0373 - Blütenjagd im Niemandsland
können Sie bekommen, was Sie suchen. Sardelli liefert für Zoos und Aquarien. Er fährt oft zu den Bahamas hinunter und in die Karibische See.«
»Dann wird er eine große Auswahl haben?«, stocherte ich.
»Und ob!«, sagte mein Gesprächspartner und zog eine Muschel aus dem Netz. »Vom Guppy bis zum Hai liefert Sardelli alles. Er hat eine Spezialität, die außer ihm niemand auf der Welt verkauft.«
»Welche?«, wurde ich neugierig.
»Er liefert lebende Piranhas!«
»Die Kannibalen des Amazonas?«, staunte ich.
»Ja, so werden sie genannt. Bisher ist es noch keinem gelungen, diese Raubfische an Aquarien zu gewöhnen. Sardelli hat es geschafft.«
»Hat er auch Korallen?«
»Fast jede Sorte.«
»Und wo liegt der Shop?«
»Fahren Sie dort hinunter, Mister, bis Sie auf einen schmalen Weg stoßen. Lassen Sie Ihren Wagen stehen und gehen Sie zu Fuß weiter, bis Sie in die Bucht kommen.«
Ich fuhr, bis ich den Weg erreichte. An beiden Seiten standen Distelgebüsche. Dort ging ich zu Fuß weiter. Der Pfad wand sich wie eine riesige graue Schlange am Berg entlang.
Plötzlich gaben die 'Sträucher den Blick frei. Vor mir lag die Bucht. Am Ufer stand ein großes Schild mit der Aufschrift: Sardellis- Shop.
Das Unternehmen bestand aus zwei langen schwarzen Holzbaracken, die auf Pfählen im Wasser ruhten und mit den Kopfseiten spitzwinklig zusammenstießen. An der Stelle befand sich ein breiter Steg, der zum Land führte. An einer hölzernen Anlegebrücke lag ein schnittiges Boot, das den Namen
Barrakuda trug und gut und gerne seine fünfzig Sachen machte.
Kein Mensch war zu sehen.
Ich ging am Wasser entlang und sah mir die Barrakuda an. Sie war mit Fangnetzen und starken Angeln für die Hochseefischerei ausgerüstet.
Ich betrat den Steg.
Das zweiflügelige Tor, groß wie das einer Scheune, stand weit offen. Es klaffte wie ein Riesenmaul.
Wie ein einzelner Zahn blieb ich mitten in der Öffnung stehen und rief: »Hallo!«
Keine Antwort. Niemand erschien.
Ich wanderte in eine Gasse hinein, die von den Aquarien gebildet wurde. Ich sah Fische aller Arten in den Gläsern. Exoten in großen Mengen. Die Glasbehälter waren nicht beleuchtet.
***
Ich ging weiter.
Plötzlich stand ich vor einer großen Grube.
Ein Viereck aus dünnen Ketten umrandete das schwarze Loch im Holzboden. In der vollkommen, offenen Wassergrube quirlte und wogte es.
An den Ketten hingen Schilder. Vorsicht! Lebensgefahr! Piranhas!
Blitzende weiße Bauchseiten waren zu erkennen. Einer der Fische sprang aus dem Wasser heraus. Er war groß wie eine ausgestreckte Männerhand. Das war eine von den Hyänen des Amazonas. Eine Bulldogge in Fischgestalt. Der Körper war eine abgeplattete Kugel, der Kopf machte ein Drittel des ganzen Tieres aus. Ich sah einen weit vorgeschobenen Unterkiefer mit einer Reihe weißer, rasiermesserscharfer, spitzer Zahndreiecke.
Diese Nagefische sind die gierigsten und gefährlichsten Fleischräuber unter den Fischen. Sie fallen auch Menschen an. Kein Lebewesen hatte eine Chance, ihren scharfen Zähnen zu entkommen, wenn es ins Wasser fiel, das mit Piranhas verseucht war.
Ich umwanderte die Grube und kam an einem Fenster an, unter dem drei Glasbehälter standen, in dem Skorpionfische schwammen.
In den drei nebeneinanderstehenden Aquarien befanden sich grüne Orbizella-Korallen, wie ich sie bei dem toten Rotondo gesehen hatte.
Haben die grünen Korallen eine besondere Bedeutung?, fragte ich mich. Bestand nur eine rein zufällige Zusammeriballung von grünen Korallen oder steckte mehr dahinter?
Als ich näher hinschaute, bemerkte ich, dass sich eine Koralle ein winziges Stück verschoben hatte und dass ein Stück Papier oder Karton darunter hervorlugte.
An der Wand entdeckte ich einen kleinen Kescher. Ich tauchte ihn in das Aquarium, fing den Fisch ein und ließ ihn in ein Glas plumpsen.
Ich krempelte die Ärmel hoch, tastete mich an die grüne Orbizella-Koralle heran und griff sie.
Mit den Fingern zog ich sie hoch. Sand wirbelte in einer kleinen Wolke hoch.
Unter der Koralle entstand ein winziges Loch im Sand. Jetzt konnte ich ein längliches, schwarzes Paket erkennen, das in dieser Umgebung wie ein Fremdkörper wirkte.
Ich zog die grüne Koralle hoch und legte sie ins Wasser, um das seltsame Päckchen herauszüholen.
In dem Augenblick ging mit einem Schlag das Licht in allen Aquarien an!
Ich schloss die Augen, die starke Lampe hinter dem Glasbehälter blendete mich.
»Nimm die Hände hoch!«, sagte eine
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