038 - Das zweite Leben des Mortimer K.
Gleichgewicht bringen.
Vielleicht bekam Lance von diesem satanischen Wissenschaftler in diesem Augenblick das Serum in die Venen, das ihn zum Wurmkiller machte. Mein Mund trocknete bei diesem schrecklichen Gedanken aus.
Ich riß mich davon los und wandte mich dem Mädchen zu, das bleich vor Vicky Bonneys Derringer-Pistole stand. »Sie können sich denken, was wir von Ihnen wissen wollen!« sagte ich schneidend.
Für gewöhnlich bin ich freundlich und höflich, wenn ich mit Frauen spreche, aber hier wäre ein netter Umgangston fehl am Platze gewesen.
Sie sagte nichts. Kalt starrten mich ihre Augen an.
»Wie heißen Sie?« fragte ich.
»Lydia Foke.«
»Okay, Lydia, ich höre.«
Das hübsche Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich darf nichts verraten. Wer der Organisation des Schreckens angehört, hat sich verpflichtet, unter allen Umständen zu schweigen!«
»Sie haben mitgeholfen, Lance Selby zu entführen«, sagte ich anklagend.
»Ich habe nichts getan.«
»Sie haben es unterlassen, ihm zu helfen. Der Staatsanwalt wird Sie der Mittäterschaft und der Mitwisserschaft anklagen.«
»Ich habe nichts zu befürchten!« sagte Lydia Foke trotzig.
»Professor Kull wird dafür sorgen. Über kurz oder lang bin ich wieder frei.«
»Das hätten Sie gern, aber es wird nicht gespielt«, sagte ich.
»Komm, Tony, vergeuden wir hier nicht wertvolle Zeit«, brummte der Ex-Dämon ungeduldig. »Wenn sie nicht freiwillig redet, werde ich sie eben hypnotisieren.«
»Mich kann man nicht hypnotisieren!« behauptete Lydia.
Vielleicht hätte kein Mensch es gekonnt, aber Mr. Silver hatte damit noch nie Probleme gehabt, denn er mengte seiner Hypnose ein Quentchen Magie bei, und der konnte sich niemand entziehen.
Lydia blickte dem Hünen trotzig in die perlmuttfarbenen Augen.
Sie glaubte, der hypnotischen Kraft seines Blicks standhalten zu können, doch das war ein Irrtum.
Weder Vicky Bonney noch mir fiel auf, als Lydia Foke in Trance fiel. Wir wußten es erst, als Mr. Silver sagte:
»So, Tony, jetzt können wir ihr jede Frage stellen. Sie wird sie uns alle beantworten.«
»Mal sehen«, sagte ich und testete als erstes, ob uns das Mädchen seinen richtigen Namen genannt hatte. »Wie heißen Sie?«
»Lydia Foke.«
Ich fragte sie, wo sie wohnte, und sie sagte es mir.
»Zu welchem Zweck wurde Lance Selby gekidnappt?« lautete meine nächste Frage.
»Die Entführung gehört zur Operation Peckinpah«, sagte das Mädchen. Ich lag mit meiner Vermutung also richtig. Lance Selby sollte zum Monster werden, war es vielleicht schon geworden oder wurde es in diesem Augenblick.
»Was soll geschehen?« fragte ich weiter.
»Ich weiß es nicht genau.«
»War Charles Fulton auch hier?«
»Ja.«
»Ebenfalls mit rasenden Zahnschmerzen?«
»Ja, Vurenne Bonx gab ihm einen präparierten Kaugummi. Als seine Schmerzen einsetzten, nannte sie ihm Clives Adresse.«
»Ich nehme an, man brachte Charles dorthin, wo sich jetzt Lance Selby befindet.«
»Das ist richtig.«
»Und wo ist das?«
Lydia nannte uns die Anschrift. »Es ist der Stützpunkt der Organisation des Schreckens.«
»Leitet ihn Professor Kull selbst?« fragte ich.
»Bill Carrenna hat ihn in seinem Auftrag errichtet.«
»Ist Kull auch da?«
»Ja, er traf heute in London ein. Er wird es sich nicht nehmen lassen, Lance Selby persönlich zum Kamikaze-Monster zu machen.«
»Können wir das noch verhindern?« fragte ich bange.
Lydia Foke schüttelte den Kopf. »Das glaube ich kaum. Selby ist lange genug im Laboratorium.«
»Wir müssen Tucker Peckinpah warnen, Tony«, sagte Vicky Bonney.
Ich war schon auf dem Weg zum Telefon. Es gefiel mir nicht, wie sich dieser verfluchte Fall entwickelt hatte. Wieso hatte ich noch nie von Professor Mortimer Kull und seiner Organisation des Schreckens gehört, wenn sie so groß war?
Hatte der Wissenschaftler sie so gut getarnt? Stieß man erst auf sie, wenn man unmittelbar mit ihr konfrontiert wurde?
Mr. Silver gab Lydia Foke Weisungen, die sie befolgen würde. Er verlangte von ihr, sich der Polizei zu stellen. Aus der Trance solle sie erst erwachen, nachdem sie ein lückenloses Geständnis abgelegt habe.
Sie würde sich daran halten. Die Hypnose ließ nichts anderes zu.
Ich blickte auf den toten Zahnarzt, der sich lieber das Leben genommen hatte, als zum Verräter an der Organisation des Schreckens zu werden. Bläulich glänzten seine Lippen.
Die Augen waren weit aufgerissen, das Gesicht verzerrt. Durch Zyankali zu sterben, geht zwar
Weitere Kostenlose Bücher