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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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voller Entsetzen. Das Gefühl einer unmittelbar drohenden Gefahr weckte sie. Sie richtete sich im Bett auf. Ihr Herz schlug heftig. Ängstlich sah sie sich im Zimmer um. In dem blassen Mondlicht war jede Ecke zu erkennen. Nichts rührte sich. Niemand befand sich außer ihr im Zimmer. War vielleicht jemand vor der Tür, der sie aufgestört hatte? Sie stand auf und drückte den Griff leise nieder. Aber die Tür war noch verschlossen. Das Fenster? Es lag nicht sehr hoch über dem Erdboden, wie sie sich erinnern konnte. Sie ging zum Fenster, um den einen Flügel zu schließen. Als sie auch den anderen zumachen wollte, kam plötzlich aus dem Dunkeln ein haariger langer Arm, und fünf Finger legten sich wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk.
    Sie schrie nicht. Sie stand atemlos vor Schrecken, ihr Herz setzte aus. Kalte Todesfurcht fasste sie. Was war das - was konnte das sein? Sie nahm all ihren Mut zusammen und schaute aus dem Fenster. Sie sah ein schreckliches, tierisches Gesicht, aus dem ihr zwei runde, grüne Augen entgegenfunkelten.

11
    Das unheimliche Wesen gab ein vogelähnliches, sanftes Zwitschern von sich, als ob es mit ihr sprechen wollte. Als sie näher. hinschaute, erblickte sie seine weißen Zähne in der Dunkelheit. Es zog nicht an ihrer Hand, es umspannte sie nur fest. Mit einer Hand hielt es sich an den Efeuranken, an denen es emporgeklettert war. Wieder fing das Wesen an zu zwitschern, und jetzt zog es an ihrem Arm. Sie versuchte, ihn zurückzuziehen, aber ebensogut hätte sie versuchen können, einen Maschinenkolben anzuhalten. Plötzlich schwang sich ein großes haariges Bein über das Fensterbrett, und jetzt kam auch die zweite Hand und bedeckte ihr Gesicht, so dass ihr Schrei erstickte. Und doch hatte ihn jemand gehört. Von unten herauf kam ein blitzartiger Feuerschein und der betäubende Knall eines Pistolenschusses. Ein Geschoss pfiff durch die Luft und schlug zwischen den Efeuranken in die Mauer ein. Sofort ließ der große Affe sie los, sprang auf den Boden und verschwand. Halb ohnmächtig fiel sie auf das Fensterbrett, sie war unfähig, sich zu bewegen.
    Unten löste sich aus dem Schatten des Lorbeergebüsches eine Gestalt, und sie erkannte den mitternächtlichen Schützen. Es war Mike Brixan.
    »Sind Sie verletzt?« fragte er leise.
    Sie konnte nur den Kopf schütteln, die Sprache versagte ihr. »Habe ich ihn getroffen?«
    Unter Aufbietung all ihrer Kräfte versuchte sie zu sprechen.
    »Nein, ich glaube nicht«, flüsterte sie heiser. »Er ließ sich hinunterfallen.«
    Mike leuchtete mit seiner elektrischen Taschenlampe den Boden ab.
    »Ich kann keine Blutspuren finden. Er war sehr schwer zu treffen - ich war auch besorgt, Sie zu verletzen.«
    Ein Fenster wurde aufgerissen, und man hörte Knebworths Stimme rufen.
    »Was bedeutet diese Schießerei? Sind Sie es, Brixan?«
    »Ja, ich bin es. Kommen Sie herunter in den Garten, ich werde Ihnen alles erklären.«
    Mr. Longvale schien durch den Lärm nicht aufgewacht zu sein, ebenso keiner der Filmleute. Als Knebworth in den Garten kam, fand er nur Mike Brixan.
    Mit ein paar Worten erzählte Mike alles, was geschehen war.
    »Der Affe gehört unserem Freund Penne. Ich habe ihn heute morgen selbst gesehen.«
    »Was halten Sie davon? Sind Sie der Ansicht, dass er hier umherstreifte und dabei das offene Fenster sah?« « Mike schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er ruhig. »Er kam mit einer ganz bestimmten Absicht hierher. Er wollte Ihre Diva entführen. Das klingt zwar hochdramatisch und scheint fast unmöglich zu sein, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass dieser Affe nahezu menschlichen Verstand hat.«
    »Aber er kannte Helen doch gar nicht - hatte sie nie gesehen!«
    »Er hatte aber ihre Witterung«, sagte Mike. »Sie hat in Griff Towers heute ein Paar Handschuhe verloren, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie der edle Gregory Penne gestohlen hat, um Bhag eine unfehlbare Witterung zu geben.« »Das kann ich nicht glauben, das ist unmöglich. Aber ich gebe gern zu«, sagte Jack Knebworth gedankenvoll, »dass diese großen Affen Erstaunliches leisten können. Haben Sie ihn angeschossen?«
    »Nein, ich habe ihn nicht getroffen, aber ich kann Ihnen versichern, dass dieses Tier früher einmal einen Schuss abbekam, denn sonst wäre es ohne weiteres auf mich losgegangen und wäre jetzt sicher tot.« - »Wie kamen Sie eigentlich hierher?«
    »Ich war hier auf Wache«, sagte der andere gleichgültig. »Ein Detektiv, der es ernst meint, muss so

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