Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
Vom Netzwerk:
schien beeindruckt. Er flüsterte Eliane einige Worte ins Ohr, und sie lief aus dem Saal.
    Vermutlich würde nun Clarice für ihre Widerspenstigkeit bezahlen.
    Eliane kam mit den zwei wohlbekannten Schwestern zurück. Ariane versuchte zu verhindern, daß man Clarice wegbrachte, und während sie sich den beiden in den Weg stellte, gelang es Clarice, aus ihrem Bett zu springen und sich hinter den Betten zu verschanzen.
    Alle standen um sie herum, außer Ariane, die vor der Ausgangstür stand. Vier Betten und ein Tisch in der Mitte des Ganges standen zwischen Clarice und ihren Verfolgern.
    Eine der Krankenschwestern kletterte auf das Bett, um an Clarice heranzukommen. In diesem Augenblick gab Clarice dem ersten Bett einen gewaltigen Stoß, und der Ruck übertrug sich auf das nächste, auf dem die Schwester stand. Sie fiel kopfüber zu Boden, und während der Professor und Eliane ihr zu Hilfe eilten, gelang es Clarice, wie ein Blitz an der zweiten Schwester vorbeizukommen und zur Tür zu laufen. Ariane machte einen kleinen Schritt zur Seite, und Clarice verschwand auf dem Korridor.
    Ariane ließ sich augenblicklich gegen die geschlossene Tür sinken und hielt sich den Kopf mit beiden Händen, so als hätte sie einen Schlag erhalten.
    Als Sarlieff und Eliane zu ihr kamen, ließ sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die beiden fallen, und sie konnten nichts anderes tun, als sie auf ein Bett zu tragen. Eine der beiden fremden Schwestern blieb bei ihr, während Sarlieff, Eliane und die zweite Schwester hinter der Flüchtigen herliefen. Ich betete inbrünstig darum, daß es Clarice gelingen möge, hinauszukommen. Aber ohne Schuhe und nur mit dem Nachthemd bekleidet?
    Die Verfolger kamen zurück. Allein. Sie gingen zu Ariane und beugten sich besorgt über sie.
    »Ach, es ist nichts«, sagte Ariane. »Habt ihr sie eingeholt?«
    »Die Hintertür war offen«, sagte Sarlieff unmutig. »Aber ich telefoniere sofort der Polizei, daß eine gefährliche Irre ausgebrochen ist. Wenn man sie zurückbringt, machen Sie ihr gleich eine Spritze. Das wird sie beruhigen.«
    Sarlieff verließ schnell das Zimmer. Eliane machte Ordnung, als die beiden fremden Krankenschwestern gegangen waren. Ariane saß auf dem Bett und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    Mary Roussinet rief: »Na, endlich hat es eine von uns geschafft!«
    »Ich hoffe es aus ganzem Herzen«, sagte ich.
    »In längstens zwei Stunden ist sie wieder hier«, rief Eliane wütend. »Und wenn man sie nicht nach unten bringt, dann werde ich keinen Augenblick mehr von ihrer Seite weichen.«
    Bis zum Abend wartete ich darauf, daß Clarice zurückgebracht wurde, aber es sah so aus, als wäre sie tatsächlich in Freiheit. Ariane war bei uns geblieben.
    Als es dunkel wurde, drehte Eliane den Lichtschalter in ihrem Zimmer an, und zugleich erhellten sich die Lampen bei uns. Wir sahen einander an. Was würde Clarice machen, ohne Kleidung, ohne Geld, ohne Dokumente?
    Wir fragten uns, ob der Professor es wirklich gewagt hatte, die Polizei zu verständigen.
    »Glauben Sie, Lise, wird sie zur Polizei gehen?« fragte Ariane.
    »Ich bezweifle es. Sie kennt niemanden in der Stadt, und so, wie sie herumläuft, würde man ihr kein Wort glauben.«
    »Ich hoffe, Sie behalten recht, Lise«, entgegnete Ariane nachdenklich. »Dr. Flamants ist Eigentümer der Klinik, und daher ist er verantwortlich für alles, was hier geschieht. Er müßte die Konsequenzen tragen, nicht Sarlieff. Der Professor könnte gehen, wann er wollte, und Flamants müßte die Kastanien aus dem Feuer holen.«
    Daran hatte ich nicht gedacht.
    »Ich werde mit euch zu Abend essen«, beschloß Ariane.
    Norma schlief. Mary strahlte. Sie hoffte auf eine baldige Entlassung, dank Clarice. Schweigend servierte uns Eliane unser Essen. Sie war wegen der gelungenen Flucht Clarices außer sich vor Wut.
    Plötzlich, während Eliane im Mittelgang stand und uns beim Essen beobachtete, ging das Licht aus. Wir hörten einen dumpfen Schlag und dann einen kleinen Schrei. In der Finsternis warteten wir ab.
    Wir hörten Eliane hinausgehen.
    »Vielleicht eine Stromstörung«, flüsterte Ariane.
    Eliane kam mit zwei Kerzen zurück. Ihr Anblick reizte uns zum Lachen: Sie war über und über mit Daunen bedeckt.
    »Lacht nur«, knirschte sie zornig. »Diejenige, die das auf dem Gewissen hat, wird es mir büßen. Und ich werde dahinter kommen, wer es war.«
    »Es war sicher der Professor«, sagte ich sanft. »Er ist ein alter Spaßvogel, Schwester

Weitere Kostenlose Bücher