0376 - Der Spiegel des Spuks
und wartete für einen Moment auf der obersten Stufe.
Caroline hatte sich wieder fangen können. Sie wäre am liebsten weggelaufen, vor diesem Monster mußte sie einfach Furcht haben, wenn es da nicht etwas gegeben hätte, das für sie unfaßbar war und sie kaum glauben wollte, obwohl es existierte.
Die Spinne besaß einen Kopf.
Sogar mit einem Gesicht.
Und das kannte Caroline nur zu gut.
Es gehörte ihrer Mutter!
***
Der sehr frühe Termin im Innenministerium hatte mich zeitigaufstehen lassen. Zu Dienstbeginn stand ich bereits auf der Matte, hatte einige Kontrollen über mich ergehen lassen müssen und war schließlich bei einem verantwortlichen Sektionsleiter gelandet, der sich mit dem IRA-Terrorismus beschäftigte.
Ich hatte seine Fragen beantwortet, denn Suko und ich waren bei unserem letzten Fall mit dieser verbrecherischen Begleiterscheinung des Terrorismus konfrontiert worden.
Ich mochte den glatzköpfigen Typ hinter dem mit Telefonen überladenen Schreibtisch nicht, und diese Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit. So hielt sich unserer Dialog immer nur in dienstlichen Bahnen. Er dauerte zum Glück nicht länger als eine Dreiviertelstunde.
»Sollten noch Fragen sein, werde ich Sie anrufen«, sagte der Typ zum Schluß und erhob sich.
Er reichte mir kaum bis zur Schulter und besaß einen Kugelbauch.
Ich winkte lässig ab. »Ich bitte nicht darum!«
Er war irritiert. »Was sagten Sie?«
»Schönen Tag noch, Mister.«
Im Flur atmete ich tief durch. Auf dem Gang hockte ein Uniformierter, wahrscheinlich ein Wächter. Böse schaute er mir entgegen. Ich hatte an diesem Morgen gute Laune, begann plötzlich zu bellen, und der Kerl schreckte zusammen, als hätte ihm jemand eine spitze Nadel in sein Hinterteil gestoßen.
Sein Blick irrte ab, als er meine Stimme hörte: » Ich bin der Hund, Meister, keine Panik.«
Der Knabe sprang auf. »Finden Sie sich witzig?«
»An einem Tag wie diesen immer. Schauen Sie mal aus dem Fenster. Wir haben Frühling.«
»Na und?«
Während ich auf den Lift wartete, unterhielt ich mich weiter mit dem Aufpasser. »Bei diesem Wetter sollte man dichten.«
»Das sagen Sie, wie?«
»Klar.«
»Dann dichten Sie doch! Meinetwegen auch die Rohrleitung, aber lassen Sie mich in Ruhe.«
Der Lift war da, Die Türen öffneten sich. Im Hineingehen sagte ich noch. »Geben Sie acht. In drei Jahren haben Sie Magengeschwüre, wenn Sie sich so weiterärgern.«
Seine Antwort hörte ich nicht, da die beiden Türhälften vor meiner Nase zusammenklappten.
Ich rauschte nach unten. Wenig später hatte ich den alten, muffig riechenden Bau verlassen. Der Bentley stand auf dem bewachten Parkplatz.
Ich war froh, wieder abdüsen zu können, auch wenn die Büroluft beim Yard ebenfalls ziemlich trocken war, aber dort arbeiteten wenigstens andere Menschen in meiner Nähe.
Wie Glenda Perkins und Suko.
Mit dem Autotelefon stellte ich eine Verbindung zu meiner Sekretärin her und kündigte mein Eintreffen an.
»Was habe ich damit zu tun?«
»Sei doch nicht so grantig, kleine Glenda. Du hast noch Zeit genug, um Kaffee zu kochen.«
»Und das soll ich tun?«
»Ich bitte darum.«
»Mal sehen.«
»Ist Suko noch da?«
»Ja, er sitzt und schaut.«
»Wohin denn? Doch nicht in deinen Ausschnitt?« Ich lachte los.
»Nein, das tut er nicht. Er heißt schließlich nicht John Sinclair und weiß, was sich gehört.« Mit dieser Antwort legte Glenda auf.
Mein Freund und Kollege Suko schaute noch immer, als ich die Bürotür aufriß. Zuvor hatte ich den leeren Sekretariatsraum durchquert und Glenda nicht gesehen, dafür aber den frischen Kaffee gerochen. Sie war doch ein liebes Mädchen.
»Der Frühling kommt!« rief ich.
Suko verzog die Lippen. »Ich sehe nur dich.«
»Das ist das gleiche. Und mir ist auch ein Gedicht eingefallen. Möchtest du es hören?«
»Wenn es dich erleichtert!« Suko breitete die Arme aus. »Bitte sehr.«
»Hör zu.« Ich blieb vor dem Schreibtisch stehen. »Wenn die Eier werden billiger und die Mädchen williger – und wenn dem Knaben juckt der…«
»Laß es!« Das hatte nicht Suko gesagt, sondern eine Frau, die lautlos hinter mich getreten war. Ich drehte mich um. Glenda stand vor mir. Auf einem Tablett trug sie eine Tasse Kaffee.
»Dir muß wirklich das Fell jucken. Deine Gedichte sind ja schon jugendgefährdend. Du weißt selbst, wie sich die Behörden…«
»Hör lieber auf«, winkte ich ab, »und sag mir lieber, wie es möglich ist, daß du schon wieder etwas Neues
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