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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mit Fliesen bedeckten Gang zum Garten hin. Er nahm einen Browning aus seiner hinteren Tasche, entsicherte und steckte ihn dann in seinen Rock.
    Er verschwand, und fünf Minuten später sah Knebworth vom Fenster aus, wie er den Gartenweg entlangging. Er lief zu ihm hinaus.
    »Haben Sie irgend etwas gefunden?«
    »Im Garten war nichts. Sie müssen sich geirrt haben.«
    »Haben Sie es denn nicht auch gesehen?«
    Mike zögerte.
    »Ich glaube, etwas gesehen zu haben«, sagte er, und gab sich den Anschein, als ob es ihm gleichgültig wäre. »Wann werden Sie die Nachtaufnahmen machen?«
    »Sie haben bestimmt etwas gesehen, Brixan - war es ein Gesicht?«
    Mike Brixan nickte.

10
    Die Dynamomaschine surrte, als er den Gehweg entlangging. Zischend und funkensprühend sprang das grelle Licht an und beleuchtete plötzlich die Fassade des Landhauses. Auf der Straße hielt ein Motorradfahrer erstaunt an und betrachtete das ungewöhnliche Schauspiel.
    »Was ist denn hier los?« fragte er neugierig. »Hier werden Filmaufnahmen gemacht«, sagte Mike. »Ach so, daher das Licht. Sicher gehört die Ausstattung Mr. Knebworth.«
    »Wo fahren Sie hin?« fragte Mike plötzlich. »Entschuldigen Sie meine Frage, aber wenn Sie nach Chichester unterwegs sind, könnten Sie mir einen sehr großen Dienst erweisen, wenn Sie mich bis dahin mitnehmen.«
    »Sitzen Sie hinten auf«, sagte der Mann. »Ich fahre nach Petworth, aber es macht mir nichts aus, wenn ich Sie erst nach der Stadt bringe.«
    Brixan stieg nahe am Markt ab und ging zu dem Haus eines seiner früheren Lehrer, der sich in Chichester niedergelassen hatte. Er wusste, dass dieser eine ausgezeichnete Bibliothek besaß. Nachdem er die Einladung zum Abendessen strikt abgelehnt hatte, trug er sein Anliegen vor, und sein alter Lehrer lachte. »Ich kann mich nicht darauf besinnen, dass Sie sehr fleißig waren, als Sie noch zur Schule gingen«, sagte er dann. »Aber meinetwegen können Sie ruhig die Bibliothek benützen. Haben Sie einen Vers von Vergil vergessen? Dann könnte ich Ihnen vielleicht das Nachschlagen ersparen.«
    »Nein, um Vergil handelt es sich nicht, großer Meister«, antwortete Mike lächelnd. »Es handelt sich um etwas viel Greifbareres.«
    Er hatte etwa zwanzig Minuten in der Bibliothek zu tun, und als er wieder zum Vorschein kam, lag ein zufriedener Zug auf seinem Gesicht.
    »Kann ich einen Augenblick bei Ihnen telefonieren?« fragte er. Er bekam die Verbindung mit London sofort. Ungefähr zehn Minuten lang sprach er mit Scotland Yard, dann ging er ins Speisezimmer, wo sein Lehrer, ein alter Junggeselle, allein sein Abendbrot einnahm.
    »Sie können mir noch einen großen Dienst erweisen«, sagte er zu ihm. »Haben Sie eine Schnellfeuerpistole im Haus, die ein größeres Kaliber hat als diese?« Bei diesen Worten zog er seine eigene Waffe aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Mike wusste, dass Mr. Scott als Offizier beim Heer gedient hatte und sogar Lehrer bei dem Offiziersausbildungskursus gewesen war. Deshalb schien die Erfüllung seiner Bitte nicht so unmöglich, wie es aussehen mochte.
    »Ja, ich kann Ihren Wunsch erfüllen. Was wollen Sie denn schießen - etwa Elefanten?«
    »Etwas viel Gefährlicheres«, sagte Mike.
    »Ich bin noch nie neugierig gewesen«, meinte Mr. Scott, verließ das Zimmer und kam mit einer schweren Browningpistole wieder. In der anderen Hand hatte er eine Schachtel mit Patronen.
    Fünf Minuten lang reinigten sie die Pistole, die lange Zeit nicht in Gebrauch gewesen war. Und mit dieser neuen Waffe, deren Gewicht seinen Rock bedenklich herunterzog, nahm Mike Abschied.
    Sein Herz war jetzt leichter und sein Verstand klarer als bei seiner Ankunft. Er nahm in der Stadt ein Auto und fuhr wieder nach Dower House. Kurz vor dem Ziel stieg er aus und schickte den Wagen zurück. Jack Knebworth hatte nicht einmal gemerkt, dass er verschwunden war. Aber der alte Mr. Longvale, der einen langen Rock mit einem Cape und eine seidene Kappe mit einer langen Troddel trug, kam gleich auf ihn zu, als er den Garten betrat.
    »Kann ich Sie sprechen, Mr. Brixan?« fragte er leise. Sie gingen zusammen in das Haus. »Erinnern Sie sich, dass Mr. Knebworth sehr bestürzt war, weil er glaubte, dass jemand zum Fenster hereinschaute - ein Geschöpf mit einem Affengesicht?« Mike nickte. »Es ist merkwürdig«, sagte der alte Herr nachdenklich. »Es war vor einer Viertelstunde - ich machte meinen gewöhnlichen Spaziergang in dem hinteren Teil meines Gartens und schaute

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