0370 - Verrat auf OLD MAN
jemand anders."
Mercant schüttelte den Kopf. Er hatte ein sicheres Gefühl in solchen Fällen.
Aber wer hatte es getan - und warum?
„Glauben Sie, daß... Anrath?" fragte Tifflor leise.
„Ich hoffe es nicht", gab Mercant zurück. „Ich werde sofort nachsehen.
„Ich begleite Sie."
„Besser nicht. Jemand muß hierbleiben, um eventuell mit Bully sprechen zu können. Vielleicht steckt mehr dahinter."
„Spione? Daran dachten Sie doch?"
„Ja", gab Mercant zu.
Er bewegte sich in Richtung der Tür. Bevor er sie erreichte, sprang sie auf, und Oberst Christopher Mecheninger kam in Begleitung einiger Raumfahrer herein. Draußen auf dem Gang hielten sich weitere Raumfahrer auf. Mecheningers Augen glänzten. Sein Gesicht war gerötet.
„Im Namen des Großadministrators des Solaren Imperiums verhafte ich Sie beide wegen Hochverrats an der Menschheit!" sagte Mecheninger.
„Was?" schrie Tifflor.
Mercant sagte nichts Er stellte blitzschnelle Kombinationen an. Wahrscheinlich war Mecheninger das ahnungslose Opfer eines Komplotts. Es war jedoch unmöglich, ihn umzustimmen, wenn er so überzeugt war, daß er einen unsinnigen Befehl ausführte.
Mercant ließ sich widerstandslos abführen.
„Ich lasse mich nicht verhaften!" schrie Tifflor und riß seine Waffe heraus. „Hier wird ein schmutziges Spiel getrieben."
„Seien Sie kein Narr, Tiff", sagte Mercant.
„Es gibt überhaupt keinen Grund für diesen Unsinn", entrüstete sich Tifflor. „Mecheninger, warum sprechen Sie nicht mit Staatsmarschall Bull, bevor Sie diesen Wahnsinn mitmachen?"
„Bull wird ebenfalls verhaftet', sagte Mecheninger.
Mercant fragte: „Und Ferenczy wahrscheinlich auch?"
„Ja", sagte Mecheninger.
Mercant seufzte.
„Merken Sie jetzt, was los ist, Tiff?" fragte er.
„Wir müssen Mecheninger aufklären", sagte Tifflor.
„Das wäre falsch", sagte der Abwehrchef. „Außerdem würde der Oberst Ihnen keinen Glauben schenken."
Noch immer wütend überreichte Tifflor einem der Männer seine Waffe und ließ sich abführen.
*
Als Raskani sich vom Bildschirm abwandte, lächelte er zufrieden.
„Mecheninger macht seine Sache tadellos", sagte er. „Jetzt muß er nur noch Reginald Bull verhaften."
Heiko Anrath antwortete nicht. Er saß mit ausgestreckten Beinen im Sessel und versuchte, sich über die neue Situation klarzuwerden. Er konnte jetzt nicht mehr zurück. Die Frage lautete jetzt also nicht mehr, ob er sich an Raskanis Plänen beteiligen sollte, sondern wie lange und wie intensiv er diese Pläne unterstützen sollte. Er mußte vor allem darauf achten, daß niemand mehr getötet wurde. Das hatte ihm Raskani bereits zugesichert - aber konnte er den Beteuerungen eines Mannes Glauben schenken, der Laury Marten ermordet hatte?
Raskani kam heran und rüttelte an dem Sessel, in dem Anrath saß.
„Sobald Bull ausgeschaltet ist, kommt der nächste Schritt. Hören Sie überhaupt zu?"
„Ja", sagte Anrath.
„Wenn wir OLD MAN völlig unter Kontrolle bekommen wollen, müssen wir darauf achten, daß nicht ständig neue Schiffe landen, sonst kann es passieren, daß unsere Gegner Männer einschleusen, die unsere Pläne vereiteln."
Das ständige Drängen Raskanis stieß Anrath ab; er spürte, daß dieser Mann besessen war. Ab und zu überkamen ihn Anwandlungen, die nur mit Selbstvorwürfen zu vergleichen waren, aber er drängte sie gewaltsam zurück. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, daß er jetzt, nach Rhodans Rückkehr, unbrauchbar war. Er war der unwichtigste Mann im Sonnensystem - nicht nur das: Er war auf Grund seines Wissens und seiner Ausbildung sogar gefährlich.
„Wissen Sie, worauf ich hinauswill?" fragte Raskani.
„Nein", sagte Anrath, der kaum zugehört hatte.
„Das ist auch nicht so wichtig", meinte der Plophoser. „Ich sage Ihnen, welche Befehle Sie geben müssen, um unsere Position zu sichern."
Anrath wünschte, er hätte Gelegenheit gefunden, allein nachzudenken. Raskani blieb ständig in seiner Nähe und redete immer wieder auf ihn ein.
„Mecheninger ist unser wichtigster Mann", sagte Raskani. „Er kann jetzt nicht mehr zurück. Er wird sich sogar gegen vernünftige Argumente verschließen. Wir können uns darauf verlassen, daß er OLD MAN so steuert, wie wir es von ihm verlangen."
Anrath bedauerte den Obersten. Im Gegensatz zu ihm hatte Mecheninger alles zu verlieren. Anrath war sich darüber im klaren, daß er mithalf, die Laufbahn eines vorbildlichen Offiziers zu zerstören. Aber das, so
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