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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
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darüber?«
    Seine Augen wanderten von Eric zu Ariane.
    »Das Serum wirkt nicht immer gleich stark«, entgegnete Eric vorsichtig. »Lise ist ein junger, gesunder Mensch. Sie verarbeitet das injizierte Serum sehr schnell.«
    Sarlieff runzelte die Stirn.
    »Trotzdem würde ich sagen, daß mein Serum jetzt auf den richtigen Konzentrationspunkt gebracht wurde. Und in zwei Monaten werden wir die Resultate haben. Dann wird man es gezwungenermaßen anerkennen müssen.«
    Er unterbrach sich, um dann zynisch fortzufahren: »Die Akademie und die Laboratorien und besonders die pharmazeutische Industrie werden sich darum reißen, es erzeugen zu dürfen. Goldene Berge wird man mir anbieten für die Rezeptur.«
    Er drehte sich um und schritt zu den Betten von Norma und Mary. Bevor er ihm folgte, nahm Eric meine Hand in die seine und drückte sie kurz.
     

     

Dieser Händedruck und das Lächeln, das folgte, gaben mir meine Zuversicht wieder.
    Sie standen um Clarice herum, und der Professor hielt ihr eine Moralpredigt wegen ihres Ausbruchversuchs.
    Aber Clarice zeigte sich nicht beeindruckt von des Professors ernsten Worten.
    »Ich protestiere dagegen, daß man sich hier berechtigt fühlt, Patienten gegen ihren eigenen Willen festzuhalten«, schrie sie. »Und ich weigere mich von jetzt ab, irgendeine Behandlung anzunehmen. Ich will keine Injektionen mehr erhalten, haben Sie mich verstanden? Und ich wünsche hinausgelassen zu werden. Sie haben kein Recht, uns alle hier zu Gefangenen zu machen. Ich werde …«
    »Ihre Nervosität beweist mir, daß meine Behandlung absolut notwendig ist«, unterbrach sie Sarlieff brutal. »Und ich kann es nicht verantworten, Ihnen einen Entlassungsschein auszustellen, Mademoiselle Leew.«
    Er wollte seine Hand auf ihre rechte Wange legen, aber Clarice drehte den Kopf weg.
    »Berühren Sie mich nicht, Sie Teufel!« schrie sie.
    Unbeeindruckt wandte sich der Professor an Ariane.
    »Dreifache Dosis für Mademoiselle Leew. Wenn sie sich weigert, lassen Sie sie nach unten bringen.«
    Er ging weg, während Clarice ihn wütend beschimpfte. Ariane setzte sich auf Clarices Bett und sprach beruhigend auf sie ein. Eric machte einen besorgten Eindruck. Er betrachtete die neuen Gitter und warf mir einen ernsten Blick zu.
    Weshalb er es wohl zuließ, daß der Professor sich seiner Laboratorien für seine scheußlichen Versuche bediente? Warum sah er in seinem eigenen Haus zu, wie Sarlieff Experimente mit jungen Mädchen machte, ohne zu protestieren? Er hatte wohl den Vorwurf in meinem Blick gelesen, denn er kam zu mir und ließ sich schwer auf dem Sessel neben meinem Bett nieder. Er streckte die Hand aus und ergriff die meine.
    »Lise«, sagte er und seufzte, »was Sie sehen, ist nicht mein Fehler allein. Ich hatte stets großes Vertrauen zu Sarlieff, aber ich habe nicht geahnt, welche Wendung die Dinge nehmen würden. Wenn Sie wieder aufstehen können, werde ich Ihnen alles genau erklären.«
    Er sah so unglücklich aus, daß es mich tief berührte, aber ich sagte kein tröstendes Wort. Was hätte ich auch sagen sollen? Ich war über das volle Ausmaß der Missetaten des alten Narren Sarlieff doch nicht informiert.
    Eric sah mich lange an, erhob sich und strich mir mit der Hand über die Stirn.
    »Ich erlebe einen Alptraum. Glauben Sie mir Lise.«
    »Sie können ihn beenden, wenn Sie wollen.«
    »Das ist unmöglich, Lise.«
    »Nichts ist unmöglich – außer hier hinauszukommen.«
    Einen Augenblick lang starrte er auf die neuen Fenstergitter, dann senkte er den Kopf und ging.
    Ich hätte viel gegeben, um die Wahrheit herauszufinden. Aber in zwei Tagen sollte ich aufstehen, vielleicht sagte man mir dann Näheres. Ich mußte noch ein wenig Geduld haben.
    Alle waren still, Eliane war nicht da.
    Ich nahm die Gelegenheit wahr, um mich zu erheben. Ich ging zu den Fenstern, die zur großen Klinik hinausgingen, und starrte ins Leere.
    Ohne daß ich sie gehört hätte, trat Ariane ein.
    »Sie geben ein schlechtes Beispiel«, sagte sie leise.
    »Wenn ich bald arbeiten soll, muß ich mich doch wieder daran gewöhnen, auf zu sein, oder?«
    »Aber die anderen, Elise.«
    Ich hob die Schultern und ging zu meinem Bett zurück. Ariane folgte mir und ließ sich auf dem Sessel nieder. Ich bemerkte die Müdigkeit in ihren Augen, die scharfen, senkrechten Falten an ihren Mundwinkeln.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Alles steht schlecht«, sagte sie. Sie warf einen Blick zur Tür und fuhr fort: »Ich glaube, daß Dr. Flamants

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