0370 - Teufelsspiele mit Raketen
Spaziergang.
Wenn die Gangster nicht vorher Lunte rochen, konnten wir sie von oben in die Zange nehmen. Wenn uns die Gangster jedoch vorher entdeckten… Wir dachten nicht daran.
Es ging alles gut. Wir erreichten unbemerkt das Dach der Pension und stiegen durch eine Luke, die wie zu unserem Empfang einladend offen stand, in ein mit Gerümpel vollgestopftes Dachgeschoss.
Wir schlichen uns zu einer Tür, die auf eine steile Treppe hinausführte.
Im Haus war es totenstill. Wo war der Kollege, den wir zum Schutz Mark Sempers hier zurückgelassen hatten?
Stufe um Stufe rückten wir auf der Treppe weiter nach unten, vorsorglich bemüht, keinen Lärm zu verursachen. Die Gangster würden unsere Anwesenheit noch früh genug bemerken. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, bis wir im zweiten Stock waren. Bis jetzt hatten wir keinen Menschen zu Gesicht bekommen.
Doch dann wurde es im Stockwerk unter uns laut. Eine Tür fiel knallend zu, und als Antwort darauf bellte ein Schuss auf. Gleich darauf kehrte wieder jene unheimliche Ruhe ein, die mir unverständlich war.
Zoll um Zoll schoben wir uns weiter.
Von der Straße her quäkte plötzlich als willkommene Unterstützung ein Lautsprecher. Die Stadtpolizei forderte die Gangster lautstark zur Übergabe auf.
Phil und ich nützten unsere Chance. Wir schoben uns schneller als bisher nach unten. Als der Lautsprecher draußen verstummte, standen wir auf dem Treppenabsatz zum ersten Stock. Ein Flur bog nach rechts ab, wir sahen den Schatten von zwei Männern dort stehen. Vorsichtig stieg ich die letzten Stiegen hinab. Sofort hatten wir unsere Smith & Wesson im Anschlag. Die beiden Gestalten kamen der Ecke näher, und plötzlich zischten kurz hintereinander zwei Schüsse auf. Die Kugeln pfiffen an uns vorbei.
Unsere Anwesenheit im Haus war kein Geheimnis mehr.
Es hatte keinen Sinn, sich weiter wie eine Rothaut auf dem Kriegspfad zu benehmen.
»Gebt es auf!«, rief ich. »Eure Lage ist aussichtslos.«
Nun gaben sie sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Die Antwort war kurz und bündig.
»Kommt und holt uns!«
Die Stimme klang hart und schrill.
»Beschaff Tränengaspatronen und Gasmasken«, raunte ich Phil zu. »Die Cops haben sicher welche dabei.«
Phil zog sich zurück, um wieder den Weg über die Dächer anzutreten.
Was wollten die Gangster vor dieser Tür? Es gab nur eine Erklärung: Mark Semper hatte sich in dem Zimmer verschanzt. Wo aber war unser Kollege?
Wieder peitschte ein Schuss auf, doch diesmal klang er gedämpfter, und das Splittern von Holz verriet, dass aus dem belagerten Zimmer durch die Türfüllung geschossen wurde.
Der Klang der Waffe war mir vertraut. So hört sich eine Smith & Wessen 38er Special an, die Pistole, mit der das FBI seine Beamten ausrüstet. Also steckte unser Kollege da drin, und das beruhigte mich! Die Sache stand besser für uns, als wir erwarten konnten.
Allerdings bereitete mir das Personal noch Sorge. Es stand hundert gegen eins zu wetten, dass die Gangster die Leute zusammengetrieben hatten, und sie als Geiseln verwenden würden, um aus der Falle herauszukommen. Ich sollte mich nicht getäuscht haben.
»Hallo, Cop!«, rief die harte und schrille Stimme. »Ich wollte euch einen Vorschlag machen.«
»Lass hören!«
»Wir haben hier ein halbes Dutzend Figuren, die mit der Sache nichts zu tun haben. Gebt uns freien Abzug, oder ihr könnt ein halbes Dutzend Leichen einsammeln.«
Ich zweifelte nicht am Ernst dieser Drohung. Was ich befürchtet hatte, war eingetreten. Einmal in die Enge getrieben, war ihnen jedes Mittel recht, ihre Haut zu retten.
»Es sind zwei Kinder darunter«, ließ sich die Stimme wieder hören.
Ich knirschte vor Wut.
***
Von oben herab kamen Schritte. Phil ging voraus, gefolgt von zwei Sergeants der City Police, beladen mit Tränengaspatronen und Gasmasken.
Ich schilderte Phil die Situation. Er hörte stumm zu und biss sich auf die Lippen.
»Beschaffen Sie einen Rettungszug der Feuerwehr mit einer Drehleiter«, flüsterte ich einem der beiden Cops zu.
Der Mann machte wortlos kehrt.
»Hallo, G-man!«
Es war wieder die gleiche Stimme.
»Habt ihr es euch in der Zwischenzeit überlegt? Ich gebe euch drei Minuten Zeit. Wenn ihr euch bis dahin nicht einig geworden seid, machen wir aus dieser Bruchbude ein Schauhaus. Ist das klar?«
Drei Minuten!
Der Sergeant neben Phil starrte mich an.
»Hört mal zu!«, schrie ich den Gangstern zu. »Ihr könnt nicht hoffen, heil hier herauszukommen.«
Ein höhnisches
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