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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
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anzuwenden …«
    Mein Gott! War das denn möglich?
    »Nur weil der Professor nicht sicher ist …«, begann ich.
    »Aber nein! Er ist noch nicht am Ende der Versuchsserie. Denn Dominik Martin zum Beispiel wird jeden Tag kleiner, und die anderen auch ein wenig. Aber bei Dominique ist es am deutlichsten zu sehen. Wenn nur ihr Gehirn sich auch zurückbilden würde! Aber nein, das ist nicht der Fall. Und ich habe darunter zu leiden. Ihre Stimmen verändern sich, werden heller und jünger, aber sie reden wie die Erwachsenen. Und sie lassen mich dafür büßen, daß sie in diesem Zustand sind. Als ob ich etwas dafür könnte! Manchmal muß ich sehr streng sein, um mir Respekt zu verschaffen. Ich glaube, wenn sie könnten, würden sie mich umbringen. Was wollen Sie jetzt tun?«
    Die plötzliche Frage riß uns in die Gegenwart zurück.
    »Wir verlassen augenblicklich die Klinik«, rief Clarice.
    Die Frau grinste freudlos.
    »Sie haben ja keine Möglichkeit, die Tür zu öffnen, meine Kleine. Sie müssen warten, bis der Professor oder Dr. Flamants kommt. Nur sie können Sie hinauslassen.«
    Clarice drehte durch. Sie warf sich gegen die geschlossene Tür hinter uns, trommelte mit den Fäusten dagegen und schrie wie am Spieß.
    Aber ich wußte, daß die Nurse die Wahrheit gesagt hatte. Jeder Fluchtversuch war zum Scheitern verurteilt, der Professor hatte seine Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die Person, die hier eindrang, konnte nicht mehr hinaus.
    Clarice kratzte mit ihren Fingernägeln das harte Holz auf. Ich trat zu ihr und versuchte, sie zu beruhigen. Unter Schluchzen sagte sie vorwurfsvoll: »Warum habe ich nur auf Sie gehört! Ich war schon bereit zum Weggehen, aber Sie haben sich in den Kopf gesetzt, hier herunterzugehen. Warum bin ich nur mitgegangen!«
    »Sie wären nie aus der Klinik hinausgekommen. Das Haupttor besitzt ein Schloß, das allen Versuchen, es ohne den dazugehörigen Schlüssel zu öffnen, standhält. Das können Sie sich aus dem Kopf schlagen, Mademoiselle«, bemerkte die Frau trocken.
    »Öffnen Sie sofort die Tür!« rief Clarice.
    Die Kinderschwester zog die Mundwinkel herab.
    »Ich bin genauso hier herinnen gefangen wie Sie. Ich kann den Tag nicht erwarten, wenn ich wieder frische Luft in die Lungen bekomme und die Sonne sehe. Aber das wird erst dann sein, wenn die Entwicklung des Serums abgeschlossen ist.«
    Wieder hieb Clarice mit den Fäusten gegen das Holz.
    »Wenn Sie mir meine Babys wecken, können Sie was erleben«, sagte die Frau mit gleichgültiger Stimme.
    Clarice ließ die Stirn gegen die Tür fallen und legte die nasse Wange dagegen. Verzweifelt schluchzte sie vor sich hin.
    Ich griff nach ihrem Arm, aber sie entzog ihn mir heftig.
    »Sie sind die Verbündete des alten Affen! Lassen Sie mich in Ruhe und greifen Sie mich nicht an.«
    »Ruhe«, sagte die Nurse.
    Sie ging zu ihrem Bett, auf dem sie vor unserem Kommen gelegen haben mußte, setzte sich und sagte: »Sie täten gut daran, sich auszuruhen. Sie werden alle Ihre Kräfte brauchen, um die Behandlung des Professors zu überstehen. Machen Sie sich keine Illusionen, man wird Ihnen das Serum injizieren.«
    Clarice ließ sich in einen Stuhl fallen.
    Ich fragte: »Kommt Dr. Flamants immer mit dem Professor hierher?«
    Die Nurse hob die Schultern.
    »Das ist verschieden. Manchmal kommt der Professor auch allein.«
    Ich ließ mich in einen Lehnstuhl fallen. So waren wir also unter Umständen Sarlieff ausgeliefert. Wenn er allein kam, waren wir verloren. Wenn Eric mit ihm kam, hatten wir eine Chance …
    Ich bereute meine Neugier bitter. Und noch mehr bedauerte ich, Clarice in diese unglückliche Situation hineingezogen zu haben. Es war meine Schuld, wenn sie nun Sarlieffs Quälereien zu erdulden hatte.
    Und Ariane? Würde sie mich suchen? Vielleicht, aber nicht hier!
    Manchmal bewegte sich eines der Kinder in den Betten. Die Schwester lag ausgestreckt auf ihrem Bett und hatte die Augen geschlossen. Aber ich wußte, daß sie uns beobachtete, und hoffte inständig, daß sie uns nicht das Serum injizieren konnte, ohne auf den Professor warten zu müssen. Ich wagte nicht die Augen zu schließen, obwohl sie mir vor Müdigkeit fast zufielen.
    Die Zeit verging unendlich langsam.
    Bei Tagesanbruch würde man oben meine Abwesenheit bemerken. Eric würde zur gewohnten Zeit seine Visite absolvieren, vorher aber würde Sarlieff zu uns kommen, voller Freude unsere Anwesenheit bemerken … So war er nicht gezwungen, Eric zu überzeugen, daß es notwendig

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