0370 - Teufelsspiele mit Raketen
Gelächter war die Antwort.
Phil trat einen Schritt zurück. Bevor ich ihn daran hindern konnte, schnellte er vor und sprang quer über den Gang auf die Treppe zum Erdgeschoss. In dem Sekundenbruchteil, in dem er über den Gang flog, entlud sich seine Special.
Ein Schmerzensschrei brach sich an den Wänden. Das Unglaubliche war geschehen: Phil hatte getroffen.
Ihm selbst allerdings war sein Bravourstück nicht gut bekommen. Er stolperte, fiel die Treppe hinunter und konnte sich nicht mehr fangen. Der Schwung war zu stark. Er knallte gegen die Wand und blieb auf dem Treppenabsatz liegen. Unten spie eine Maschinenpistole ihr Magazin leer.
Das Feuerwerk verfehlte jedoch die beabsichtigte Wirkung. Phil konnte gar nicht getroffen werden, weil er für den Schützen im toten Winkel lag. Als Phil das merkte, stand er auf und kam zu uns zurück.
»He, G-man!«
Diesmal war es eine andere Stimme. Phil hatte also den »Harten«, erwischt.
»Was gibt’s?«
»Ich gebe auf!«
»Wirf deine Kanone her und streck die Pfoten hoch«, sagte ich. »Versuch keinen Trick! Ich habe genug von euch.«
Wir zogen uns ein paar Schritte in den Gang zurück, um gegen jede Überraschung gefeit zu sein.
Ein 45er Colt schlitterte auf den Fußboden. Dann kam der Mann um die Ecke. Ich kannte ihn nicht. Zwei Schritte vor uns sackte er zusammen. Seine Nerven hatten nicht durchgehalten.
Phil hakte die Handschellen vom Gürtel des Sergeant los und legte sie dem Gangster um.
Der Mann kam ein paar Sekunden danach wieder zu sich.
»Wie viel seid ihr?«, fragte ich. Er konnte kaum auf den Füßen stehen.
»Unten… in der Halle… liegt Tony.«
Als wir in die Halle kamen, sahen wir Tony. Er war schwer verletzt und ohne Bewusstsein.
»Es hat ihn gleich anfangs erwischt, als wir hereinkamen. Tony war immer ein bisschen leichtsinnig«, erklärte unser Gefangener. Wir verpassten dem gefühllosen Burschen eine stählerne Acht und wagten uns auf die Straße.
»Nicht schießen!«, schrie ich dem Polizisten zu, der immer noch hinter seinem Schutzschild hockte und mit der Waffe in der Hand die Fenster beobachtete.
***
Im Nu füllte sich die Halle mit Uniformen der Stadtpolizei. Hinter einer Tür klopfte es dumpf. Ein Cop nahm den Stuhl weg, der die Klinke festgelegt hatte.
Heraus marschierten ein Mann, zwei Frauen und zwei Kinder. Ich begann, an meinem Beruf wieder die positiven Seiten zu sehen.
Ich schickte Phil hinauf in den ersten Stock, während ich zur Rückseite des Gebäudes ging.
Mark Semper kletterte eben die letzten Sprossen der Feuerwehrleiter herunter und wurde unten von meinem Kollegen Horace Murphy empfangen. »Höchste Zeit, dass ihr Rod Trimp festsetzt«, maulte der alte Semper. »In meinem Alter lässt man sich nicht mehr gern über Feuerwehrleitern jagen.«
Den schwerverletzten Gangster ließen wir mit der Ambulanz ins Krankenhaus bringen. Den toten Gangster mit der harten Stimme brachte man ins Schauhaus.
Mark Semper nahmen wir mit ins Office. In der Pension konnte er nicht mehr bleiben. Trimp würde bedenkenlos eine neue Mannschaft ins Feuer schicken, um Semper zu töten.
Wir saßen gerade im Office, als Mr. String von der Northern Electronics anrief und uns vier oder fünf Namen von Leuten übermittelte, die heute Nachmittag das Werk verlassen hatten. Wir ließen sie sofort überprüfen, hatten aber nicht den erhofften Erfolg.
Der Mann, auf den es uns ankam, war also unbemerkt durchgeschlüpft. Es war noch nicht einmal bemerkt worden, dass er seinen Arbeitsplatz verlassen hatte.
Der Bursche musste außerordentlich gerissen sein.
Die Abendzeitungen verkündeten in flammenden Schlagzeilen:
Gangsterforderung abgelehnt!
Trimps Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der Gangsterboss verhehlte seine Enttäuschung nicht. Er tobte, brüllte und schrie. Er drohte, es würde Fürchterliches geschehen, wenn er die 600 000 Dollar nicht in drei Stunden hätte. Er würde in drei Stunden, um Mitternacht also, noch mal anrufen.
Die Stadtpolizei rief ihre Leute zusammen und schickte sie auf die Straße. Die Cops hatten Befehl, jede nur irgendwie verdächtige Kleinigkeit zu melden. Die Vorbereitungen waren getroffen, New York schlagartig abzuriegeln. An den Ausfallstraßen wurden gestaffelte Straßensperren auf gebaut, um jeden Ausbruchsversuch der Gangster zu verhindern. Über den Rundfunk baten wir die Bevölkerung um Verständnis für diese Maßnahmen.
Wir saßen im Office herum, stellten Theorien auf und warteten auf
Weitere Kostenlose Bücher