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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gemälde. Als der Tee in aller Eile beendet war, ging man hinaus. Mike Brixan setzte sich auf die Gartenmauer und beobachtete dort die letzte Szene, die bei Tageslicht aufgenommen wurde. Auch ihm fiel die schauspielerische Begabung Helens auf. Er wusste genug über Filmaufnahmen, um zu verstehen, welche Erleichterung es für den Direktor bedeutete, dass er eine so gute Schauspielerin hatte. Schnell und leicht führte sie alle die Bewegungen aus, die ihr der alte Mann suggerierte.
    Sonst wäre es ihm vielleicht lächerlich vorgekommen, wenn Jack Knebworth die Rolle eines jungen Mädchens gespielt hätte. Aber jetzt sah er mit Interesse, wie er sein Kinn schüchtern in die Hand legte und mit zierlichen Schritten von einer Seite der Szene zu der anderen ging. Er wusste, dass der Amerikaner ein Künstler war, der in großen Umrissen die Gestalten herausarbeitete und die feinere künstlerische Durchbildung des Ausdrucks seinen Schauspielern überließ. Helen Leamington war nicht mehr sie selbst, sondern nur noch Roselle, die Erbin einer Besitzung, die ihr eine böse Kusine streitig machen wollte. Die Geschichte selbst erkannte er wieder. Sie baute sich aus bekannten Motiven auf.
    »Das ist ja alles irgendwoher zusammengeschrieben«, sagte Jack Knebworth mit philosophischer Ruhe. »Es ist nur schade, dass ich mich vorher nicht genügend darum gekümmert habe. Die ganze Sache hat Foß zusammengestellt. Wenn ich mir noch soviel Mühe gäbe, könnte ich keine originelle Idee von ihm darin entdecken.«
    Mr. Foß war, wenn auch spät, wieder auf der Bildfläche erschienen. Brixan fragte sich, was er wohl so vertraulich mit Sir Gregory besprochen haben mochte.
    Er ging zum Wohnzimmer zurück und konnte dort vom Fenster aus beobachten, wie das Tageslicht immer mehr abnahm. Er musste über die eigenartige Wirkung nachdenken, die Helen auf ihn ausübte.
    Mike Brixan hatte im Lauf der Jahre viele schöne Frauen aus vielen Ländern und allen Gesellschaftskreisen kennengelernt. Er hatte gute und schlechte getroffen. Einige hatte er hinter Schloss und Riegel gebracht, und er hatte erlebt, dass eine von ihnen als Spionin an einem grauen Wintermorgen von französischen Soldaten in Vincennes erschossen wurde. Er hatte manche gern gehabt, eine beinahe geliebt, aber jetzt stellte er mit objektiver Selbstkritik fest, dass er ernstlich in Gefahr schwebte, sich in ein Mädchen zu verlieben, das er heute morgen zum erstenmal gesehen hatte.
    »Das ist doch wirklich sonderbar!« sagte er laut.
    »Was ist denn so sonderbar?« fragte Knebworth, der unbemerkt in das Zimmer gekommen war.
    »Ich habe mir auch schon den Kopf darüber zerbrochen, worüber Sie sich so ernste Gedanken machen«, sagte Mr. Longvale lächelnd, der den jungen Mann die ganze Zeit über schweigend beobachtet hatte.
    »Ich - hm - ich dachte über das Bild nach.« Mike Brixan drehte sich um und zeigte auf das Gemälde über dem Kamin. In mancher Beziehung sagte er auch die Wahrheit. »Mir kommt das Gesicht so bekannt vor«, sagte er. »Aber das ist ja nicht möglich, denn es ist doch offenbar ein altes Gemälde.«
    Mr. Longvale steckte zwei Kerzen an und beleuchtete damit das Porträt. Mike schaute das Bild wieder an, und aufs neue machte die majestätische Haltung des Mannes tiefen Eindruck auf ihn.
    »Es ist mein Urgroßonkel Charles Henry«, sagte Mr. Longvale stolz, »oder der ,große Herr', wie man ihn in unserer Familie mit Bewunderung nennt.«
    Brixan hatte sich während der Erklärung des alten Herrn halb dem Fenster zugewandt ... Plötzlich schien sich der Raum vor seinen Augen zu drehen. Jack Knebworth sah, wie er bleich wurde und ergriff ihn am Arm. »Was ist los?« fragte er. »Nichts«, antwortete Mike unsicher. Knebworth folgte seinem Blick und sah aus dem Fenster. »Was war denn das?« rief er aus.
    Mit Ausnahme des schwachen Lichtes, das die beiden Kerzen verbreiteten, und des Zwielichtes, das durch das Fenster vom Garten herkam, lag der Raum im Dunkeln.
    »Haben Sie das gesehen?« fragte Knebworth, eilte zum Fenster und schaute hinaus.
    »Was war es denn?« fragte Mr. Longvale, indem er zu ihnen trat. »Ich könnte einen Eid darauf leisten, dass ich ein Gesicht im Fenster sah. Haben Sie es auch gesehen, Brixan?«
    »Auch ich habe etwas bemerkt«, erwiderte Mike beunruhigt. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einmal in den Garten gehe?« »Ich glaube, es war der Kopf eines großen Affen«, sagte Knebworth.
    Mike nickte. Er verließ den Raum und ging den langen,

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