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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wünscht, dass Sie diese Spur verfolgen.«
    Die Spur war in der Tat sehr gut getarnt. Um vier Uhr am nächsten Nachmittag humpelte eine lahme alte Frau in den Laden des Zeitungsagenten in der Lamberth Road. Sie fragte nach Briefen, die an Mr. Vole adressiert seien. Es wurden ihr drei ausgehändigt. Sie zahlte die Gebühr, steckte die Umschläge in eine alte, abgenutzte Handtasche und humpelte wieder auf die Straße, indem sie murmelte und mit sich selbst sprach. Nachdem sie die Lamberth Road hinuntergegangen war, stieg sie in eine Straßenbahn nach Clapham, und in der Nahe des Parks stieg sie aus. Sie ging durch die Straßen der Mittelstandshäuser, bis sie in ein ärmliches, unansehnliches Viertel gelangte.
    Die Gegend wurde immer armseliger, und schließlich kam sie zu einem niedrigen Bogengang, dessen Steinpflaster seit langen Jahren nicht ausgebessert worden war. Es war eine Sackgasse, deren Häuser alle gleich gebaut waren. Vor dem letzten hielt sie an, zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Sie wollte eben wieder schließen, als sie sah, dass ein großer, gutaussehender Herr im Eingang stand, der ihr die ganze Zeit über gefolgt sein musste.
    »Guten Abend, Mütterchen!« sagte er.
    Die Alte schaute ihn argwöhnisch an und murmelte etwas. Nur Krankenhausdoktoren und Beamte des Armenhauses, also Leute, die irgend etwas mit Wohltätigkeitsinstituten zu tun hatten, nannten alte Frauen Mütterchen. Manchmal taten es aber auch die Polizisten. Ihr altes, hässliches Gesicht bekam noch mehr Falten bei diesem unangenehmen Gedanken.
    »Ich möchte ein wenig mit Ihnen sprechen!«
    »Kommen Sie herein!« sagte sie mit schriller Stimme.
    Der Fußboden in dem Eingangsflur war an vielen Stellen kaputt und unglaublich schmutzig. Aber er war noch in glänzender Verfassung im Vergleich zu der schrecklichen Unordnung, die in ihrem Wohnzimmer und in der Küche herrschte.
    »Woher kommen Sie? Vom Hospital oder von der Polizei?« »Polizei«, sagte Mike. »Geben Sie mir die drei Briefe, die Sie eben abgeholt haben.«
    Zu seiner Überraschung sah die alte Frau erleichtert auf.
    »Ach, ist das alles?« sagte sie. »Das tue ich nun schon seit langen Jahren für einen alten Herrn.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich kenne seinen Namen nicht. Die Adresse auf den Briefen ist richtig. Ich sende sie alle an ihn.«
    Aus einem Haufen Kram holte sie drei Kuverts hervor, deren Adressen mit Maschine geschrieben waren. Mike erkannte die Type sofort wieder. Sie waren an eine Straße in Guildford adressiert.
    Mike nahm die Briefe und las zwei davon; der dritte war eine von ihm selbst geschriebene Antwort auf die Annonce. Das jetzt folgende scharfe Verhör brachte ihn aber nicht weiter. Die Frau erhielt monatlich ein Pfund für ihre Bemühungen. Das Geld sandte ihr der Unbekannte jedesmal in einem Brief, in dem er ihr auch mitteilte, wo sie die nächsten abholen sollte. »Sie war etwas verrückt und machte einen fast idiotischen Eindruck«, sagte Mike mit Abscheu, als er Major Staines berichtete. »Auch die Nachforschungen in der Guildforder Straße haben nichts ergeben. Dort sitzt ein anderer Agent, der die Briefe nach London zurückschickt, wo sie niemals ankommen. Da ist noch ein Haken bei der Sache. In ganz London gibt es diese Adresse nämlich nicht, und ich kann nur vermuten, dass die Briefe unterwegs abgefangen werden. Ich habe die Polizei in Guilford beauftragt, dieser Sache auf den Grund zu gehen.« Major Staines war sehr verärgert.
    »Ich hätte Ihnen diesen Fall doch nicht zur Bearbeitung übergeben sollen«, sagte er. »Ich habe die besten Absichten gehabt, als ich es tat. Scotland Yard macht jetzt Schwierigkeiten und sagt, man hätte den Kopfjäger längst fangen können, wenn sich nicht andere Leute hineingemischt hätten. Sie kennen ja selbst die unglaubliche Eifersucht zwischen den einzelnen Behörden. Und ich brauche Ihnen doch wohl nicht erst zu erzählen, wieviel unangenehme Bemerkungen ich zu hören bekomme, die ich wirklich nicht verdiene.«
    Mike sah seinen Vorgesetzten nachdenklich an. »Ich werde den Kopfjäger verhaften, aber ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass wir ihn nicht eher überführen können, als bis wir etwas Näheres - über die Höhlen wissen!« Staines zog die Stirne kraus. »Ich verstehe nicht ganz, Mike. Von welchen Höhlen sprechen Sie?« »In der Nähe von Chichester liegen Höhlen. Foß wusste auch, von deren Existenz und brachte sie sogar in Verbindung mit dem Kopfjäger. Geben Sie

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