0371 - Der Satan füttert sie mit Gift
dem Bourbonglas waren.«
»Ach ja?« murmelte Anderson und zeigte nicht viel Interesse. »Na und? Ist er der Mann, den wir suchen?«
Hicks hatte die Hände vor seinem beachtlichen Bauch gefaltet.
»Keine Ahnung, Morr«, erwiderte er. »Und du? Was hast du?«
»Ich bin in der Nachbarschaft herumgelaufen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt eine Frau, die hat ein Mädchen oder eine junge Frau am frühen Morgen am Fenster des Professors gesehen.«
Hicks wurde lebhaft.
»Ein Mädchen? In der Wohnung des Professors?«
»Nein, du verstehst mich falsch Nicht in der Wohnung! Außen am Fenster. Du weißt doch! Wenn man zur Hausstür will, muß man eine Treppe hinauf. Und sofort neben der Treppe liegt ein Fenster. Wenn man sich ein bißchen über das Treppengeländer beugt, kann man leicht durch das Fenster in die Wohnung blicken.«
»Ja, richtig Und ein Mädchen tat das?«
»Ja. Leider konnte ich aus der Frau keine brauchbare Beschreibung des Mädchens herausholen. Sie hatte nur einen Augenblick durch das Fenster gesehen, sagte sie mir.«
»Um wieviel Uhr war das?«
»Kurz vor neun.«
»Das ist der Tatzeit sehr nahe.«
»Ja. Das dachte ich auch. Ich habe mir das Fenster daraufhin noch einmal aus der Nähe angesehen Und dabei habe ich eine Entdeckung gemacht, Richard. Wenn man sich über das Treppengeländer lehnt, das man durch das Fenster sehen kann, wird man sich unwillkürlich mit dem linken Arm zu stützen versuchen. Die Hauswand ist ziemlich glatt, wo wird man sich also auf stützen?«
»Auf dem Fensterbrett«, sagte Hicks sofort.
»Richtig. Auf dem Fensterbrett. Ich hatte meine Tasche noch bei mir, und da habe ich es halt mal versucht. Hier hast du das Ergebnis.«
Moravius Anderson zog eine weiße Karte aus seiner Tasche. Auf dem Karton klebte eine dünne, durchsichtige Folie Hicks sah die mit dunklem Puder sichtbar gemachten Spuren einer Hand.
Nachdenklich besah sich der Lieutenant die Spurenkarte.
»Hol’s der Teufel«, brummte er. »Morgen früh lasse ich allen weiblichen Wesen aus diesem College die Fingerabdrücke abnehmen Wer auch immer da in die Wohnung des Professors hineinsah — ich möchte auch wissen, was es zu sehen gab!«
***
»Tag, Ricci«, sagte ich und schob mir den nassen Hut ins Genick.
Ricci Vaolo drehte nur lässig den Kopf, um über die Schulter hinweg nach mir zu schielen. Seine beiden bulligen Gestalten wandten mir kantige Schlägergesichter mit den sichtbaren Spuren handgreiflicher Auseinandersetzungen zu Der Rauschgiftschieber runzelte die Stirn. Es schien, als ob ich ihm bekannt vorkäme, er aber im Augenblick nicht wüßte, wo er mich einzuordnen hätte. Langsam drehte er sich herum. Dabei entdeckte er Phil, der neben mir stand und genau wie ich vorsorglich schon das Jackett aufgeknöpft hatte.
»Wer seid ihr?« fragte er.
Seine Gorillas hatten die Ellenbogen ein wenig eingeknickt, bereit, jeden Augenblick zuzuschlagen oder eine Schußwaffe zu ziehen Das Lokal war brechend voll. Wir durften nichts riskieren.
»FBI«, sagte ich halblaut, so daß man es an den benachbarten Tischen wahrscheinlich noch mithören konnte. »Wir möchten mit dir sprechen, Ricci.«
Die drei Buchstaben taten ihre Wirkung.
»FBI?« wiederholte er mißtrausich. »Zeigt eure Ausweise!«
Wir hielten ihm unsere Sterne vor. Er nagte unentschieden an der Unterlippe. Seine beiden Gorillas waren einen halben Schritt zurückgetreten und warteten auf seine Anweisungen »Was wollt ihr?« fragte Vaolo.
»Mit dir sprechen.«
»Wo?«
»Im Districtgebäude.«
Das Knabbern an der Unterlippe dauerte länger Endlich raffte er sich zu einem Vorschlag auf.
»Seid vernünftig, Jungs«, sagte er salbungsvoll. »Ihr wollt mir doch nicht den Abend verderben Wenn es was zu besprechen gibt, können wir das doch auch hier machen.«
»Im Districtgebäude«, wiederholte ich fest.
»Und wenn ich euch von der Schippe springe?«
»Das wäre ein Fluchtversuch, Ricci«, sagte ich. »Das berechtigt zur vorläufigen Festnahme.«
»Na und?« knurrte er.
Einer der beiden Gorillas wollte sich aufspielen. Er schob seine massige Gestalt ein Stück vor und knurrte bärbeißig:
»Mit den beiden werden, wir doch fertig, Ricci!«
Ricci sah ihn giftig an.
»Sei ruhig«, erwiderte er. Dann wandte er sich Phil und mir wieder zu. »Na schön«, meinte er mit einem Achselzucken. »Was soll ich machen? Ihr habt nun einmal den längeren Arm. Also gehen wir. Aber macht es nicht zu auffällig. Ich laufe euch nicht
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