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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jose Michel
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froh, als der Tag kam, an dem ich in die Ordination Dr. Flamants’ gehen sollte.
    Als ich vor den schmiedeeisernen Toren der großen Villa stand, war ich so beeindruckt von diesem Luxus, daß ich fast wieder nach Hause gegangen wäre. Aber auf mein Klingeln war sofort eine junge Frau aus dem Haus getreten und mir entgegengekommen.
    »Sie sind gewiß Mademoiselle Tellier«, sagte sie freundlich.
    »Ja …«
    Sie nahm mich am Arm und zog mich ins Haus.
    »Kommen Sie, der Doktor erwartet Sie. Sie kommen etwas zu früh.« Nach einem Blick auf ihre Uhr setzte sie hinzu: »In zehn Minuten wird er Sie empfangen.«
    Sie führte mich in einen riesigen Salon, der mit dunklen, alten Möbeln sparsam und sehr geschmackvoll eingerichtet war.
    Die zehn Minuten verwandelten sich in eine Stunde. Außer mir waren keine Patienten da, ich blieb allein. Ich wurde nervös.
    Endlich öffnete sich eine Tür, und der Doktor erschien.
    »Mademoiselle Tellier«, sagte er lächelnd. »Wollen Sie bitte eintreten?«
    Seine dunkle Stimme klang wie Musik nach der langen Stille.
    Er bot mir einen Stuhl an und begann, ein Karteiblatt auszufüllen. Er fragte mich nach Namen und Adresse, Krankheiten und Krankheiten der Eltern, so weit ich sie wußte. Dann ließ er sich meine Beschwerden eingehend schildern.
    »Gut«, sagte er nach einer Weile. »Ich komme sofort zurück. Legen Sie in der Zwischenzeit bitte ab.«
    Als er zurückkam, hatte ich nichts an außer Höschen und Büstenhalter. Seine dunklen Augen brachten mich in Verlegenheit.
    Ich legte mich auf das weiße Untersuchungsbett und schloß die Augen. Seine warmen Hände wanderten über meinen Leib und blieben auf meinem Magen liegen, um hier zu drücken und zu kneten.
    Plötzlich entfernte er mit einer kurzen Bewegung meinen Büstenhalter.
    »Sie haben wunderschöne Brüste«, sagte er beiläufig. »Ich glaube nicht, daß Ihrem Magen etwas Ernstliches fehlt, Mademoiselle. Madame Ferat ist Ihre Untermieterin?«
    »Ja, Herr Doktor.«
    »Sie haben keine Krankenversicherung, glaube ich?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er sprach, während eine seiner Hände auf meinem Busen lag. Ich hätte viel darum gegeben, wenn er sie weggenommen hätte, aber er schien es gar nicht zu bemerken.
    Er trat von mir weg.
    »Sie können sich wieder anziehen, Mademoiselle.«
    Als ich angekleidet war und zum Schreibtisch ging, an dem er sich niedergelassen hatte, bot er mir wieder den Stuhl an. Er schrieb Bemerkungen auf das Karteiblatt und drückte auf einen Klingelknopf. Eine Sekunde später trat die junge Frau ein, die mir geöffnet hatte. Sie lächelte mir freundlich zu.
    »Mademoiselle Tellier«, sagte Dr. Flamants, »darf ich Ihnen meine Assistentin, Ariane Marnel, vorstellen? Sollten Sie mich einmal brauchen, während ich abwesend bin, dann wenden Sie sich an sie.«
    Ich nickte und sah die junge Frau an. Sie war sehr schön, schlank, dezent parfümiert und ein wenig kokett. Ihr dunkles Haar war meisterhaft frisiert.
    Nicht wie das meine, das ewig zerrauft schien …
    Dr. Flamants gab ihr meine Karteikarte und sagte: »Wollen Sie das bitte einordnen, Ariane. Ich möchte Ihnen dann später noch einige Bemerkungen dazu diktieren.«
    Die schöne Ariane lächelte und ging hinaus.
    »Ich gebe Ihnen hier Pillen mit«, sagte Dr. Flamants, »die Sie vor jeder Mahlzeit einnehmen sollten. In vier Tagen kommen Sie wieder zu mir.«
    Ich nahm sie und fragte: »Was schulde ich Ihnen, Herr Doktor?«
    Er sah mich freundlich an.
    »Ich kenne Ihre bescheidenen Verhältnisse, Mademoiselle. Sie werden die erste Patientin sein, die ich gratis behandle.«
    »Ich danke Ihnen, Herr Doktor. Aber ich möchte nicht …«
    Sanft unterbrach er mich: »Danken Sie mir nicht, es macht mir Freude, Ihnen zu helfen.« Unter seinem geraden Blick errötete ich. Er begleitete mich zur Tür und drückte mir die Hand. »Auf bald, Mademoiselle Tellier.«
    »Auf Wiedersehen, Herr Doktor.« Eine ältliche Frau kam aus einem der Räume, die an das Vorzimmer angrenzten und brachte mich hinaus. Ich war froh, daß ich den Mut gehabt hatte hinzugehen. Ganz bestimmt würden mir die Pillen helfen. Als ich daheim war, schluckte ich sofort eine. Es war Zeit zum Abendessen, und nachher wollte ich mich gleich an die Maschine setzen, um das nachzuholen, was ich am Nachmittag versäumt hatte.
    Es klopfte.
    »Kommen Sie nur herein, Maria.« Neugierig fragte sie: »Also? Was hat der Doktor gesagt?«
    »Nichts Bestimmtes. Er hat mir Pillen gegeben …«
    »War’s teuer?«

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