0375 - Verschwörung in Andromeda
würde ihre Flotteneinheiten derartig überstürzt umrüsten, wenn es keinen zwingenden Grund dafür gäbe. Solche Maßnahmen legten vorübergehend die Schlagkraft der Flotte lahm und bargen außerdem die Gefahr von fehlerhaften Installationen und ungenügender Erprobung in sich.
Dann dieser Anschlag auf Midway Station! Kantor Chiarini kannte die Tefroder viel zu gut, um anzunehmen, eine kleine Oppositionsgruppe würde es riskieren, Schläge gegen die Einrichtungen der Maahks auszuteilen, wenn sie nicht über die Machtmittel verfügte, die zu erwartenden Gegenschläge abzuwehren.
Für den streng logisch arbeitenden Geist des Staatsministers und Kosmopsychologen gab es für beide Probleme nur eine Lösung.
Innerhalb des Andromedanebels mußte bereits eine weitverzweigte und mächtige Untergrundorganisation tefrodischer Nationalisten existieren - und die Maahks wußten davon und bereiteten sich auf die Abwehr eines Großangriffs oder auf einen Präventivkrieg vor...
Chiarinis fettes Buddhagesicht wurde zur bissigen Bullenbeißermaske, als er seine Gegenzüge berechnet. Nicht einmal kam dieser Mann auf den Gedanken, jene Aufgabe könnte vielleicht zu gewaltig sein, als daß ein Individuum sie zu lösen vermochte. Er wußte aus zahllosen Erfahrungen, daß jede Situation bereits den Schlüssel zur Lösung in sich barg. Es bedurfte nur noch des richtigen Mannes zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um den Schlüssel zu bewegen.
*
Ächzend stemmte Kantor Chiarini seinen massigen Körper aus dem Sessel. Auf dem Interkom erlosch das Abbild des Kommandanten, der ihm soeben mitgeteilt hatte, die RUBICON flöge innerhalb der nächsten zehn Minuten ins Tri-System ein.
Donald reichte seinem Herrn dessen Krückstock und öffnete die Tür. Verwünschungen murmelnd, humpelte der Minister auf den Hauptgang hinaus. Dort sprang er mit einer einzigen fließenden Bewegung, die jeden verblüfft hätte, der Chiarini nicht kannte, auf das Transportband.
Nach kurzer Fahrt verließ er das Band vor dem Panzerschott der Hauptzentrale.
Ungeduldig stampfte er mit dem Stock auf, während er darauf wartete, daß die Individualtaster der unsichtbar eingebauten Pfortenrobots sein individuelles Gehirnwellenmuster erfaßten und für identisch mit dem gespeicherten Muster erkannten.
Der ganze Vorgang bis zur Freigabe des Öffnungsmechanismus dauerte nur knapp eine Sekunde.
Dann glitten die starkwandigen Schotthälften zur Seite.
Oberst Yulsman Kirkpatrick, der Kommandant der RUBICON, salutierte, als Kantor Chiarini die Empore mit den wichtigsten Kommandoeinheiten betrat.
Bevor er jedoch vorschriftsmäßig Meldung machen konnte, winkte Chiarini mit gequältem Gesichtsausdruck ab.
„Schonen Sie mein Herz, Oberst!" flüsterte er. „Schließlich habe ich Augen im Kopf und sehe selbst.
wie miserabel Sie das Schiff fliegen. Widersprechen Sie nicht ständig! Oh, meine arme Galle!"
Er ließ sich schwerfällig in den Reservesitz fallen.
Oberst Kirkpatrick schwieg.
Er war weit davon entfernt, sich über die Worte des Staatsministers aufzuregen. Im Gegenteil, hätte Chiarini sich wie ein normaler Mensch aufgeführt, wäre er ernstlich um dessen Gesundheit besorgt gewesen.
„Nun reden Sie schon!" fuhr Chiarini ihn nach einer Weile an. „Wofür haben Sie Ihren Mund, Sie Taugenichts!"
Kirkpatrick räusperte sich.
„Sir, wir haben den Erkennungskode abgestrahlt und Einfluggenehmigung erhalten. General Tschubaik teilte mit, auf Gleam sei alles in bester Ordnung. Es lägen wichtige Mitteilungen vor, und Sonderbotschafter Spaaktrin sei sofort von Ihrer bevorstehenden Ankunft unterrichtet worden."
„Das wollte ich ihm auch geraten haben!" knurrte Kantor Chiarini.
Auf seinen Wink hin zündete Donald eine Zigarre an und reichte sie ihm mit einer devoten Verbeugung. Der Robotdiener sah einem Terraner täuschend ähnlich, einem untersetzten Durchschnittsmenschen mit hellbrauner Haut, blauen Augen und kurzgeschorenem schwarzen Haar.
Nur das Gewicht von zweihundertvierzig Kilogramm hätte seine wahre Natur verraten können.
Chiarini blies dem Ersten Offizier eine Wolke blauen Rauches ins Gesicht, was Oberstleutnant von Wolframsdorff einen Hustenanfall einbrachte.
„Die Jugend heutzutage ist nichts Gutes mehr gewöhnt", bemerkte Chiarini. „Wo sind Sie denn ausgebildet worden, wenn überhaupt, Wolframsdorff?"
„Space-Academy Terrania, Sir", erwiderte von Wolframsdorff errötend. „Später auf den Trainingswelten A-1, Q-6 und C-4 der
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