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038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
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Alpträume nie aufhören, Silke.“
    „Ich glaube nicht daran, daß die Alpträume etwas damit zu tun haben, daß ich an Ingrun denke. Die Alpträume sind ganz anders, da kommt Ingrun gar nicht vor. Meist träume ich von Gerippen, nicht nur von menschlichen, auch von Tierskeletten, Skeletten von Hunden, Katzen, Vögeln, und alle diese Gerippe wollen mich fassen. Sie umkreisen mich in meinen Träumen, versuchen mich zu beißen. Ich laufe davon und dann falle ich … Es ist. als würde ich in einen tiefen Brunnenschacht fallen. Ganz dunkel ist es um mich herum. Ich höre schreiende Stimmen, die immer lauter werden … So laut, daß ich glaube, mein Kopf zerspringt. Der Fall ist endlos. Dann spüre ich den Schmerz und wache auf.
    Und jede Nacht habe ich diesen Traum. Nicht nur einmal, oft bis zu fünfmal in einer Nacht.“
    „Hast du schon mal Schlaftabletten genommen?“
    „Ja, aber das nützt überhaupt nichts. Die Alpträume kommen trotzdem. Du glaubst mir nicht!“
    „Ich glaube dir schon“, sagte Haike. „Ich glaube, daß du die Alpträume hast. Aber das hängt sicherlich mit deinen Gedanken an Ingruns Tod zusammen.“
    „Und was ist mit meinen Eltern?“ fragte Silke und reckte das Kinn vor. „Mein Vater hat unerträgliche Kopfschmerzen, er kann nicht mehr arbeiten, oft werden die Schmerzen so unerträglich, daß er fast bewußtlos wird. Meine Mutter hat auch Schmerzen, und sie verfällt völlig. Hast du sie in letzter Zeit gesehen, Haike?“
    „Ja, sie sieht sehr krank aus. Als ich sie gestern grüßte, sah sie mich geistesabwesend an. Es war, als ob sie mich nicht erkennen würde. Sie ging weiter, und ich sah ihr nach. Auch anderen Leuten, die sie grüßten, ging es so wie mir. Sie antwortete nicht, sondern ging einfach weiter.“
    „Und wie erklärst du dir das?“
    „So wie bei dir“, sagte Haike. „Deine Eltern denken so wie du zu sehr an Ingrun. Und dein Vater hat einige sehr böse Dinge erzählt.“
    „Welche?“
    Haike fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Er behauptet, daß Jan an allem Schuld habe. Die Insel sei verflucht, seit er zurückgekommen ist. Er sei ein böser Geist, ein Hexer, ein Dämon.“
    „Das glaube ich nicht“, sagte Silke schwach.
    „Ich habe es selbst gehört“, sagte Haike. „Er kommt ja fast jeden Tag in die Wirtsstube. Ich half Mutter in der Küche, und da hörte ich deinen Vater reden. Es war vor drei Tagen.
    Er wurde immer lauter. Ich ging aus der Küche, und da hörte ich ihn brüllen. Er klagte Jan an. Ich wurde wütend und lief in die Wirtsstube und sagte ihm, er solle nicht so einen Unsinn behaupten. Doch er blieb dabei. Seiner Meinung nach sei Jan an allem schuld, und man solle ihn von der Insel verjagen.“
    „Und was sagten die anderen dazu?“ Haike zuckte die Schultern. „Einige ergriffen seine Partei, die anderen lachten nur über die Anschuldigungen deines Vaters. Alle schrien durcheinander, es war ein entsetzlicher Streit. Eine Zeitlang sah es so aus, als würde es zu einer Rauferei kommen, die aber mein Vater im letzten Augenblick verhindern konnte.
    Aber die Worte deines Vaters haben Wirkung gezeigt.
    Einige Leute sehen mich böse an. Es paßt ihnen nicht, daß ich oft mit Jan zusammen bin. Und wenn er zum Wochenende da ist, wird er von allen angefeindet. Jans Eltern werden gemieden. Die Atmosphäre auf der Insel ist vergiftet. Glaubst du vielleicht auch, daß Jan mit den Vorfällen zu tun hat?“
    „Nein“, sagte Silke. „Das glaube ich nicht. Aber irgend etwas stimmt nicht. Es geht schon das ganze Jahr so. Das kannst du doch nicht abstreiten, oder?“ „Das tue ich auch nicht.
    Aber es ist doch völliger Unsinn zu behaupten, daß Jan etwas damit zu tun hat. Er wohnte doch früher ständig hier, und da geschah nichts. Und jetzt auf einmal soll …“
    „Er war aber fünf Jahre fort“, sagte Silke rasch, „da könnte er doch …“
    „Jetzt fängst du auch damit an“, sagte Haike böse. „Ich sage Frau Brockenhausen, daß du heute nicht kommst. Ich komme am Nachmittag nochmals vorbei, Silke. Versuche zu schlafen und vergiß die rätselhafte Erscheinung, das hast du sicherlich nur geträumt.“
     

     

Zum ersten mal seit Wochen schlief Silke ruhig. Als Haike gegangen war, hatte sie eine Tasse Tee getrunken, ein Butterbrot gegessen und sich niedergelegt. Sie war augenblicklich eingeschlafen.
    Sie wachte kurz nach zwei Uhr auf und fühlte sich wohl. Sie stand auf, wusch sich und kleidete sich an. Sie hatte keine Lust etwas zu

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