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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bestürzt an, doch ihre Stimmung hellte sich sofort wieder auf. „Nun, einen Aufpasser brauche ich wahrlich nicht.“ Sie sah sich im Foyer um, bemerkte den bewundernden Blick eines preußischen Generals in Uniform, komplett mit Reitstiefeln, Helm und goldenen Tressen, und schenkte ihm ein Lächeln.
    Jack drehte sich mit angespanntem Gesicht zurück zum Empfangschef um.

    „Entschuldigen Sie, aber wir brauchen drei Zimmer.“
    Mariah war zutiefst von ihrer neuen Umgebung beeindruckt, aber versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie beobachtete, wie die Hotelangestellten in Livree sich geschäftig daran machten, ihr Gepäck hochzutragen und ihr Zimmer herzurichten.
    Doch schon beim Abendessen im Hotelrestaurant hatte sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden und war in der Lage, Jack ihr Programm für Einkäufe und Besichtigungen zu präsentieren – ein Programm, bei dem sie sich möglichst vielen potenziellen Londoner Ehekandidaten zeigen könne.
    Mit versteinertem Gesicht umschloss er die Liste mit festem Würgegriff, entschuldigte sich noch vor dem Dessert und überließ Mariah für den Rest des Abends Mercys Gesellschaft.
    Am nächsten Morgen um zehn betrat Mariah das kunstvoll ausgeschmückte Foyer des Claridge’s. Sie trug ihr streng geschnittenes dunkelblaues Reisekleid mit dem dazu passenden Hut und sah erholt und voller Tatendrang aus. Jack war selbst gerade erst eingetroffen und sah ungefähr so grau aus wie die Weste, die er unter seinem tadellosen schwarzen Anzug trug. Mit den tiefen Ringen unter seinen Augen, dem dunklen Anzug und einer Miene, als ob ihm vor den bevorstehenden Ereignissen graute, sah er aus wie ein verirrter Sargträger.
    Besorgt schlug Mariah ihm vor, erst einmal einen Kaffee zu trinken und ihm vor der Abfahrt ein Mittel gegen Kopfschmerzen zu verabreichen. Er setzte seinen Zylinder auf, knurrte, dass er sich „hervorragend“ fühle und führte sie nach draußen zur wartenden Kutsche.
    Die Straßen waren voller Kutschen, Karren, Pferdeomnibussen und Fußgängern, die alle durch die für diese Jahreszeit zu helle Sonne zu einem energischen Tempo animiert schienen. Mariah beugte sich hinüber zum Fenster, um einen Blick auf die Sehenswürdigkeiten zu erhaschen und bombardierte ihn mit Fragen über die prächtigen breiten Straßen, den Old Bailey, Big Ben und das Parlament.
    Er beobachtete, wie sie mit großen Augen alles in sich aufnahm und fühlte sich, als sähe er sie zum ersten Mal mit all ihren Facetten – ihre unwiderstehliche Lebensfreude, ihre Begeisterung für alles Neue, ihre respektlose Neugier, ihr scharfer Verstand und ihre ungekünstelte Schönheit.
    „Oh, St. Paul’s“, sagte sie ehrfürchtig und lehnte sich über seine Knie, um die beeindruckende Kuppel der Kathedrale ausgiebig zu bewundern. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das alles eines Tages sehen würde.“ Strahlend sah sie ihn an.
    Er wandte seinen Blick ab und fühlte sich, als hätte er geradewegs in die gleißende Sonne geschaut.
    Schließlich stiegen sie an einer breiten, geschäftigen Kreuzung aus, wo unzählige Männer in Geschäftsanzügen und Bowlerhüten vor den imposanten Gebäuden entlanghasteten. Dieser Anblick zauberte ein neues Leuchten in Mariahs Augen.
    „Das ist also die City, das Finanzzentrum unseres Königreiches“, hauchte sie und hielt sich an seinem Arm fest, nachdem ihr vom vielen Herumdrehen schwindlig geworden war.
    „Hier ist die Residenz des Bürgermeisters der City – Mansion House.“ Er zeigte auf das eindrucksvolle Steingebäude mit dem von Säulen eingerahmten Vorbau. „Und dort drüben ist die Börse. Ich dachte, Sie würden vielleicht auch gerne einen Blick auf das Gebäude der Lloyds-Versicherung werfen. Ich habe dort einen Studienfreund, der die elektrischen Stadtbeleuchtungssysteme versichert, die jetzt überall im Land installiert werden.“ Er hielt inne, als er sah, dass sie darauf zu brennen schien, ihm etwas mitzuteilen.
    „Sehen Sie sich nur alle diese Männer an!“ Ihre Augen strahlten. „Natürlich hört man von den hohen Einwohnerzahlen, aber ich konnte mir bisher nie so viele Männer an einem Ort vorstellen. Große, kleine, junge, alte, reiche ... und noch reichere.“
    Er fühlte sich – und sah so aus –, als habe sie ihm einen Keil ins Herz gestoßen.
    „Hier entlang“, brachte er mühsam heraus und zog sie in die Richtung von Lloyds.
    So begann ein langer Tag von Erklärungen, Kutschfahrten und Besichtigung der Sehenswürdigkeiten, von denen

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