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0372 - Gejagt bis ins letzte Versteck

0372 - Gejagt bis ins letzte Versteck

Titel: 0372 - Gejagt bis ins letzte Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gejagt bis ins letzte Versteck
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gewonnen hast, bist du nicht mehr ganz richtig im Kopf«, zeterte die Frau. »In der ersten Zeit ging es ja noch. Wenn du nur nicht so mit dem Geld rumgeworfen hättest. Jedem, den du kanntest, musstest du mit ein paar Hundertern aushelfen.«
    »Ich habe meinen alten Freunden gern unter die Arme gegriffen«, sagte Merrit tonlos. »Außerdem hatte ich ja genügend Geld.«
    »Hatte!«, sagte die Frau bitter. »Hatte. Und heute haben wir nichts mehr. Jetzt sind wir schlimmer dran, als zu der Zeit, in der du noch gearbeitet hast. Nicht einen einzigen Cent habe ich mehr. Ich möchte bloß wissen, womit ich nach Trenton fahren soll.«
    »Mary, das Geld werde ich dir geben«, versprach Merrit rasch.
    »Auf einmal«, höhnte die Frau. »Du hättest auf mich hören sollen, damals, als der Wettgewinn reinkam. Aber nein, Jack Merrit verstand ja mehr von Gelddingen, Jack Merrit wusste ja alles besser. Er musste sein Geld anlegen. Anlegen! Wenn ich das schpn höre. Wir hätten uns ein Häuschen in Queens kaufen können. Mit allen Sachen, die…«
    »Darüber haben wir doch schon so oft gesprochen.«
    »Ist es besser geworden?«, fragte die Frau heftig zurück. »Höchstens schlimmer. Zuerst hast du dein Geld verschenkt. Dann hast du einen Teil angelegt, wie du immer so schön sagst. Ich möchte bloß wissen, wozu das gut sein soll.«
    »Hör doch endlich auf!«, brummte Merrit. »Du hast ja schließlich auch ’ne Menge bekommen.«
    »Stimmt, dreitausend Dollar«, räumte sie höhnisch ein. »Aber es ist nichts mehr davon da. Und deswegen werde ich jetzt an den Stahlkoffer gehen, wo du…«
    »Das wirst du nicht tun!«, rief er drohend. Sein Gesicht bekam auf einmal wieder Farbe. Mit einem Satz war er vor der Tür, die in das Wohnzimmer führte. »Du wirst auf keinen Fall an den Koffer gehen, verstanden?«
    Sie wich vor seiner Wut zurück. Einen Augenblick hatte es ihr die Sprache verschlagen.
    »Das ist das Verrückteste an dir, Jack«, fuhr sie nach zweimaligem Luftschnappen fort. »Ich stehe ohne einen Cent da, und du hast einen ganzen Koffer voller Geld. Für ein großes Geschäft brauchst du es angeblich. Ich möchte wissen, wann das sein wird. Und wahrscheinlich wird auch nichts dabei herausspringen. Ich kenne dich doch.«
    »Du darfst nicht an den Koffer!«, sagte Merrit leise, aber drohend. »Wenn du drangehst, dann… dann passiert ein Unglück!«
    Sie biss die Zähne fest aufeinander. Sie hatte eine heftige Entgegnung auf der Zunge, aber als sie das entschlossene Gesicht ihres Mannes sah, schluckte sie die Antwort hinunter.
    »Fährst du nun nach Trenton?«, fragte Merrit.
    »Nein!«, sagte die Frau hart und bestimmt. »Ich denke nicht daran. Außerdem brauche ich Geld.«
    »Du wirst es bekommen«, antwortete Merrit und ließ auf einmal die Arme hängen, als wäre er unsagbar müde.
    »Ich brauche es sofort!«, verlangte die Frau. »Ich muss einkaufen. Der Junge braucht einen neuen Anzug für die Schule.«
    Jack Merrit drehte sich um und ging wortlos in das Wohnzimmer. Er ließ sich schwer in den Sessel fallen und stützte den Kopf in beide Hände.
    Er holte die Brieftasche aus der Jacke. Es waren drei 50-Dollar-Noten darin. Merrit nahm sie. Seine Hand zitterte heftig. Er legte die Scheine auf den Tisch.
    Dann stand er auf und ging zu dem schweren Eichenschrank. Er räumte im mittleren Fach die Bücher weg. Dahinter kam ein schwarzer Stahlkoffer zum Vorschein. Den Schlüssel dazu trug Merrit an einem schmalen goldenen Kettchen auf der Brust. Merrit brachte den Koffer zum Tisch und schloss ihn auf. Er entnahm ihm noch einige Scheine und legte sie zu den 50-Dollar-Noten.
    »Ich hab keine andere Wahl«, flüsterte er leise und trug den Koffer wieder an seinen Platz zurück.
    ***
    »Sie sagen das so, als wäre er mit der Kasse durchgebrannt, oder Sie hätten ihn durch ein anderes Unglück verloren«, sagte ich verwundert.
    »Ja, ein Unglück war’s wohl«, erklärte Smith, der Diamantenschleiferboss.
    »Merrit hatte auf einmal eine ganze Menge Geld.«
    Ich warf Phil einen schnellen Blick zu. Das schien ja ganz in unser Konzept zu passen.
    »Andere Leute sehen darin ihr Glück«, widersprach der Mann heftig. »Es hat ihn verdorben. Weniger das Geld, als der Umgang, den er dann pflegte. Merrit ist eigentlich der einfache Mann geblieben, der er immer war. Aber er muss in schlechte Gesellschaft gekommen sein. Anders kann ich mir es gar nicht erklären. Außerdem missbillige ich natürlich die Art, wie er zu dem Geld gekommen

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