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038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
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ein“, knurrte er. „Immer wieder kommt der Alptraum, irgendein Riesenvogel will mich zerfleischen.“
    „Und was hat der Traum mit der Insel zu tun?“ fragte seine Frau angriffslustig. „Den kannst du überall sonst auch haben!“
    „Blödsinn“, schnaubte er. „Diese ganze Insel ist verhext.“ Seine Frau kicherte. Sie war eine hübsche Blondine, mit aufreizenden Rundungen ausgestattet. Leider paßte das Gesicht überhaupt nicht zum hübschen Körper, es war farblos mit großen Froschaugen.
    Sie kicherte dümmlich, und er warf ihr einen bösen Blick zu.
    „Wir fahren“, sagte er bestimmt. „Keine Widerrede.“
    „Wir fahren auch“, erklärte eine der beiden älteren Damen.
    „Der Herr hat ganz recht, wir haben auch Alpträume.“ Haike kehrte in die Küche zurück. Wütend drosch sie die Tabletts auf die Anrichte.
    „Was hast du?“ fragte Haikes Mutter. „Die Zimmermanns wollen zahlen“, sagte Haike böse. „Und Frau Lüttke und Frau Gervais ebenfalls.“
    „Aber wieso denn?“
    „Die Alpträume“, sagte Haike. „Sie haben auch die Alpträume und haben genug davon. Ich kann es ihnen nachfühlen, ich würde auch abreisen, wenn ich es könnte.“
    „Rede keinen Unsinn, Haike.“
    „Das ist kein Unsinn“, sagte Haike fest. „Du hast ja nicht die Alpträume, du kannst es nicht beurteilen.“
    „Ach was“, meinte die Mutter. „Ich habe auch schon öfters Alpträume gehabt, deshalb stirbt man nicht.“
    „Das sind aber ganz andere Alpträume, Mutter. Sie sind von einer unglaublichen Intensität. Man glaubt, daß man es tatsächlich erlebt, wie einen der Riesenvogel zerfleischt.“
    „Ich will nichts mehr von diesen Alpträumen hören, Haike“, sagte die Mutter scharf. „Jetzt, bleiben uns als Gäste nur mehr das Ehepaar Ziegler und Frau Martens. Dabei hat diese Saison so gut angefangen.“
    „Ich wette mit dir, daß die auch noch abfahren werden“, meinte Haike sarkastisch.
    „Male nicht den Teufel an die Wand, sieh lieber nach, ob noch jemand etwas wünscht.“
    Haike blickte ins Gastzimmer. Das Ehepaar Ziegler hatte Platz genommen. Frau Ziegler war eine große, schlanke Frau, nicht besonders hübsch, aber sehr nett und freundlich.
    Sie war bleich wie ein Gespenst, und ihr Mann sah nicht viel besser aus.
    „Die Zieglers sind da“, sagte Haike, schnappte das Tablett und ging hinaus.
    „Guten Morgen“, sagte sie freundlich, als sie vor dem Tisch stehen blieb, die Kaffeekanne abstellte und ein Körbchen mit frischen Brötchen daneben stellte.
    „Morgen“, sagte Ziegler unwillig, und seine Frau nickte nur schwach. „Wann fährt das erste Fährschiff nach Husum?“ Haike lächelte schwach. Sie hatte recht gehabt, auch das Ehepaar Ziegler’ wollte abreisen. „Kurz nach elf Uhr“, sagte sie. „Sie wollen doch nicht schon abreisen, Sie sind doch erst seit zwei Tagen hier!“
    „Diese zwei Tage reichen mir aber“, sagte er und schnitt ein Brötchen durch. „Der ständige Regen und diese Träume, einfach scheußlich, ich halte es nicht mal mehr einen Tag hier aus.“ Haike nickte, nahm das leere Tablett und ging gereizt in die Küche. „Wie ich es vermutet habe“, sagte sie.
    „Die Zieglers fahren auch.“
    „Wenn jetzt noch Frau Martens abreist, dann haben wir keine Gäste mehr, da können wir gleich zu sperren. Ich werde mal mit ihnen sprechen.“ „Das wird nicht viel nützen“, sagte Haike.
    „Ein Versuch kann nicht schaden.“ Marlies Petersen legte die Schürze ab, strich sich das Kleid gerade und trat in die Gaststube.
    „Einen schönen guten Morgen“, sagte sie freundlich.
    Mißmutige Blicke, die wenig freundlich waren, empfingen sie, gelegentlich war ein undeutliches „Morgen“ zu hören.
    „Heute wird es schön“, sagte sie unbeirrt. „Der Regen hat schon fast aufgehört, es …“
    „Es hat keinen Zweck, Frau Petersen“, unterbrach sie Zimmermann. „Sie können uns nicht umstimmen, wir fahren.“
    „Aber wieso denn, meine Herrschaften?“
    „Das fragen Sie noch“, sagte Ziegler ungehalten. „Fast jeder hat Alpträume, niemand schläft länger als ein paar Stunden.
    Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Diese Insel ist verhext.“
    „Aber ich bitte Sie“, lächelte Marlies.
    „Sie brauchen gar nicht so zu grinsen“, brummte Zimmermann. „Herr Ziegler hat recht, diese Insel ist verflucht, wie wäre es sonst möglich, daß wir alle die gleichen Alpträume haben?“
    Bevor Marlies noch antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Frau

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