038 - Das zweite Leben des Mortimer K.
Hand löste.
Erst als die Waffe zu Boden fiel, kehrte das Gefühl in Hand und Arm zurück.
Bannister wartete nur darauf, daß Prouster sich nach dem Schießeisen bückte, doch diesen Gefallen tat er ihm nicht, denn der CIA-Agent hätte sofort zugetreten.
Deshalb stürzte er sich mit einem Wutschrei auf Bannister.
Auch er war in etlichen Kampfsportarten versiert, und er kombinierte seine Attacken, stimmte sie auf die jeweilige Situation ab.
Doch wie es Blake Prouster auch anpackte – Noel Bannister bot ihm Paroli. Das war aber nur am Beginn des Kampfes so. Als sich Bannister auf Prousters Kampfstil eingestellt hatte, legte er einen Zahn zu.
Seine Attacken kamen überlegt. Er teilte sich die Kraft ein, die ihm zur Verfügung stand. Kein Schlag ging daneben. Blake Prouster kam ins Trudeln.
So einen Kämpfer hatte er noch nicht erlebt. Bisher hatte er immer Oberwasser behalten. Heute war es anders.
Bannister blockte die Schläge ab und konterte nur dann, wenn er sicher sein konnte, daß er mit seinem Treffer auch die gewünschte Wirkung erzielte.
Prouster erkannte, daß er gegen Bannister keinen Blumentopf gewinnen konnte. Jedenfalls nicht allein. Das bedeutete für ihn, daß er seinen Rückzug einleiten mußte.
Der Fight, den er von diesem Moment an seinem Widersacher lieferte, zielte nur noch darauf ab. Er wollte sich Luft verschaffen. Er brauchte für seine Flucht einen kleinen Spielraum.
Ein Tritt traf sein Schienbein. Er schrie auf, sprang vor und schlug seine Fäuste in Bannisters Bauch. Diesmal hatte der CIA-Agent nicht rasch genug reagiert.
Er wurde von den Treffern gegen den Waggon geworfen. Das war der winzige Zeitvorteil, auf den Prouster gehofft hatte. Er nützte ihn sofort.
Wie von der Natter gebissen kreiselte das Milchgesicht herum und stürmte los.
Ein Zug kam!
Dreißig, vierzig Waggons hingen hinten dran.
Blake Prouster sprang über die Geleise. Es sah so aus, als wollte er sich vor den Zug werfen.
Wie ein Selbstmörder war er unterwegs. Noel Bannister folgte dem Kull-Mann nicht. Wenn seine Berechnung stimmte, würde der Güterzug ihm die Arbeit abnehmen.
Aber das Glück schlug sich auf Blake Prousters Seite. Es half ihm und verschaffte ihm den winzigen Vorsprung, der ihm das Leben rettete. Groß und mächtig stampfte die Lok heran.
Prouster wuchtete sich nach vorn. Wie ein Urwelttier wuchs die Zugmaschine hoch, schnaufte und rumpelte.
Die dicken Puffer fegten hinter Blake Prouster vorbei. Der Kull-Mann hatte das Unmögliche geschafft.
Kein Zweifel – Blake Prouster war dem CIA-Agenten entkommen.
Noel Bannister hatte das Nachsehen.
Während Prouster im Schutz von dreißig, vierzig Waggons das Weite suchte, hob Bannister den Revolver auf und schob ihn in seinen Gürtel.
Er hoffte, daß er dem Milchgesicht bald wiederbegegnen würde, und dann sollte es dem Mann an den Kragen gehen.
»Ein zweites Mal entkommst du mir nicht, das schwöre ich dir!«
knurrte Bannister.
***
Obwohl er mit einem Taxi keine guten Erfahrungen gemacht hatte, enterte Noel Bannister in der Nähe des Verschiebebahnhofs wieder eines.
Der Fahrer war ein netter dicker Mann mit rot geränderten Lidern.
»Ich mache das nicht hauptberuflich«, sagte er. »Mein eigentlicher Beruf ist Vertreter, Verkaufsrepräsentant, Reisender – wie immer Sie es nennen wollen.«
»Was verkaufen Sie denn?« fragte der CIA-Agent.
»Eisen und Stahl. Im Moment stagniert der Markt. Genau genommen liegt meine Firma auf dem Bauch, aber sie erholt sich mit Sicherheit wieder.« Der Nebenbei-Taxifahrer lächelte. »Einer muß schließlich an die Firma glauben, nicht wahr? Interessiert es Sie, warum ich zwei Berufe ausübe?«
Es interessierte Bannister nicht, aber er konnte das dem Mann schlecht sagen. Außerdem hätte ihm der Taxifahrer auf jeden Fall sein Herz ausgeschüttet, ob ihm das nun recht war oder nicht.
So hörte sich Bannister geduldig an, was der gute Mann zu erzählen hatte. Fast wäre er eingedöst dabei. Er erwachte aus seiner Lethargie, als der Wagen am Straßenrand hielt.
»So, Sir, wir sind da«, tat der Fahrer kund.
Der Amerikaner bezahlte den Fahrpreis und gab ein Pfund Trinkgeld. Dann warf er die Tür zu, das Taxi fuhr weiter. Bannister hob den Kopf und schaute sich die Fassade jenes Apartmenthauses an, in dem sein Kollege Paul Poone wohnte. Hoffentlich war er jetzt zu Hause.
Noel Bannister schaute sich um. Lagen vielleicht auch hier Mitglieder der Organisation des Schreckens auf der Lauer? Zu sehen war
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