037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen
schwarz.
16. KAPITEL
„Beeil dich, Baxter“, drängte Genevieve, als sie den Pfad hinunterging. Ihr Cottage lag gleich um die Ecke, und sie beschleunigte ihre Schritte, während ihr Unbehagen mit jedem Meter größer wurde. Vor einer halben Stunde war der Tag angebrochen, und Simon hätte längst zurück sein sollen. Die Tatsache, dass er nicht gekommen war, weckte in ihr eine schreckliche Vorahnung.
„Es ist mehr als wahrscheinlich, dass er einfach die Zeit vergessen hat“, meinte Baxter. „Oder – ich sage das nicht gern, Genevieve – er ist einfach verschwunden. Er wäre nicht der erste Schuft, der eine Frau verlässt, nachdem er bekommen hat, was er wollte.“
Genevieve schüttelte den Kopf. „Nein. Das würde er nicht tun. So ist er nicht.“ Sie wusste es. Tief in ihrem Herzen. Kein Mann, der sie so angesehen hatte, wie er es getan, der sie so geliebt, so berührt, ihre Hände geküsst hatte wie er, so hingebungsvoll – das war kein Mann, der sie einfach beiseiteschob, ohne einen Abschied.
„Verdammt, Jinnie, alle Männer sind so.“
„Nicht alle. Du bist nicht so.“
„Das liegt daran, dass ich nicht in dein Bett will. Ich sage dir eins: auch wenn ich meine, dass es dir ohne ihn besser geht – sollte dieser Bastard wirklich ohne Abschied gegangen sein, dann werde ich ihn jagen, und es wird ihm leidtun, dass er überhaupt geboren wurde.“
„Baxter, du ...“
Sie verstummte, als ein Pistolenschuss zu hören war. Sie erstarrte, und ein paar Herzschläge lang vermochte sie nichts zu denken. Dann schoss ihr ein einziges Wort durch den Kopf: Simon.
Ehe sie wieder Atem holen konnte, packte Baxter ihren Arm und riss sie hinter einen Baum.
„Das kam von da vorn“, flüsterte er und zog sein Messer.
Genevieve leckte sich über die Lippen. „Ja. Vom Cottage. Wo Simon sich befindet.
Und soweit ich weiß, trägt er keine Pistole bei sich.“ Mit eisigen Fingern griff die Furcht nach ihr, und sie zog ihre eigene Pistole aus der Tasche ihres Umhangs. Als sie vortrat, versperrte Baxter ihr mit seinem ausgestreckten Arm den Weg. „Du bleibst hier“, flüsterte er mit finsterer Miene. „Ich gehe nachsehen.“
„Ich gehe mit dir.“ Als seine Miene noch finsterer wurde, sah sie ihn an und wiederholte: „Ich gehe mit dir.“
Er murmelte etwas über eigensinnige Frauenzimmer, dann schlich er, sich immer im Schatten haltend, auf das Cottage zu. Sie näherten sich vorsichtig, sahen sich ständig dabei um, doch ihnen fiel nichts Ungewöhnliches auf. Bis sie die Tür öffneten.
Genevieve blieb beinahe das Herz stehen, als sie Simon ausgestreckt am Boden liegen sah. Die dunkle Lache um seinen Kopf wurde größer, während Blut aus seiner Schläfe rann. Ein anderer Mann, den Genevieve noch nie zuvor gesehen hatte, lag auf der anderen Seite des Zimmers, und aus seiner Brust ragte ein Messer, in dem sie das von Simon erkannte.
„Liebe Güte.“ Sie lief zu Simon und fiel auf die Knie. Der metallische Geruch des Blutes, die grässliche Wunde an seinem Kopf, das alles erfüllte sie mit einem nie gekannten Entsetzen. Ein Entsetzen, das sie zu lähmen drohte. Bebend holte sie Luft, dann riss sie sich zusammen und nahm die Pelerine ab. Später. Später konnte sie in Panik geraten. Sie legte das Kleidungsstück zu einer Kompresse zusammen und drückte sie mit einer zitternden Hand gegen die Wunde, während sie mit der anderen an Simons Hals nach seinem Puls tastete. Und sie hoffte, dass sie einen Puls fühlen würde.
„Der Kerl ist tot“, berichtete Baxter von der anderen Seite. Sie hörte, wie er aufstand und zu ihr kam. „Wie geht es Cooper?“
Sie hatte Simons Puls gefunden und wäre beinahe ohnmächtig geworden vor Erleichterung, als sie das schwache, unregelmäßige Pochen unter ihren Fingerspitzen fühlte. „Er lebt. Bring Wasser, Kompressen und Verbandszeug. Und Baxter ...“ Sie hob den Kopf und drehte sich zu Baxter um. „Bitte beeile dich.“
Er lief den Korridor entlang zur Küche, und Genevieve holte noch einmal tief Atem.
„Simon, kannst du mich hören? Ich bin es, Genevieve“, sagte sie mit vor Angst zitternder Stimme. Sie fühlte einen Kloß in ihrer Kehle und schluckte das Schluchzen herunter. „Bitte wach auf, Simon.“
Das Blut sickerte mit beängstigender Geschwindigkeit durch die Kompresse, nässte ihre Handfläche, und sie faltete rasch die Pelerine weiter zusammen, wobei sie ihre steifen Finger verfluchte, durch die sie so langsam war. Sie drückte so fest gegen die
Weitere Kostenlose Bücher