038 - Der Rächer
brachte eine Kiste.
»Die nicht«, sagte Gregory. »Die kleinen!« Er sprach sehr deutlich und gut betont, als ob er einem Tauben etwas klarmachen wollte. Aber Bhag nahm ohne Zögern die Kiste wieder mit und brachte eine andere dafür. »Schenk mir einen Whisky Soda ein!«
Der Affe gehorchte und verschüttete nicht einen einzigen Tropfen. Als Gregory sagte: »Genug!« nahm er den Glasstöpsel und verschloss die Karaffe. »Danke - gut so, Bhag!«
Ohne einen Laut zog sich der Affe wieder in seinen Raum zurück. Gregory schloss die Tür hinter ihm. »Das Tier benimmt sich wie ein Mensch«, sagte Brixan noch ganz starr vor Verwunderung. Sir Gregory Penne lachte leise. »Der nützt mir mehr als ein menschlicher Diener. Bhag schützt mich gegen jeden Angriff.«
Gregorys Blicke schweiften zu dem Schwert über dem Kamin. »Wo hält er sich auf?«
»Er hat einen eigenen Raum für sich, den er auch sauber hält. Er isst mit den Dienern.«
»Alle Wetter!« sagte Brixan überwältigt, und der andere lachte wieder über das Erstaunen, das Bhag hervorgerufen hatte.
»Ja, er nimmt seine Mahlzeiten mit den Dienern zusammen ein. Sie fürchten - ihn sehr, aber sie verehren ihn auch. Für sie ist er eine Art Dämon - wissen Sie, was passiert wäre, wenn ich ihm gesagt hätte: Dieser Mann ist mein Feind?« Dabei wies er mit seinem dicken Finger auf Brixans Brust. »Er hätte Sie in Stücke zerrissen, und Sie hätten sich nicht gegen ihn wehren können. Er kann aber auch sehr liebenswürdig sein, außerordentlich liebenswürdig.« Gregory nickte vor sich hin. »Schlau ist er auch. Jede Nacht geht er aus. Bis jetzt ist noch keine Klage über ihn gekommen. Es ist noch kein Schaf gestohlen worden, er hat niemanden erschreckt. Er streift nur durch die Wälder und hat noch niemandem etwas zuleide getan, nicht einmal einem Huhn.«
»Wie lange haben Sie ihn schon?«
»Acht oder neun Jahre«, sagte der Baron gleichgültig, indem er den Whisky trank, den ihm der Affe eingegossen hatte. »Jetzt wollen wir aber zu den Schauspielern und Schauspielerinnen nach unten gehen. Sie ist doch ein zu hübsches Mädel -vergessen Sie auch ja nicht, sie mit zum Essen zu bringen. Wie heißen Sie eigentlich?«
»Brixan«, sagte der andere. »Mike Brixan.« Sir Gregory brummte etwas. »Ja, ich will den Namen nicht vergessen - Brixan. Ich muss ihn auch Bhag sagen, der muss das auch wissen.«
»Würde er mich denn wiedererkennen, wenn Sie ihm den Namen genannt haben?« fragte Brixan lächelnd. »Sie wiedererkennen?« fragte der Baron verächtlich. »Er wird Sie nicht nur wiedererkennen, sondern er wird auch Ihre Spur verfolgen und Sie finden. Haben Sie nicht gesehen, wie er Witterung an seiner Hand nahm? Er hat sich Ihren Geruch gemerkt, mein Freund, und wenn ich ihm jetzt sagen würde: Geh, und bringe Brixan diese Botschaft, würde er Sie sicher finden.«
8
Als sie in den schönen Garten auf der Rückseite des Hauses kamen, war die erste Szene schon aufgenommen. Jack Knebworth lächelte, und das bedeutete, dass Helens Befürchtungen sich nicht erfüllt hatten. Die Aufnahmen waren tatsächlich gut gelungen.
»Das Mädchen ist wirklich so zart und süß wie ein Pfirsich«, sagte Jack begeistert. »Eine geborene Schauspielerin! Sie eignet sich ganz besonders für diese Rolle - es ist eigentlich zu schön, um es glauben zu können. Was wünschen Sie?« Mit diesen Worten wandte er sich an Mr. Reggie Connolly, dem wieder einmal etwas nicht passte, wie das ja immer bei Filmschauspielern ist, die ein« besondere Stellung einnehmen. Connolly war der Ansicht, dass ihm der Film nicht genügend Möglichkeiten gäbe, seine Talente zu entfalten.
»Mr. Knebworth«, sagte er in einem tieftraurigen Ton, »mein Anteil an diesem ganzen Film ist zu gering. Im ganzen werden nur etwa fünfzehn Meter von mir in Großaufnahme gezeigt. Sie müssen doch einsehen, dass das nicht geht. Wenn ein junger Mann eine gute Figur hat -«
»Sie haben überhaupt keine gute Figur«, sagte Jack kurz. »Die Mendoza hat sich hauptsächlich darüber beschwert, dass Sie in dem Film eine viel zu große Rolle spielen.« Mike schaute sich um. Sir Gregory Penne war schon wieder zu Helen gegangen. Aber in ihrer Begeisterung vergaß sie den Widerwillen und Hass, den sie gegen den Mann empfand. »Liebes Fräulein, ich möchte Sie noch sprechen, bevor Sie gehen«, sagte er leise. Sie lächelte ihn sogar an.
»Sie finden mich in günstiger Stimmung, Sir Gregory.« »Ich möchte Ihnen sagen, dass mir
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