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038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James R. Burcette
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Händen.
    Frau Thorensen lächelte immer noch. Wieder hob sie das Beil und wollte aufs neue zuschlagen, da rannte ihr Jan den Stuhl in den Bauch, sie torkelte zur Wand, doch die Waffe hielt sie weiterhin umklammert.
    „Sie ist völlig übergeschnappt“, keuchte Weber. Er packte sich auch einen Stuhl, und drängte gemeinsam mit Jan die Wahnsinnige in die Ecke.
    Die Gäste des Lokals waren neugierig näher gekommen.
    Alle schrien wild durcheinander.
    Doch Frau Thorensen nahm das alles nicht wahr. Für sie gab es nur eines: sie wollte Jan töten. Die Stimme in ihrem Innern forderte sie dazu auf.
    Wild schlug sie mit dem Beil gegen die Stuhlbeine, die sie immer dichter gegen die Wand drückten. Holz zersplitterte, als sie wieder zuschlug. Sie beugte den Oberkörper vor und versuchte Jan zu treffen, und als es ihr nicht gelang, heulte sie wütend auf. Endlich gelang es den beiden sie mit den Stühlen so zu bedrängen, daß sie hilflos gegen die Wand gedrückt wurde; der Kommissar schlug ihr das Beil aus der Hand, das zu Boden fiel.
    Von einem Augenblick zum anderen blieb Frau Thorensen ruhig stehen. Ihr Gesicht wurde leer, nur die Lippen bewegten sich ununterbrochen, sie schloß die Augen und atmete schwer.
    „Legen Sie ihr Handschellen an, Weber“, sagte Friedsen.
    Sie ließ sich widerstandslos fesseln, reagierte aber auf keine der an sie gestellten Fragen. Sie schwieg einfach, und man hatte den Eindruck, als würde sie die Fragen gar nicht verstehen.
    „Das Beil ist blutig“, sagte Weber. „Wir sollten mal zu ihrem Mann sehen, vielleicht …“
    „Gehen Sie hinüber, Weber“, sagte der Kommissar.
    „Nehmen Sie aber zwei Beamte mit.“
    Sekunden später verließ Weber das Wirtshaus in Begleitung zweier uniformierter Polizisten.
    Sie betraten Thorensens Haus. Die Haustür stand offen, in der Diele brannte Licht.
    Weber sah sich sorgfältig um und blieb überrascht stehen, als er auf einem Stuhl ein blutbesudeltes Kleid fand. Rasch trat er ins Wohnzimmer.
    Thorensen lag am Boden, überall war Blut, und sein Schädel war bis zur Nasenwurzel gespalten.
    Schaudernd wandte sich Weber ab. Jetzt hatten sie es mit einem Mord zu tun, da gab es keinen Zweifel, und es stand fest, wer der Mörder war.
    Weber verständigte das Spurensicherungsteam und kehrte zum Kommissar zurück.

     
    Mit dem Tod von Gerd Thorensen kehrte Ruhe auf der Insel ein, die seltsamen Vorfälle hörten auf. Seine Frau war in eine Anstalt eingeliefert worden. Sie hatte ihr Gedächtnis verloren und war hilflos wie ein Säugling. Sie konnte nicht mehr sprechen und mußte gefüttert werden. Spezialisten bemühten sich um sie, doch ihr Zustand verschlimmerte sich immer mehr. Alles Leben wich aus ihr, sie wurde innerhalb weniger Tage zu einer Greisin, und eine Woche nach dem Tod ihres Mannes starb sie.
    Die Tage wurden länger, das Wetter war prächtig, die ersten Touristen kamen auf die kleine Insel.
    Einige Bewohner behaupteten nun, daß Gerd Thorensen der Urheber all der seltsamen Vorfälle gewesen sei und nur zu seinem Schutz das Gerücht ausgestreut hatte, daß Jan Hansen ein Hexer und Zauberer sei.
    Dann war der Sommer da und mit ihm die Ferien. Immer mehr Touristen kamen, eine sensationslüsterne Meute, die vor dem Haus der Thorensens stand, fotografierte und filmte und sich von den Inselbewohnern alles haarklein berichten ließ.
    Es war eine Horde unkultivierter Lärmer, lautstarke Schwätzer, die ihre Verachtung für die Inselbewohner ziemlich offen zur Schau trugen.
    Die Inselbewohner waren aber derartiges seit vielen Jahren gewöhnt, dachten sich ihren Teil dabei und hielten bereitwillig die Hände auf, wenn es ans Zahlen ging.
    So waren alle zufrieden, die käsegesichtigen Büroheinis und biederen Arbeiter, die das ganze Jahr vom Urlaub träumten.
    Sie lagen faul am Strand, ließen sich von der Sonne rösten und trugen ihren Teil zur „Verschönerung“ der Insel bei.
    Überall lagen leere Flaschen, Zeitungen und Illustrierte, zerknüllte Eisbecher und Zigarettenstummel herum.
    Das Geschäft florierte, alle Zimmer waren vermietet, manches Ehepaar überließ das eigene Schlafzimmer einem zahlungskräftigen Großstädter und nahm dafür gern die bedrückende Enge der Dachkammer in Kauf.
     

     
    Die Meteorologen brachten täglich neue Hiobsbotschaften, angefangen von unübersehbaren Tiefs, die über der Nordsee hängen sollten, bis zu Sturmfluten und Hagelschauern. Doch sie irrten. Eine schützende Hand hing über der Insel, das Wetter blieb

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