0378 - Mörder-Totem

Titel: 0378 - Mörder-Totem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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werden, denn seine eigene Vorstellung mochte den Dhyarra dabei beeinflussen und ihn dazu bringen, falsche Bilder zu liefern. Es war ein Tanz auf dem Drahtseil.
    Wieder flirrte die Luft, als bläuliches Licht den Pfahl einhüllte und langsam in seine Tiefe vorzudringen begann. Die äußeren Schichten wurden durchsichtig wie Glas und waren damit nicht mehr zu erkennen. Der Pfahl schien unmerklich dünner zu werden. Schon war die Schnitzerei und die Bemalung längst nicht mehr tu sehen.
    Die Indianer rückten näher. Zamorra fragte sich, ob der Pfahl auch für sie durchsichtig wurde oder ob der Kristall nur ihm selbst einen klaren Durchblick verschaffte.
    »Was machen Sie da, Weißer?« rief einer der jungen Mäner. »Lassen Sie das sein! Sie entweihen die heiligen Zeichen!«
    Zamorra schaltete seine Ohren auf Durchzug. Die Kristall-Energie drang weiter ins Innere des Pfahls vor. Zamorra wurde vorsichtiger. Wenn sich etwas im Innern dieses hölzernen Heiligtums befand, mußte es bald sichtbar werden. Er wollte es aber nicht durch eigene falsche Vorstellung verdecken.
    Er achtete nicht mehr auf die Indianer, die ihn jetzt fast erreicht hatten. Einer streckte die Hand aus, um Zamorra zurückzuziehen und ihm den blau funkelneden Kristall abzunehmen. Zamorra registrierte das kaum, so sehr hatte er sich jetzt in seine Arbeit vertieft. Erst, als die Hand seinen Arm berührte, begriff er jäh, daß der Hopi den aktivierten Dhyarra-Kristall nicht anfassen durfte. Das konnte für sie beide schmerzhaft werden, für den Indianer vielleicht sogar tödlich.
    »Nicht…«
    Und im gleichen Moment sah Zamorra die Schlange.
    ***
    Die Schlange, die Zamorras Gruben-Helfer mittels des Seils nach oben geholt hatte, bewegte sich durchs hohe Gras und zwischen Büschen und Sträuchern hindurch. Sie hatte den Trommler ebenfalls gebissen und zu einem untoten Diener gemacht, so daß sich jetzt im unmittelbaren Bereich drei Schlangendiener aufhielten - Tamo Alekko nicht mitgezählt. Jetzt suchte die Schlange weitere Opfer. Auch sie hatte den Befehl vornommen, Zamorra und seine Begleiter zu töten, und da Zamorra an vorderster Stelle genannt wurde, kroch die Schlange hinauf zum Tanzplatz, wo sich Zamorra befand, der von einer Gruppe Hopi umringt wurde, die erzürnt auf ihn einredeten.
    Die Schwanzrassel blieb still. Es entsprach nicht dem Charakter des Wesens, das die Schlange geworden war, sich nach Art der Klapperschlangen zu bewegen. Sie zog die Lautlosigkeit vor. Ihre kalten Reptilaugen fixierten das Opfer, das zwischen den anderen Menschen stand.
    Niemand achtete auf die Schlange…
    ***
    »Das geht nicht gut«, sagte Monica leise. Aus der Ferne, von der Fläche unmittelbar vor dem Pueblo aus, beobachteten sie, was oben am Tanzplatz vorging. »Die Hopi werden immer erregter. Ich fürchte, ihre Friedfertigkeit hat Grenzen. Hoffentlich fallen sie nicht über Zamorra her.«
    »Er weiß sich zu wehren«, sagte Tendyke. »Hoffentlich schafft er, was er sich vorgenommen hat. Könnt ihr etwas feststellen?«
    Uschi trat ihm auf den Fuß. »Könntest du mal aufhören, Sklaventreiber zu spielen? Du bist genauso wie Zamorra, du verlangst Unmögliches.«
    »Ich kann mich erinnern, daß Zamorra schon oft genug selbst Unmögliches gegeben hat. Das müßtet doch gerade ihr wissen«, sagte Tendyke.
    Aus Richtung der Schlangengrube, in der die Giftreptilien zwischen den Tänzen gehegt und gepflegt wurden, kam der Trommler. Ein anderer Hopi, in dem die beiden Mädchen den Indianer wiederzuerkennen glaubten, der Zamorra aus der Grube geholfen hatte, näherte sich von der anderen Seite. Die beiden Indianer hielten direkt auf die kleine Dreiergruppe zu.
    »Was wollen die denn?« wunderte sich Tendyke.
    Da zuckten die Zwillinge zusammen.
    »Sie denken nicht, Rob… sie denken nicht…«
    Unwillkürlich zuckte Tendykes Hand zur Hüfte, griff aber ins Leere. Der Revolver lag im Jeep! Schließlich hatte er keine Lust, fortwährend mit der schweren Waffe an der Seite herumzulaufen. Jetzt wünschte er sich, er hätte den Colt bei sich.
    Kaum hatten die Zwillinge ihre Bemerkung von sich gegeben, als die beiden Hopi angriffen. Sie überwanden die restliche Distanz unglaublich schnell und warfen sich auf die beiden Mädchen. Ihre Münder waren aufgerissen, die weißen Zähne blinkten förmlich im Sonnenlicht.
    Tendyke macht einen Sprung nach vorn und schlug mit beiden Fäusten nach rechts und links zugleich zu. Hinter ihm gab es ein dumpfes Geräusch. Er sah, wie die