0373 - Das Schiff der Bestien
nach ihrer Pfeife tanzen ließ?
Und sie demonstrierte mir weiterhin ihre Stärke, als sie sich allmählich zurückzog.
Es begann mit einem letzten wissenden, triumphierenden und hinterhältigen Lächeln, das wie festgebrannt auf ihrem Gesicht lag, dessen Umrisse allmählich anfingen zu flimmern. Der silberfarbene Schatten legte sich um ihre Gestalt, drückte sie zusammen und sorgte dafür, daß sie sich auflöste.
Sie entschwand vor meinen Augen. Auch das unnatürliche Licht war plötzlich nicht mehr da.
Die Dunkelheit fiel über mich.
Ich hatte noch immer an der Tatsache zu knacken, und mir fiel eigentlich erst zu spät ein, daß ich meine, wertvollste Waffe aus der Hand gegeben hatte.
Das Kreuz leuchtete noch schwach, so daß ich seine Umrisse erkennen konnte.
Doch da war noch einer.
Und diesmal hatte ich es mit keiner Projektion zu tun, denn ich hörte schleichende Schritte.
Verdammt, das war Gerald Ascot.
Ich warf mich vor, um das Kreuz zu erreichen, als mein Gegner schon gestartet war.
Und er erwischte mich mitten im Sprung…
***
Beide waren für den Chinesen wichtig. Auf der einen Seite die beiden Botschafter, auf der anderen die Werwölfe, die irgendwo auf dem Schiffin der Finsternis lauerten, Suko wahrscheinlich beobachteten, er selbst sie aber nicht erkennen konnte.
Er hatte sich auf die Laute konzentriert. Wenn ihn nicht alles täuschte, waren sie von zwei verschiedenen Seiten aufgeklungen.
Also war er eingekreist!
Suko gehörte nicht zu den Angsthasen. Er ließ sich auch von zwei Bestien nicht ins Bockshorn jagen. Aus diesem Grunde spürte er auch keine so große Furcht, nur ein leichtes Gefühl der Nervosität, wenn er an die Botschafter dachte.
Die mußte er rausholen!
Die pochenden Geräusche hatte er vernommen, die Stimmen ebenfalls, da war etwas im Busch, und es mußte in seiner Nähe geschehen sein, denn die beiden Männer wollten raus.
Suko bewegte sich geduckt und so lautlos wie möglich über das Deck.
Selbst als er seine Dämonenpeitsche zog, einen Kreis schlug und die drei Riemen aus der Öffnung fielen, entstand kein Laut. Nur als die Spitzen der Schnüre über den Boden schleiften, hörte Suko das Geräusch.
Er ging weiter, drehte sich dabei, achtete auch auf verdächtige Laute und hörte irgendwo auf dem Schiff das Tappen breiter Pfoten.
Die Bestien versuchten es auf die lautlose Art, aber damit kamen sie nicht durch. Ihre Körper waren einfach zu schwer.
Sie befanden sich noch immer in dem großen Deckrestaurant.
Verschwommen erkannte Suko vor sich die Tisch- und Bankreihe einen halbrunden Tresen, wo die Bedienung die bestellten Getränke abholte.
»Verdammt noch mal, holt uns raus!«
Das war wieder die Stimme des englischen Botschafters. Jetzt wußte der Inspektor genau, woher sie gekommen war, denn er entdeckte gleichzeitig den Umriß der Tür hinter der Theke.
Dort mußte das Gefängnis sein!
Und es war auch Sukos Ziel.
Wieder vernahm er das Knurren. Hatte es sich lauter angehört als beim erstenmal? Waren die Bestien schon näher herangekommen?
Kalt strich es über seinen Nacken. Er drehte sich um, sah unter dem Dach nur die Dunkelheit, ohne eine Bestie zu entdecken und auch das Wasser, auf dessen Oberfläche die schimmernden Reflexe tanzten.
Suko erreichte die Theke. Er hätte sich gern bemerkbar gemacht, aber er wollte den Botschaftern eine nicht zu große Hoffnung bereiten. Wenn die Befreiung nicht klappte, war die Enttäuschung um so größer.
Deshalb blieb er still.
Suko sah eine Lücke in der Theke. Überall lag noch der Staub des langen Winters. Leicht bewegte sich das Schiff im Rhythmus der auslaufenden Wellen.
Der Inspektor legte die letzten Yards zurück, stand vor der schmalen Tür und sah, daß sich die Klinke nach unten bewegte. Innen drückte sie jemand nach unten.
Die Tür blieb zu.
In der Dunkelheit konnte Suko nicht genau erkennen, wie dick sie war. Trotzdem trat er einen halben Schritt zurück, schaute sich noch einmal uni, sah zum Glück keinen Werwolf, hob das rechte Bein und trat mit aller Wucht dagegen.
Und noch einmal.
Er hörte die lauten Geräusche, vernahm auch das Splittern, ein Loch entstand, Stimmen schlugen ihm entgegen, und Suko beruhigte die Männer mit einigen Worten.
Anschließend räumte er mit Handkantenschlägen auf. Er vergrößerte das Loch so weit, daß die beiden Botschafter geduckt hindurchsteigen konnten. Zuerst kam der Engländer.
Suko kannte ihn von Bildern her. Der weißhaarige Mann schaute den
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