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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er die Fortsetzung des Ladies’ Guide vermutete. Bedächtig strich er über die steile, von Schmerz gezeichnete Schrift, und es versetzte ihm einen Stich, als er sich vorstellte, wie schwer es für sie gewesen sein musste, dies zu schreiben. Es war ein Glück, dass sie diesen Ort gefunden hatte, Little Longstone, wo sie zu den heißen Quellen Zugang hatte, die ihr Erleichterung verschafften. Dorthin gehörte sie. Während sein Leben sich in London abspielte.
    Wohin er gehörte.
    Sein Blick fiel auf den geflochtenen Korb neben dem Sekretär, und er bückte sich, um ein zerknittertes Blatt Papier herauszunehmen. Er strich es glatt und las die Worte, die Genevieve geschrieben hatte.
    „Die moderne Frau von heute muss stets einen klaren Kopf behalten, wenn sie sich in der Gesellschaft eines charmanten und attraktiven Gentlemans befindet. Je charmanter und attraktiver der Mann ist, desto schwerer wird ihr das fallen. Daher kann es sich als sehr nützlich erweisen, sich auf etwas zu konzentrieren, das mit ihm nichts zu tun hat, etwa im Geiste Hamlets Monolog zu rezitieren oder etwas Langweiliges, wie etwa bis Hundert zu zählen.“
    Bei diesem Rat umspielte ein Lächeln seine Lippen. Sie war eine bemerkenswert kluge Frau. Die letzte Zeile war stark verschmiert und zweifellos der Grund, warum sie das Blatt weggeworfen hatte. Aus Gründen, die er nicht erklären konnte, abgesehen davon, dass er diesen Teil von ihr nicht wieder zum Unrat werfen konnte, faltete er das Papier zusammen und steckte es in seine Westentasche. Dann setzte er seine Suche fort.
    Mehrere Stunden später, kurz bevor die ersten Sonnenstrahlen das nächtliche Dunkel durchbrachen, war er mit dem letzten Raum fertig und seufzte tief. Er hatte nichts gefunden – abgesehen von seinem plötzlich auftauchenden Gewissen, das sich ständig beschwert hatte, weil er Genevieves Privatsphäre störte.
    Verdammt, er hätte sie einfach fragen sollen, was aus dem Brief geworden war. Er hätte ihr vertrauen sollen, so wie sie ihm vertraut hatte. Hätte ihr sagen sollen, wer er war. Warum er in Little Longstone war. Natürlich hätte er dann auch gestehen müssen, dass er ihr nachspioniert, ihr Haus durchsucht hatte. Und er bezweifelte nicht einen Moment lang, dass sie glauben würde, er hätte nur mit ihr geflirtet, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
    Und sie hätte recht.
    Aber was als berechnender Plan begonnen hatte, um ihr den Brief zu entwenden, war so viel mehr geworden. Als er sie verführt hatte, hatte er seine Mission bereits vergessen. Er hatte geglaubt, fähig zu sein, sie wegen seiner Pläne ins Bett zu locken, doch tatsächlich hatte seine Mission dabei überhaupt keine Rolle gespielt. Aber würde sie ihm das glauben? Verdammt, er wusste es nicht. Dessen ungeachtet würde er sie nach dem Brief fragen müssen, denn allein konnte er ihn nicht finden.
    Dann konnte er nur noch beten, dass sie ihm den Brief geben würde – und ihm seine Lügen verzeihen.
    Er runzelte die Stirn. Wenn er Little Longstone verließ, würde er sie nie mehr wiedersehen, also spielte es eigentlich keine Rolle, ob sie ihm verzieh oder nicht.
    Oder?
    Es spielt eine Rolle, flüsterte seine innere Stimme ihm zu. Es spielte eine verflucht große Rolle. Was verdammt viel mehr war, als es sein sollte.
    Seufzend blies er die Kerze aus und ging Richtung Ausgang. Er konnte genauso gut außen um das Haus herumgehen und nachsehen, ob alles in Ordnung war. Vielleicht würde die kühle Luft ihm den Kopf klären. Er betrat die Eingangshalle und griff nach dem Türknauf.
    „Keine Bewegung, oder meine Kugel durchlöchert Sie!“, hörte er eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Simon erstarrte und verfluchte sich innerlich, weil er sich hatte überraschen lassen.
    Die Stimme kam ganz aus der Nähe, nahe genug für Simon, um zu wissen, dass er die Schusswunde niemals überleben würde, wenn der Einbrecher auch nur ungefähr richtig zielte, und so weit weg, dass seine Chancen, den anderen zu entwaffnen, nicht besonders gut standen. Die beste Möglichkeit war, einfach zu tun, was von ihm verlangt wurde. Erst einmal.
    „Ich bewege mich nicht“, versicherte Simon.
    „Die Hände hinter den Kopf, schön langsam. Eine falsche Bewegung, und Sie haben eine Kugel im Rücken.“
    Simon stockte der Atem, als er ihn erkannte. Die Stimme – zum Teufel, er kannte diese Stimme. Er wünschte, die Vertrautheit würde ihn mit Erleichterung erfüllen, doch stattdessen wurde ihm beinahe übel. „Sie haben den Falschen“,

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