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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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junge Mädchen schien leichenblass und ihre Augen waren vom Weinen gerötet. „Haben sie geküsst und angefasst – als wollten sie über sie herfallen, wenn Sie wissen, was ich meine.“
    Sein vierschrötiges, normalerweise freundliches Gesicht hatte sich dunkelrot verfärbt, und seine kräftigen Schultern waren angespannt.
    „Benehmen sich wie Barbaren, und es wird immer schlimmer. Ich hätte die ganze Bande schon längst rausgeschmissen, wenn ich nicht ein Wappen auf einer der Schnupftabakdosen der Männer gesehen hätte.“ Er verzog sein Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. „Und mein Kleiner sagt, auch auf der Jagdkutsche, die ihre Waffen und ihr Gepäck gebracht hat, sei ein Wappen.“
    Adlige. Mariah stöhnte. Was sonst?
    „Wer sind denn diese Männer? Haben sie ihre Namen nicht genannt?“, fragte sie und hoffte gleichzeitig, dass die Unruhestifter dies verweigert hätten. Die Gäste einer Herberge waren gesetzlich dazu verpflichtet, sich auszuweisen und sich ins Gästeverzeichnis einzutragen, um eine Unterkunft zu bekommen.
    „Namen haben sie schon angegeben“, antwortete Carson mit grimmigem Blick und griff nach dem großen ledernen Reservationsbuch, das er auf der Tagesseite aufschlug. „Bloß nicht ihre eigenen.“
    „Jack Sprat und Jack B. Nimble“, las sie laut. „Union Jack. Jack A. Dandy. Jack Ketch.
    Jack O. Lantern.“ Sie schluckte, um den Klumpen, der in ihrer Kehle entstanden war, zu vertreiben. „Schlaue Kerle.“
    Und gefährlich noch dazu, stellte sie fest. Keine Namen angeben zu wollen, bedeutete nicht zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Es sah so aus, als wollten diese Männer heute Nacht tatsächlich ihre Fensterscheiben zertrümmern.
    Wie sie adlige Männer auf „Jagdausflügen“ hasste! Sie fielen in Landstriche ein, wo sie niemand kannte, und fühlten sich berechtigt, jedem niederen Trieb und jeder verrückten Laune nachzugeben, die ihnen in ihrem ansonsten so „vorbildlichen“ Leben versagt war. Wenn sie völlig außer Kontrolle gerieten – was oft der Fall war –, konnte ein einfacher Gastwirt sie nicht in die Schranken weisen, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Das einzige Mittel, um gegen sie vorzugehen, war die schwierige Kunst der Diplomatie.
    Um mächtige Männer mit anstößigen Manieren zu bändigen, bedurfte es besonderer Fähigkeiten: Geschicklichkeit, Humor, Aufrichtigkeit – und das Wissen um die richtige Schmeichelei. Es war ein Balanceakt der schwierigsten Art. Sie sah in Carsons schuldbewusstes und erwartungsvolles Gesicht, und ihr Herz klopfte schneller. Sie hatte keine adligen Nachbarn, die sie um Hilfe bitten könnte, und keinen einflussreichen Ehemann, der ihr beistehen würde. Sie war auf sich selbst gestellt. Und sie würde heute Nacht einen verdammt geschickten Balanceakt vollführen müssen.
    Sie zog ihren durchnässten Umhang aus und reichte ihn Carsons Sohn, der ihn neben der Tür aufhängte. Sie blickte an sich hinunter, um ihre Kleidung zu inspizieren. Ihre maßgeschneiderte dunkelblaue Schößchenjacke, die schlichte weiße Bluse und der gut geschnittene graue Wollrock waren sicherlich nicht die ideale Garderobe, um betrunkene Adlige zu betören, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich umzuziehen.
    „Ich brauche einen Spiegel, jemanden, der Geige spielen kann und einen riesigen Kessel voller Punsch, in den ihr bitte unseren stärksten Rum mischt.“ In ihren Augen blitzte die Wut auf, die sie zügeln musste, bevor sie vor die Männer trat.
    Carson nickte erleichtert und beauftragte seinen Sohn, den Stallknecht Old Farley samt seiner Geige herbeizuschaffen. Dann befahl er dem Küchenmädchen, einen Spiegel aus dem Dienstbotentrakt in die Küche zu bringen. Lautes Männergelächter drang durch den langen Flur aus dem Schankraum zu ihnen herüber, und vermischte sich mit dem Lärm metallener Becher, die zu Boden fielen, Rufen nach mehr Alkohol und dem gebrüllten Befehl an den Gastwirt, „die süße Kleine wieder hereinzuschicken“.
    Mariah sah in die Gesichter ihrer Leute, die sie erwartungsvoll anblickten, und nahm all ihren Mut zusammen. Es ging um ihr Wirtshaus, ihr Zuhause und ihr Leben. Ihre Leute brauchten sie. Sie musste sie mit den einzigen Waffen verteidigen, die sie besaß: Geistesgegenwärtigkeit und ein klarer Verstand.
    Der Spiegel wurde gebracht, und sie steckte ihre üppigen honigblonden Haare zu einem losen, weichen Knoten hoch, zog die Jacke aus und öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. Sie war keine

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