0370 - Teufelsspiele mit Raketen
nicht an der Suche nach dem Maschinenschaden beteiligte. Er rannte zurück und verschwand hinter der Tür zur Brücke.
Kaum klappte die Tür zu, richteten wir uns auf. Wir ließen die Falltür hinter Walter zuklappen. Leider besaß sie keinen Riegel, mit dem man sie hätte abschließen können. Also musste ich Phil als Wache zurücklassen.
Ich schlich auf die Brücke. Ein schmaler Schlitz in der gepanzerten Tür gewährte einen begrenzten Einblick. Gus Walter stand am Ruder und wartete darauf, dass die Maschinen wieder anliefen. Ab und zu drehte er sich um und sagte ein paar Worte, die ich nicht verstehen konnte. Es musste also noch jemand, den ich durch den schmalen Schlitz nicht sehen konnte, in dem Raum sein.
Dann husteten die Motoren ein paar Mal, stotterten und liefen an. Ein breites Grinsen huschte über das Gesicht des Gangsters. Die Leute unten hatten also den zugedrehten Treibstoffhahn gefunden. Hätte ich doch die Leitung durchschnitten! Dieser Schaden wäre dann nicht so schnell behoben gewesen.
Jetzt war keine Zeit mehr zu verlieren. Ich riss die Tür auf und blieb im Eingang stehen. Der zweite Mann, den ich nicht im Blickwinkel hatte, hätte mich zu leicht treffen können. Gus Walter drehte sich um. Sein Gesicht verzerrte sich.
»Cotton!«
»Immer noch an Bord, Captain. Du wirst das Kommando abgeben müssen. Stopp die Maschinen, Gus! Euer Spiel ist endgültig aus!«
Er dachte nicht daran. Ich wiederholte meine Aufforderung. Er starrte in den Lauf meiner Special.
Ein Schuss peitschte auf, in Sekundenschnelle färbte sich das Hemd des Gangsters über dem Herzen rot. Gus Walter drehte sich um seine eigene Achse und polterte schwer zu Boden. Ich konnte den Schützen nicht erkennen.
Ein zweiter Schuss löschte die Lampe an der Decke. Ich wollte zurückspringen, um dem heimtückischen Schützen nicht gegen die hellere Tür ein allzu bequemes Ziel zu bieten. Doch es war schon zu spät. Der Mann rannte gegen mich an, warf mich einfach über den Haufen, noch ehe ich meine Special durchziehen konnte.
»Halt!« Das war Phil. Aber er konnte in der Dunkelheit nicht schießen, ohne die Gefahr in Kauf zu nehmen, mich zu treffen. Noch auf dem Deck liegend, jagte ich ein paar Schüsse in den Nachthimmel, um die Besatzungen der Polizeiboote auf den Schwimmer aufmerksam zu machen.
Der Bursche war einfach ins Wasser gesprungen. Sicher war das Rod Trimp. Ich warf die Jacke ab und sprang hinterher. Die Scheinwerfer der Hafenpolizei beleuchteten die Szene. Zwei Boote fuhren auf uns zu. Das war gar nicht in meinem Sinn. Mir wäre lieber gewesen, sie hätten mit ihren starken Scheinwerfern weiterhin für Beleuchtung gesorgt.
Die Bugwellen nahmen mir die Sicht.
Ich brüllte sie an, aber das war natürlich zwecklos. Zwei der Boote liefen über Kreuz, schnitten mir einfach den Weg ab. Der Gangster, der sich sicher nur wenige Yards vor mir abmühte, wischte eben noch durch die Lücke. Wütend und verzweifelt ergriff ich das Tau, das sie mir zuwarfen. Hatte ich Rod Trimp, den Mann, der meine schlaflosen Nächte auf seinem Konto stehen hatte, verpasst? Oder war es ein anderer aus Trimps Mannschaft?
***
Der Mann, der vor mir von Bord gesprungen war, war ein ausgezeichneter Schwimmer. Obwohl zwei Boote sofort in Landnähe liefen und mit ihren Scheinwerfern die Kaimauern absuchten, blieb er verschwunden.
Er wurde auch später nicht gefunden, als die Gangster unter dem Deck unseres Bootes einzeln und mit erhobenen Händen von den Polizisten herausgeholt wurden. Dafür ergab schon eine flüchtige Durchsuchung, dass die verschwundenen Raketenleitsysteme sich vollzählig an Bord befanden.
Aber noch befanden sich die Initiatoren dieses heimtückischen Anschlags in Freiheit.
Als uns die Flusspolizei endlich an Land setzte, stand noch immer das Wasser in meinen Schuhen. Mein Anzug eignete sich nur noch dazu, als Putzlappen Verwendung zu finden. Das Gangsterboot wurde am Pier 9, das der US Coast Guard dient, vertäut.
Mr. High erwartete uns am Pier. Mit ihm waren Regierungsbeamte und höhere Offiziere gekommen, die sich danach drängten, uns die Hände zu schütteln. Ich kam mir vor wie ein Mann, dem die Hosenträger rutschen, während ihm der Präsident die Hand schüttelt.
Die Blitzlichter der Reporter gleißten noch heller als der Scheinwerfer, mit dem das Polizeiboot die Szene einfing. Als ich am anderen Tag die Aufnahmen in den Zeitungen bewunderte, war ich Herrn Daguerre, der angeblich das Fotografieren erfunden
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