ist vorbildlich. Sie sind ein Herz und eine Seele. Es
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