0378 - Aufstand der Henker
Krach zwischen den Männern. French verließ das Zimmer, und ich holte die 42er.«
Sie lachte. »James selbst gab mir den Befehl, sie zu holen. Er sagte: Darling, sei nett, hol die Kanone und bring sie hinunter in den Mercury. Leg sie ins Handschuhfach. Er hatte keine Geheimnisse vor mir.«
Ihre Augen schienen eine andere Färbung angenommen zu haben. Die Pupillen standen so weit offen, daß ihre Augen nahezu schwarz zu sein schienen.
»Ich holte die Pistole«, sagte sie. »Ich hielt sie in der Hand und richtete sie auf James, und James sagte: Darling, spiel nicht damit herum. Ich antwortete: Ich spiele nicht, James, ich mache Ernst. Und dann gab ich es ihm.«
Ich trank das Glas leer.
»Ich hätte nie gedacht, daß in einer so harmlos aussehenden Verpackung ein so übles Biest hausen könnte«, sagte ich.
Ihre Augen schienen Flammen zu spucken.
»Halten Sie die Luft an, G-man!« schrie sie.
Ich grinste sie an, und das verwirrte sie offensichtlich.
»Sauber zurechtgelegt«, sagte ich ungerührt. »Sie erschießen Radoc, legen die 42er in das Handschuhfach. Schlau wie Sie sind, haben Sie sicherlich nicht vergessen, nachzuladen. French schaukelt, ohne zu ahnen, daß sein Boß inzwischen tot ist, los, nimmt die Pistole und knallt mir eine Ladung Kugeln um die Ohren. Der FBI stellt die Übereinstimmung fest, und damit ist French nahezu als Mörder Radocs überführt, so daß der elektrische Stuhl für ihn schon angeheizt werden kann. Ihre phantasievolle Aussage hätte das übrige getan. Wo steckt nun der Fehler? Was hat Sie gezwungen, selbst das Schießeisen in die Hand zu nehmen und ihre Rolle zu enthüllen?«
»Die Tatsache, daß Rey es nicht schaffte, Sie umzubringen«, zischte sie wütend. »Hätte er Sie getötet, dann wäre der Fall erledigt gewesen. Selbst, wenn er euch lebendig in die Hände gefallen wäre, er hätte immer wieder beteuern können, Radoc nicht erschossen zu haben. Niemand hätte ihm geglaubt. Es hätte natürlich nichts ausgemacht, denn er hat ja andere Morde begangen. Von Justizirrtum also keine Spur. Ich jedenfalls wäre ihn los gewesen. Leider schoß er vorbei. Wegen eines Mordversuches wird niemand zum Tode verurteilt. Rey würde sich also, wenn er gefaßt wurde, mit Händen und Füßen dagegen sträuben, sich den Mord an Radoc anhängen zu lassen. Von diesem Augenblick an bestand die Gefahr, daß der FBI eines Tages doch auf den Gedanken kommen könnte, in mir die Mörderin James Radocs zu sehen.«
Sie schob sich langsam nach links, wo ihre Tasche auf einer Anrichte stand. Sie öffnete sie mit einer Hand, fischte eine Zigarette heraus, schob sie zwischen die Lippen und hantierte mit einem Feuerzeug.
»Ich denke, Sie rauchen nicht?«
»Fast nie, das sagte ich Ihnen doch. Ich rauche nur, wenn ich besonders guter Laune oder besonders erregt bin.«
»Was sind Sie jetzt? Guter Laune oder erregt?«
»Beides!« Sie stieß ein zischendes Lachen aus.
»Als Sie French in seinem Versteck aufsuchten, rauchten Sie auch. Die Lippenstiftspur an der Kippe stammt von Ihnen?«
»Natürlich! Da French vorbeigeschossen hatte, blieb mir keine andere Wahl. Ich mußte ihn aufsuchen. Ich wußte, wo er sich verstecken würde, und ich ging hin.«
»Haben Sie ihm gestanden, daß Sie Radoc erschossen?«
»Genau das tat ich.«
»Erstaunlich, daß Sie noch leben.«
»Ich sagte Ihnen doch, daß Rey völlig in mich verschossen ist. Ich spielte ihm Theater vor, erzählte ihm, daß James mich gequält hätte, daß ich in völliger Verwirrung gehandelt hätte, und daß er mir helfen müsse.«
»Er hat das geglaubt.«
Sie zog die Lippen von den Zähnen zu einem teuflisch hämischen Grinsen zusammen.
»Auch ein Henker hat ’ne Stelle, an der er zu erweichen ist. French zerschmolz schließlich beinahe vor Mitleid und zum Schluß war er fast glücklich, als ich ihm versprach, ich würde mit ihm zusammen in den Süden fliehen, sobald ich einiges von Radocs Vermögen in Sicherheit gebracht hätte. So lange müßte er sich ruhig halten und den FBI im Glauben lassen, er habe Radoc umgebracht.«
»Sehr raffiniert! Aber das erklärt immer noch nicht, warum Sie selbst eine Pistole in die Hand nahmen und auf mich losgehen.«
Sie spuckte die Zigarette aus.
»Ach, verdammt, daran ist Tyst schuld. Tyst suchte Rey auf und zerstörte alles, was ich gerade zurechtgebogen hatte. Er bewog Rey, ihm zu helfen, Lickstead und Sie zu erledigen, und als Sie zum zweiten Male davonkamen, da lag Tyst French ständig in den
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